Malignes Melanom – Prävention

Zur Prävention des malignen Melanoms muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • UV-Exposition (insb.: UV-B-Strahlung; UV-A-Strahung z. B. Solarien?) [Hauptrisikofaktor für die Entwicklung von malignen Melanomen]
    • entscheidend ist die Sonnenexposition in der Kindheit und Jugend; dieses zeigen Immigrationsstudien z. B. aus Australien und Israel; Personen, die nach dem 20. Lebensjahr in diese Länder einwanderten, hatten kein erhöhtes Melanomrisiko im Vergleich zur weißen Bevölkerung, die dort ihre Kindheit verbracht hatte [2].
    • UV-A-Exposition aus künstlichen Quellen: z. B. Solarien oder Lichttherapien
      • Gemäß einer Fall-Kontroll-Studie geht die Bräunung in Solarien nicht nur mit einem erhöhten Melanomrisiko einher (je nach Nutzungsfrequenz: 20-75 %), sondern erhöht auch das Risiko für multiple Melanome um das 2,8-fache [6].
      • Maßvolle Solariumnutzung soll nicht zu einem erhöhten Melanomrisiko führen [4].
        • Beachte: Je jünger der Solariumnutzer beim ersten Besuch gewesen ist, desto höher ist das Risiko.
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) – Bei Männern assoziiert mit einem erhöhten Risiko für maligne Melanome [1].

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Herbizide (bei beruflicher Exposition; Risikoerhöhung ca. 85 % bei jeglicher Exposition; keine signifikante Risikoerhöhung jedoch gegenüber Insektiziden oder Pestiziden) [5] 
    Beachte: Verzerrungsrisiko durch UV-Strahlung
  • Radon [3]
  • UV-Licht

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Genetische Faktoren:
    • Genetische Risikoreduktion abhängig von Genpolymorphismen:
      • Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
        • Gen: ATM
        • SNP: rs1801516 im Gen ATM
          • Allel-Konstellation: AA (0,86-fach)
  • Körpergewicht
    • Normalgewicht halten – Übergewicht (BMI ≥ 25) ist bei Männern mit einem erhöhten Risiko für maligne Melanome assoziiert. Eine Gewichtsnormalisierung kann das Risiko reduzieren.
  • Sonnenschutz [S3-Leitlinie: s. u.]
    • Vermeidung starker Sonnenstrahlung (s. a. UV-Index: Der UV-Index (UVI) ist ein normiertes Maß für die sonnenbrandwirksame solare Bestrahlungsstärke (Ultraviolettstrahlung).); Drinnenbleiben ist besser als Eincremen!
      Im Allgemeinen gilt der UV-Index als Maß für die stärkste solare Strahlung um die Mittagszeit (Tageshöchstwert).
    • Tragen geeigneter Kleidung ist als individueller Sonnenschutz der Anwendung von Sonnenschutzmitteln vorzuziehen.
      • Kopfbedeckung/Sonnenhut, T-Shirt (und ein Hemd übereinander), Sonnenbrille
    • Anwendung von Sonnenschutzmitteln
      • "Sonnenschutzmittel sollen für Hautstellen benutzt werden, die nicht anders geschützt werden können".
      • "Die Anwendung von Sonnenschutzmitteln soll nicht dazu führen, dass der Aufenthalt in der Sonne verlängert wird".
    • Vermeiden von Solariumbesuchen

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, Risikopatienten frühzeitig zu identifizieren und Melanome in frühen Stadien zu diagnostizieren.

  • Hautkrebsscreening
    • Regelmäßige Hautuntersuchungen bei Risikopatienten, insbesondere mit hellem Hauttyp oder familiärer Vorbelastung.
    • Dermatoskopie (Auflichtmikroskopie) – Steigerung der diagnostischen Sicherheit bei verdächtigen Hautläsionen.
    • Molekularpathologische Marker – Ergänzende Analysen bei unklaren Befunden.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention konzentriert sich auf die Verhinderung von Rezidiven und die Verbesserung der Lebensqualität bei Patienten mit diagnostiziertem malignem Melanom.

  • Langzeittherapie und Nachsorge
    • Regelmäßige Kontrollen – Nachsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Rezidiven.
    • Adjuvante Immuntherapie – Checkpoint-Inhibitoren (z. B. Anti-PD-1/PD-L1 oder CTLA-4-Inhibitoren).
    • Zielgerichtete Therapien – BRAF- und MEK-Inhibitoren bei entsprechenden Mutationen.
  • Rehabilitation
    • Ernährungsberatung – Förderung einer antioxidativ-reichen Ernährung.
    • Körperliche Aktivität – Unterstützt die allgemeine Regeneration und verbessert die Lebensqualität.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Psychoonkologie – Psychologische Betreuung zur Krankheitsbewältigung.
    • Selbsthilfegruppen – Förderung des Austauschs zwischen Betroffenen zur Verbesserung des Wohlbefindens.

Literatur

  1. Andrew G Renehan, Margaret Tyson, Matthias Egger, Richard F Heller, Marcel Zwahlen: Body-mass index and incidence of cancer: a systematic review and meta-analysis of prospective observational studies. The Lancet, Volume 371, Issue 9612, Pages 569-578, 16 February 2008. doi: 10.1016/S0140-6736(08)60269-X.
  2. Whiteman DC, Whiteman CA, Green AC (2001) Childhood sun exposure as a risk factor for melanoma: a systematic review of epidemiologic studies. Cancer Causes Control 12:69-82
  3. Vienneau D et al.: Effects of Radon and UV Exposure on Skin Cancer Mortality in Switzerland. Environ Health Perspect June 2017, Volume 125, Issue 6; doi:10.1289/EHP825
  4. Reichrath J et al.: A Critical Appraisal of the Recent Reports on Sunbeds from the European Commission's Scientific Committee on Health, Environmental and Emerging Risks and from the World Health Organization. Anticancer Research February 2018 vol. 38 no. 2 1111-1120
  5. Stanganelli I et al.: The association between pesticide use and cutaneous melanoma: a systematic review and meta-analysis. JEADV 2019; https://doi.org/10.1111/jdv.15964
  6. Karapetyan L et al.: Indoor tanning exposure in association with multiple primary melanoma. Cancer 10 November 2020 https://doi.org/10.1002/cncr.33307

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Prävention von Hautkrebs. (AWMF-Registernummer: 032 - 052OL), März 2021 Kurzfassung Langfassung