Gliome – Operative Therapie

Die neurochirurgische Therapie von Gliomen verfolgt im Wesentlichen drei Ziele:

  • Gewinnung der Histologie – Durchführung einer stereotaktisch geführten Serienbiopsie auf der Grundlage struktureller und metabolischer Bildgebung (Magnetresonanztomographie (MRT), Positronenemissionstomographie (PET)).
  • Zytoreduktion – Entfernung eines Großteils der Tumormasse zur Reduktion der Tumorlast, unter Erhalt bzw. Wiederherstellung neurologischer Funktionen.
  • Primärtherapie der Gliome – Kombination aus operativer Therapie, Strahlentherapie und Chemotherapie, angepasst an den WHO-Grad des Glioms.

Primärtherapie der Gliome [modifiziert nach [2])

Gliome Operation Weiteres
Astrozytom (WHO-Grad II) Operation oder Biopsie/Gewebeprobe und beobachtenden Abwarten ("watchful waiting") oder Strahlentherapie
Pilozytisches Astrozytom (WHO-Grad I) Operation   
Anaplastisches Astrozytom, Oligodendrogliom/Oligoastrozytom (WHO-Grad III) Operation (oder Biopsie) Chemotherapie (oder Strahlentherapie)
Glioblastom (WHO-Grad IV) Operationen (oder Biopsie) Strahlentherapie und Chemotherapie (Temozolomid)

Beachte: Eine R0-Resektion (vollständige Tumorentfernung im Gesunden, d. h. kein Tumorgewebe im Resektionsrand nachweisbar) ist in der Regel nicht möglich.

Operationsindikationen bei Hirntumoren und Hirnmetastasen

  • Hirntumoren – Wenn möglich, komplette Resektion des Tumors (ggf. stereotaktisch geführte Biopsie zur Diagnosesicherung).
  • Hirnmetastasen:
    • Metastasen mit einem Durchmesser von ≥ 3 cm
    • Metastasen in der hinteren Schädelgrube mit raumforderndem Effekt und Kompression des vierten Ventrikels, die zu einem Hydrocephalus occlusus (Verschlusshydrozephalus) führen.

Hinweis: Die Infiltrationszone von Hirnmetastasen liegt nach aktuellem Kenntnisstand in einem Bereich von bis zu 5 mm.

Operationsindikationen bei Rezidiv-Gliomen [1]

  • Der Tumor ist gut erreichbar, und eine signifikante Reduktion der verbleibenden Restmasse des Tumors ist zu erwarten.
  • Die Tumorlokalisation lässt eine postoperative Verbesserung des neurologischen Zustandes erwarten.
  • Der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten wird als zufriedenstellend eingestuft.

Langzeitüberleben bei niedriggradigen Gliomen

Patienten mit niedriggradigen Gliomen profitieren langfristig mehr von einer Operation als von einem beobachtenden Abwarten ("watchful waiting"). Die Gesamtüberlebenszeit betrug in der Gruppe mit beobachtenden Abwarten 5,8 Jahre (95 %-Konfidenzintervall: 4,5-7,2 Jahre), während sie in der operierten Gruppe bei 14,4 Jahren lag (95 %-Konfidenzintervall: 10,4-18,5 Jahre) [1].

Literatur

  1. Jakola AS et al.: Surgical resection versus watchful waiting in low-grade gliomas. Ann Oncol 2017; online 5. Mai. doi: 10.1093/annonc/mdx230
  2. Schneider T et al.: Die Gliome des Erwachsenen. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(45): 799-808; doi: 10.3238/arztebl.2010.0799