Krebserkrankungen – Operative Therapie
Die operative Therapie ist ein zentraler Bestandteil der Behandlung von Krebserkrankungen. In etwa 90 % der Fälle wird eine lokoregionäre Therapie (lokal begrenzte Behandlung) durchgeführt, die eine Kombination aus Operation (chirurgischer Entfernung des Tumors) und ggf. Radiatio (Strahlentherapie) umfasst. Ziel ist die vollständige Entfernung des Tumorgewebes und die Verhinderung eines lokalen oder regionalen Rezidivs (Wiederauftretens des Tumors).
Grundlagen der operativen Krebstherapie
Die Wahl der chirurgischen Methode hängt von mehreren Faktoren ab:
- Tumorart (Art des Tumors): Unterschiedliche Krebsarten erfordern spezifische chirurgische Techniken.
- Lokalisation (Ort des Tumors): Die anatomische Lage bestimmt den chirurgischen Zugang und das Vorgehen.
- Tumorstadium (Ausbreitungsgrad des Tumors): Frühstadien erfordern oft weniger invasive Eingriffe, während fortgeschrittene Stadien umfassendere Maßnahmen benötigen.
- Patientenfaktoren (Gesundheitszustand des Patienten): Allgemeinzustand, Begleiterkrankungen und Risiken beeinflussen die Auswahl des Eingriffs.
Arten der operativen Krebstherapie
1. Kurative Chirurgie (heilende Operation)
- Ziel: Vollständige Entfernung des Tumors mit einem Sicherheitsabstand.
- Typische Eingriffe:
- Tumorresektion (operative Entfernung des Tumors): Entfernung des Tumorgewebes mit einem Sicherheitsabstand, um das Risiko von Rückfällen zu minimieren.
- Lymphadenektomie (Entfernung der Lymphknoten): Entfernung regionaler Lymphknoten zur Beurteilung der Tumorausbreitung und zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung.
- Organerhaltende Chirurgie: Eingriffe, bei denen das betroffene Organ möglichst geschont wird, z. B. brusterhaltende Therapie bei Brustkrebs.
2. Palliative Chirurgie (lindernde Operation)
- Ziel: Linderung von Beschwerden und Verbesserung der Lebensqualität bei unheilbaren Tumorerkrankungen.
- Typische Eingriffe:
- Bypass-Operation (Umgehungsoperation): Schaffung eines alternativen Weges, z. B. bei Tumoren, die den Darm oder die Speiseröhre blockieren.
- Debulking (Tumorreduktion): Teilweise Entfernung eines Tumors, um Beschwerden zu lindern und die Wirksamkeit anderer Therapien zu verbessern.
- Symptomatische Eingriffe (Symptomlinderung): Z. B. Anlage eines Stomas (künstlicher Darmausgang) bei Darmverschluss oder Drainage bei Pleuraerguss (Flüssigkeitsansammlung im Brustfell).
3. Diagnostische Chirurgie (diagnostische Operation)
- Ziel: Gewinnung von Gewebeproben zur genauen Diagnose.
- Typische Eingriffe:
- Biopsie (Gewebeentnahme): Entnahme von Tumorgewebe für die histopathologische Untersuchung.
- Sentinel-Lymphknoten-Biopsie (SLNB; Entnahme des Wächterlymphknotens): Untersuchung des ersten Lymphknotens, der vom Tumor betroffen sein könnte, z. B. bei Brustkrebs oder Melanomen.
Kombination mit anderen Therapien
- Adjuvante Therapie (ergänzende Therapie): Strahlentherapie oder Chemotherapie nach der Operation, um verbliebene Tumorzellen zu zerstören.
- Neoadjuvante Therapie (vorbereitende Therapie): Einsatz von Strahlen- oder Chemotherapie vor der Operation, um den Tumor zu verkleinern und die chirurgische Entfernung zu erleichtern.
- Intraoperative Bestrahlung (Strahlentherapie während der Operation): Einsatz von Strahlung direkt während des Eingriffs zur gezielten Tumorbekämpfung.
Spezielle chirurgische Ansätze
- Minimalinvasive Chirurgie (schonende Operation): Einsatz laparoskopischer oder robotergestützter Techniken, z. B. bei Darm- oder Prostatakrebs, um die postoperative Belastung zu minimieren.
- Radikale Chirurgie (umfassende Entfernung): Entfernung des Tumors und angrenzender Strukturen, z. B. bei fortgeschrittenen Tumoren.
- Rekonstruktive Chirurgie (wiederherstellende Operation): Wiederherstellung von Funktion und Ästhetik, z. B. Brustrekonstruktion nach Mastektomie (Entfernung der Brust).
Postoperative Nachsorge
- Überwachung auf Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung): Regelmäßige klinische und bildgebende Kontrollen.
- Rehabilitation (Wiederherstellung): Physiotherapie und psychologische Unterstützung bei der Anpassung an körperliche Veränderungen.
- Medikamentöse Nachbehandlung: Z. B. Hormontherapie bei Brust- oder Prostatakrebs.
Fazit
Die operative Therapie ist ein zentraler Bestandteil der Krebsbehandlung. Sie ermöglicht die vollständige Tumorentfernung und dient in Kombination mit anderen Therapien der optimalen Kontrolle der Erkrankung. Die Wahl der Methode sollte immer individuell und interdisziplinär erfolgen, um bestmögliche Ergebnisse für den Patienten zu erzielen.