Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom) – Medikamentöse Therapie
Therapieziele
- Verbesserung der Symptomatik
- Verlängerung der Überlebenszeit
Therapieempfehlungen
Die nachfolgenden Therapieempfehlungen betreffen:
- Hyperplasie des Endometriums (Größenzunahme der Gebärmutterschleimhaut) ohne Atypien (Abweichen von der Norm)
- Hyperplasie des Endometriums mit Atypien (fakultative Vorstufen des Endometriumkarzinoms)
- Frühe endometrioide Endometriumkarzinom bei dringendem Kinderwunsch T1a (FIGO IA)(gut differenziertes, Progesteronrezeptor positives endometrioides Endometriumkarzinom ohne Myometriuminfiltration/Einwachsen in die mittlere, aus glatter Muskulatur bestehende Schicht der Gebärmutterwand)
- Systemische adjuvante (ergänzende) Chemotherapie, sequenziell nach Strahlentherapie (Brachy- und/oder Teletherapie) bei:
- Typ-II-Endometriumkarzinom sowie bei Patientinnen mit Typ-I-Endometriumkarzinom G3 pT1b und Stadium pT2 (jeweils pN0)
- Endometriumkarzinom im Stadium pT3 und/oder pN1
- Endometriumkarzinom im Stadium pT4a oder M1, die makroskopisch tumorfrei operiert wurden oder einen maximalen postoperativen Resttumor unter 2 cm haben
- Systemische palliative Therapie (palliativ: Behandlung, die nicht auf eine Heilung einer bestehenden Grunderkrankung abzielt, sondern auf die Reduzierung der Folgen) s. u.
- Bei rezidivierenden/fortgeschrittenen dMMR/MSI-H Endometriumkarzinoms: Dostarlimab
Weitere Hinweise
- Eine adjuvante Gestagentherapie nach Operation eines Endometriumkarzinoms soll nicht durchgeführt werden.
- Siehe auch unter "Weitere Therapie".
Hyperplasie des Endometriums ohne Atypien
Prämenopause: Zyklische oder kontinuierlicher orale, vaginale Gestagentherapie, gestagenhaltiges Intrauterinpessar, gestagenbetonte orale Kontrazeptiva (Antibabypille) bei chronischen oligo/anovulatorischen Zyklen z. B. Polyzystisches Ovar-Syndrom (PCO-Syndrom)
Postmenopause: Kontinuierliche orale, vaginale, intrauterine Gestagentherapie als Prophylaxe, wenn eine operative Sanierung (Hysterektomie plus Adnexektomie/Gebärmutterentfernung inklusive Eierstöcke und Eileiter, beidseits) aus persönlichen Gründen nicht angestrebt wird, oder wegen risikobehafteter Komorbidität (Begleiterkrankung) nicht indiziert ist.
Therapiedauer: sechs bis neun Monate, danach Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung) und Kürettage (Ausschabung)
Hyperplasie des Endometriums mit Atypien (Fakultative Vorstufe des Endometriumkarzinoms)
Hinweise:
- Karzinomrisiko etwa 30 %.
- Es sollte sowohl prämenopausal bei abgeschlossener Familienplanung und postmenopausel eine Hysterektomie mit Adnexexstirpation beidseits dringend empfohlen werden.
- Nach Abrasio, die eine atypische Endometriumhyperplasie ergeben hat, besteht in bis zu 30 % ein invasives Karzinom im Hysterektomiepräparat
Bei Frauen mit bestehendem Kinderwunsch und Patientinnen mit erhöhtem Operationsrisiko ist eine hochdosierte Gestagentherapie möglich, auch ein gestagenehaltiges Intrauterinpessar Voraussetzung:
- sorgfältige und kurzfristige Kontrollen, auch mittels Histologie (feingewebliche Untersuchung), da nach Revision unter Gestagenen in etwa einem Drittel Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) bis zum invasiven Karzinom entstehen können
- Therapiedauer 3 (-6) Monate, danach Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung) und Kontrollabrasio (Ausschabung)
Nach erfülltem Kinderwunsch ist eine chirurgische Therapie entsprechend dem Fortschritt der Erkrankung durchzuführen.
Frühes endometrioides Endometriumkarzinom bei dringendem Kinderwunsch T1a (FIGO IA)
Nur als Einzelfallentscheidung nach sehr gründlicher Diagnostik mittels:
- Vaginalem Ultraschall
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Histologie nach Hysteroskopie und gründlicher Abrasio
- Ausschluss eines gleichzeitig bestehenden endometrioiden Ovarialkarzinoms durch Pelviskopie/Bauchspiegelung (Inzidenz/Häufigkeit von Neuerkrankungen bis zu 25 %)
und Aufklärung da:
- Versagerquote ca. 25 %
- Rezidivwahrscheinlichkeit ca. 30 %
- Nach mindestens drei Monaten Therapie, Histologie-Kontrolle
- Erst nach kompletter Remission eine Schwangerschaft angestrebt werden kann
Nach erfülltem Kinderwunsch ist eine chirurgische Therapie entsprechend dem Fortschritt der Erkrankung durchzuführen.
