Malignes Melanom – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf ein malignes Melanom (MM) hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf ein malignes Melanom und werden oft zuerst bemerkt:

  • Veränderungen in bestehenden Pigmentmalen: Die folgenden Veränderungen sind oft erste Anzeichen für ein Melanom und betreffen etwa 70-80 % der malignen Melanome. Hierfür wird die ABCD(E)-Regel verwendet:
    • Asymmetrie: Das Pigmentmal ist asymmetrisch geformt.
    • Begrenzung: Der Rand des Pigmentmals ist unregelmäßig oder gezackt.
    • Farbe (Color): Unregelmäßige oder mehrfarbige Pigmentierung (z. B. braun, schwarz, rötlich)
    • Durchmesser: Meist größer als 5 mm
    • Erhabenheit: Das Mal ist mehr als 1 mm erhaben

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild eines malignen Melanoms:

  • Blutungen: Bei manchen Melanomen kann es zu Blutungen kommen, besonders bei mechanischer Reizung.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Schnelles Wachstum: Ein Pigmentmal, das schnell größer wird, ist ein ernstes Warnzeichen und tritt bei 20-30 % der fortgeschrittenen Melanome auf.
  • Ulzerationen (Geschwüre) und Verkrustungen: Die Oberfläche kann Geschwürbildungen oder Verkrustungen aufweisen.

Lokalisation

  • Beim Europäer treten die Veränderungen bevorzugt auf der Brust, am Rücken oder an den Extremitäten auf.
  • Am häufigsten betroffen sind bei Mann und Frau der Rumpf und die Arme; bei Frauen zunehmend an den Beinen sowie der Hüfte
  • Die 5 häufigsten Lokalisationen eines Melanoms [3]
    • Wange 7 %
    • Rücken 24 %
    • Rumpf vorne 14 %
    • Oberarme 17 %
    • Unterschenkel 7 %
  • Geschlechtsspezifische Lokalisationen des Melanoms (aufgeführt das jeweils stärker betroffene Geschlecht) [3]
    • Männer
      • Rücken 29,65 %
      • Rumpf vorne 16,25 %
      • Capillitium (behaarte Kopfhaut) 4,94 %
      • Ohr 3,1 %
      • Präaurikulär ("vor dem Ohr") 3,6 %
    • Frauen
      • Unterschenkel 12,83 %
      • Wange 10,91 %
      • Oberschenkel 8,03 %
      • Fuß 7,07 %
      • Knie 2,28 %
  • Mukosale Melanome (Schleimhautmelanome): bevorzugt in der Kopf-Hals-Region (55 %) neben der anorektalen (24 %) bzw. genitalen Region (21 %) auftretend; Häufigkeitsgipfel in der 5.-8. Lebensdekade; Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): 0,04 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (USA)
  • Auge (Konjunktiva (Bindehaut)/Uvea (mittlere Augenhaut)
  • Vulvamelanome: Nach dem Vulvakarzinom (Vulvakrebs; Krebs der äußeren Genitalorgane der Frau) der zweithäufigste Tumor der Vulva (< 1 % aller malignen Melanome); auch amelanotische, d.h, unpigmentierte, Melanome sind möglich
  • Subunguale Melanome: siehe dazu Ausführungen unter "Warnzeichen (red flags)" (1-2 % aller malignen Melanome)

Beachte: Synchrome Melanome, d. h. Melanome, die innerhalb von drei Monaten nach dem Primärtumor zutage traten, treten in einer retrospektiven Kohortenstudie in 3,2 % der Fälle auf [4].

Weitere Formen des Melanoms

  • Amelanotische Melanome: pigmentarme oder pigmentfreie Form des malignen Melanoms, die v. a. bei Menschen des Hauttyp I beobachtet wird; sind mit einem Anteil von 2-8 % aller malignen Melanome selten.
  • Lentigo-maligna Melanom: meist unregelmäßig begrenzte, braune bis braun-schwarze, variabel gefärbte Plaque (über das Hautniveau erhebende, "plattenartige" Substanzvermehrung der Haut); initial als Lentigo maligna als eine flache, bräunliche, fleckartige Läsion; Lokalisation: sonnenexponierte Areale (Gesicht, aber auch der Unterarme und Handrücken); lange präinvasive Vorlaufzeit
    [Dermatoskopie (Auflichtmikroskopie): invasive Lentigo-maligna-Melanom zeigt unregelmäßige Pigmentnester und Netzabbrüche]

Rezidive erkennen mit der ATLAS-Formel

Klinische Symptome, die in besonderem Maße mit einem Rezidiv (Wiederauftreten der Erkrankung) eines kutanen Melanoms assoziiert sind [5]:

  • A = Appetitverlust bzw. -veränderungen; : Odds-Ratio (OR) 2,70 (p < 0,01); positiver prädiktiver Wert (PPV): 82,54 Prozent
  • T = Müdigkeit [„tiredness“]
  • L = Lymphknotenvergrößerung
  • A = Abdominelle Schmerzen; Obstipation, Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen: OR 4,07 (p < 0,05); PPV 86,96 Prozent
  • S = Kurzatmigkeit [„shortness of breath“]; OR 8,11 (p < 0,01); PPV 93,10 Prozent

In einer retrospektiven Analyse von Rezidivfällen (n = 189) haben Betroffene in 40,7 Prozent der Fälle mindestens eines der ATLAS-Symptome präsentiert.

