Hodengeschwülste (Hodenmalignome) – Prävention

Zur Prävention der Hodenmalignome (Hodengeschwülste) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Genussmittelkonsum
    • Tabakkonsum –  Steigerung des Verhältnisses (der Zahl von Marihuanakonsumenten zu -nichtkonsumenten) 18 % (OR 1,18), hier allerdings nicht für nichtseminomatöse, sondern für Keimzelltumoren des Hodens [1]
  • Drogenkonsum
    • Cannabis (Haschisch und Marihuana) → um 71 % erhöhtes Risiko für nichtseminomatöse Keimzelltumoren [1]

Krankheitsbedingte Risikofaktoren

  • Maldescensus testis (Hodenhochstand)

Umweltbelastung inklusive Belastungen (Intoxikationen) am Arbeitsplatz

  • Kontakt mit in Ruß enthaltenem Benzo(a)pyren (1,2-Benzpyren) (Schornsteinfeger)

Fertilitätserhaltende Maßnahmen (Fertilitätsprotektion)

  • Spätestens vor Therapiebeginn (vor Ablatio testis/operative Entfernung des Hodens (Orchiektomie), spätestens vor einer Chemo- oder Strahlentherapie) soll den Patienten die Kryokonservierung (Einfrieren und Lagern) von Spermatozoen (Samenzellen) angeboten werden.
    • Die Qualität der vor einer Orchiektomie kryokonservierten Spermien hängt weder von der Histologie/feingewebliche Untersuchung (Seminom, Nicht-Seminom) noch vom Stadium der Krebserkrankung ab [2].
  • Patienten mit einer Azoospermie (Fehlen von Spermium in Ejakulat) zum Zeitpunkt der geplanten Kryokonservierung vor Therapie soll eine bilaterale testikuläre Spermienextraktion (TESE; s. u. dem gleichnamigen Verfahren) (möglichst zeitgleich mit der Ablatio testis/operative Entfernung des Hodens)) angeboten werden [S3-Leitlinie].

Hinweis: Die Kryokonservierung von Samenzellen sowie die dazugehörigen medizinischen Maßnahmen werden unter bestimmten Voraussetzungen von der ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­siche­rung bezahlt. 
Ausgeschlossen sind unter 18-Jährige sowie generell Männer ab 50 Jahren.

Präventionsfaktoren 

Genetische Faktoren:

  • Genetische Risikoreduktion abhängig von Genpolymorphismen:
    • Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
      • Gen: KITLG
      • SNP: rs995030 im Gen KITLG
        • Allel-Konstellation: AG (0,38-fach)
        • Allel-Konstellation: AA (0,15-fach)

Hodentumor-Screening

  • Ein allgemeines Screening zur Früherkennung wird nicht empfohlen, allerdings ist die regelmäßige Selbstuntersuchung der Hoden besonders bei jungen Männern sinnvoll [S3-Leitlinie]. 
  • Beachte: Hodentumore sind bei Männern zwischen 20 und 44 Jahren der häufigste bösartige Tumor. 
  • Die Selbstuntersuchung der Hoden sollte ab der Pubertät etwa einmal im Monat durchgeführt werden.
  • Idealerweise erfolgt dieses unter der Dusche, da bei warmem Wasser der Hodensack besser abtastbar ist.
  • Bei Verhärtungen oder Schwellungen sollte sofort ein Urologe zur weiteren Abklärung aufgesucht werden.
  • Eine Anleitung zur Selbstuntersuchung gibt die Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. in Kooperation mit dem Berufsverband der Deutschen Urologen e. V. auf ihrem Internetportal www.hodencheck.de 

Literatur

  1. Song A et al.: Incident testicular cancer in relation to using marijuana and smoking tobacco: A systematic review and meta-analysis of epidemiologic studies. Urol Oncol 2020; https://doi.org/10.1016/j.urolonc.2020.03.013
  2. Badia RR et al.: Impact of testicular cancer stage on semen parameters in patients before orchiectomy. Urol Oncol 2023;S1078-1439(22)00437-9; https://doi.org/10.1016/j.urolonc.2022.11.004

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Keimzelltumoren des Hodens. (AWMF-Registernummer: 043 - 049OL), Mai 2019 Kurzfassung Langfassung