Systemische adjuvante Chemotherapie
Chemotherapeutika
- Eine systemische adjuvante Chemotherapie soll sequenziell nach Brachy- und/oder Teletherapie durchgeführt werden bei:
- Typ-II-Endometriumkarzinom sowie bei Patientinnen mit Typ-I-Endometriumkarzinom G3 pT1b und Stadium pT2 (jeweils pN0)
- Endometriumkarzinom im Stadium pT3 und/oder pN1
- Endometriumkarzinom im Stadium pT4a oder M1, die makroskopisch tumorfrei operiert wurden oder einen maximalen postoperativen Resttumor unter 2 cm haben
- Chemotherapie in der Kombination eines Platinpräparates mit Paclitaxel (Carboplatin/Paclitaxel) ist am wirksamsten [fester Bestandteil des adjuvanten Behandlungskonzepts bei Endometriumkarzinom mit höherem Risiko]
- Keine adjuvante endokrine Therapie mit Gestagenen
- Karzinosarkom: Kombinationstherapie aus den Wirkstoffen Carboplatin/Paclitaxel führt bei einem Karzinosarkom zu einem besseren progressionsfreien Überleben [S3-Leitlinie].
- Seröses Endometriumkarzinom im Stadium Ia
- ohne Myometiumbefall: Hier kann zusätzlich zur fakultativen Brachytherapie oder perkutanen Strahlentherapie eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt werden [S3-Leitlinie].
- mit Myometriumbefall bis Stadium III sollte eine adjuvante Therapie nach dem PORTEC-III-Schema (= Radiochemotherapie gefolgt von Chemotherapie) durchgeführt werden. Bei serösen Endometriumkarzinomen im Stadium III kann alternativ eine alleinige adjuvante Chemotherapie durchgeführt werden.
Beachte: Für Patientinnen mit einem Rezidiv oder fortgeschrittener Erkrankung können zudem Immuntherapien infrage kommen, wenn sie zuvor eine Chemotherapie erhalten haben und einen bestimmten molekularen Subtyp haben.
Systemische palliative Therapie
- Bei Rezidiven (Wiederauftreten der Erkrankung) und Metastasen (Tochtergeschwülste) kann eine palliative Chemotherapie, wenn Operation und Strahlentherapie nicht möglich sind, durchgeführt werden mit Anthracyclinen, Platinderivaten, Taxanen
Bei Progress (Fortschreiten der Erkrankung) unter oder nach platinbasierter Chemotherapie → Gabe des Immuncheckpointinhibitors Pembrolizumab in Kombination mit dem Multikinaseinhibitor Lenvatinib (hochwirksam). - Eine endokrine Therapie mit Medroxyprogesteronacetat (MPA; 200 mg/d) oder Megestrolazetat (MGA; 160 mg/d) kann bei Frauen mit Rezidiv nach Endometriumkarzinom (EC) durchgeführt werden.
Bei Frauen mit Rezidiv nach EC führt eine endokrine Therapie mit MPA zu höheren Ansprechraten, wenn eine Progesteronrezeptorexpression oder eine Östrogenrezeptorexpression oder eine gut bis mittelgradige Differenzierung (G1/G2) des Tumors nachweisbar sind. - Dostarlimab bei rezidivierenden/fortgeschrittenen dMMR/MSI-H Endometriumkarzinoms
Wirkweise: humanisierter monoklonaler anti-programmed cell death protein-1 (PD-1)-Antikörper, der mit hoher Affinität an den PD-1-Rezeptor bindet und dessen Wechselwirkung mit den Liganden PD-L1 und PD-L2 blockiert
Indikation: Monotherapie bei Frauen mit rezidivierendem/fortgeschrittenem Endometriumkarzinom mit Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR)/hoher Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H), das während oder nach vorheriger Behandlung mit einer Platin-basierten Chemotherapie fortschreitet.
Prädiktiver Marker für die Wirksamkeit einer PD-1-Blockade ist der dMMR/MSI-H Status. Die Immuntherapie mit Dostarlimab kommt bei Verlust der Expression von mindestens einem MMR-Protein infrage.
Seit April 2021 in Deutschland verfügbar. - Kombination aus Immuntherapie und Tyrosinkinase-Inhibitor: Pembrolizumab und Tyrosinkinase-Inhibitor Lenvatinib verlängerten das progressionsfreie und Gesamtüberleben signifikant im Vergleich zu einer Chemotherapie (Phase-III-Studie KEYNOTE-775) [2].
Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)
Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:
- Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
- Spurenelemente (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
- Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
- Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavonoide (Citrusfrüchte), Lycopin (Tomaten), Proanthocyanidine (Cranberrys), Polyphenole)
- Weitere Vitalstoffe (Probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien)
Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
Literatur
- S3-Leitlinie: Endometriumkarzinom. (AWMF-Registernummer: 032 - 034OL), Juni 2024 Kurzfassung Langfassung
- Makker V et al.: Lenvatinib plus Pembrolizumab for Advanced Endometrial Cancer. N Engl J Med 2022; https://doi.org/10.1056/NEJMoa2108330
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Endometriumkarzinom. (AWMF-Registernummer: 032 - 034OL), Juni 2024 Kurzfassung Langfassung