Warnzeichen (red flags)

  • Lebensalter:
    • KinderMelanome präsentieren sich bei Kindern häufig atypisch, d. h. sie zeigen keine typischen Charakteristika wie bei Erwachsenen; typische Fehldiagnosen sind benigner Naevus (gutartiges Pigmentmal), eine Warze, eine Pustel ("Eiterbläschen") oder eine vaskuläre oder akneiforme Läsion (gefäß- oder aknebedingte "Hautverletzung") 
        • relativ rasch entstehende, symmetrische Knoten; kann dunkel, aber auch pigmentarm bis rötlich sein; kann eine erosive Oberfläche haben (Ähnlichkeit mit einem Granuloma pyogenicum) → denken an: Melanom
        • Hautveränderungen, die sich in der Vergangenheit verändert oder geblutet haben bzw. ulzeriert ("geschwürig") sind → denken an: Melanom
    • Alte Patienten + pigmentierte Läsionen → denken an: Melanom; stets ist eine differentialdiagnostische Abklärung erforderlich und bei Unsicherheit muss eine Biopsie (Gewebeentnahme) erfolgen
  • Verdacht auf Nagelmykose (Nagelpilz) mit Einblutung → denken an: subunguales Melanom ( "unterhalb eines Nagels")
  • Melanonychia striata longitudinalis (longitudinale Melanonychie; longitudinale streifenförmige Nagelpigmentierung); dermatoskopische Merkmale [2] (→ denken an: subunguales Melanom/Nagel-Melanom):
    • graue oder schwarze Farbe
    • irreguläre braune, granuläre Nagelpigmentierung mit periungualer Pigmentierung (Hutchinson-Zeichen I = höchst verdächtig) mit oder ohne Nageldystrophie; DD subunguale Einblutung
    • Ausbreitung über mindestens zwei Drittel des Nagels
    • plötzliches Auftreten in zuvor unauffälliger Nagelplatte
    • verdächtig vor allem an Daumen, Zeigefinger oder Großzehe
    • zusätzliche Zeichen der Nageldystrophie
    • Lebensalter: meistens > 60 Jahre
    Beachte: Subunguale Melanome sind bis zu 25 % amelanotisch (pigmentarme bzw. pigmentfreie Form des malignen Melanoms): amelanotische Subungualmelanome. Klinisches Bild:
    • wenig schmerzhafte, rötliche Geschwülste mit destruierter oder abgehobener Nagelplatte
    • Fehlen der obligatorischen Longitudinalstreifung der Nagelplatte
  • Traumata, Warzen oder Schwielen plantar ("im Bereich der Fußsohle") → denken an: plantare Melanome

Bei ungualen und akralen ("zu den Extremitäten-Enden gehörig") Läsionen immer an die 3 T denken:

  • Tinea (Pilz)
  • Trauma (Verletzung)
  • Tumor

Beachte: Falls innerhalb von 1-2 Monaten eine Läsion unter Therapie nicht abheilt, ist immer eine histologische (feingewebliche) Untersuchung erforderlich!

Weitere Hinweise

  • Gemäß einer Studie haben Patienten mit weniger als 20 Nävi Tumoren mit einer Dicke von ca. 2,3 mm im Gegensatz zur Gruppe derer mit den meisten Nävi mit Tumoren von im Schnitt nur 0,1 mm Dicke [1].

Literatur

  1. Geller A C et al.: Total Nevi, Atypical Nevi, and Melanoma Thickness. An Analysis of 566 Patients at 2 US Centers. JAMA Dermatol 2016, online 2. März; doi:10.1001/jamadermatol.2016.0027
  2. Benati E et al.: Clinical and dermoscopic clues to differentiate pigmented nail bands: an International Dermoscopy Society study. JEADV 2016; online: 15. Nov. 2016 doi: 10.1111/jdv.13991
  3. Lobeck A et al.: Betrachtung des dermatochirurgischen Patientenkollektivs an einem Hauttumorzentrum in Deutschland. Hautarzt Ausgabe 5/2017 doi 10.1007/s00105-017-3951-2
  4. Antúnez-Lay A et al.: Synchronous primary cutaneous melanomas: a descriptive study of their clinical features, histology, genetic background of the patients and clinical outcomes. J Eur Acad Dermatol Venereol 2022; https://doi.org/10.1111/jdv.18467
  5. Everdell E et al.: ATLAS: A positive, high-yield review of patient symptoms most significantly associated with melanoma recurrence Journal of the American Academy of Dermatology, 2024;91(6):1118-1124