Gebärmutterhalskrebs (Cervixkarzinom) – Medikamentöse Therapie

Therapieziele

  • Verbesserung der Symptomatik
  • Verbesserung der Prognose

Therapieempfehlungen

  • Zur Anwendung kommen Chemotherapeutika: diese sind sowohl beim Plattenepithelkarzinom als auch beim Adenokarzinom wirksam.
  • Rezidiv- und Metastasierungssituation: Bevacizumab (VEGF-Inhibitor), Pembrolizumab (PD-1-Inhibitor) und Cemiplimab (PD-1-Inhibitor)
    • In der palliativen Situation* ist Bevacizumab in Kombination mit einer platinhaltigen Therapie der Standard (Gesamtüberleben: HR 0,77 [0,62; 0,95]; p = 0,007) (erste Linie der Therapie) [S3-Leitlinie].
    • Patientinnen mit rezidiviertem Cervixkarzinom: vollständige oder partielle Remission, war bei 16,4 % der Cemiplimab- und 6,3 % der Chemotherapie-Patientinnen (Phase-III-Studie); Frauen mit einer PD-L1-Expression in ≥ 1 % Tumorzellen sprachen in 18 % der Fälle auf die Behandlung mit Cemiplimab an, von den Patientinnen mit einer Expression von < 1 % waren es 11 % [3].
    • Eine weitere Therapieoption bei PD-L1-positiven Cervixkarzinomen ist der Einsatz von Pembrolizumab (persistierendes, rezidivierendes oder metastasierendes Cervixkarzinom mit PD-L1-exprimierenden Tumor).
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

*Die Palliativtherapie ist eine medizinische Behandlung, die nicht auf die Heilung einer Erkrankung abzielt, sondern darauf, die Symptome zu lindern oder sonstige nachteilige Folgen zu reduzieren.

Indikationen (Anwendungsgebiete) zu den nachfolgenden Formen der Chemotherapie:

Adjuvante Chemotherapie

Die adjuvante Chemotherapie (unterstützende Behandlungsmaßnahme, um die Rückfallrate zu verringern und damit die Chancen auf eine Heilung zu verbessern) bringt nur in Kombination mit einer Radiatio (Strahlentherapie) einen Vorteil (Radiochemotherapie, RCTX; s. u. Strahlentherapie) auf:

  • das progressionsfreie Intervall (Zeitraum ohne Fortschreiten des Tumors)
  • die lokale Rezidivrate (Wiederauftreten im Bereich der operierten Brust bzw. Brustwand, der Haut oder Achselhöhle)
  • die Überlebenszeit

Standard ist die Monotherapie mit Cisplatin. Es erhöht die Strahlenempfindlichkeit der Tumorzellen (sog. Radiosensitizer) (s. weitere Therapie: Strahlentherapie)

Neoadjuvante Chemotherapie (NACT; Chemotherapie vor einer operativen Behandlung): platinhaltig, intervallverkürzt (< 14 Tage), dosisintensiviert kann eine Verbesserung der Operabilität durch Tumorverkleinerung und eine Reduktion der Metastasen in Lymphknoten bewirken:

  • im Stadium FIGO IB2-IIB
  • bei prätherapeutisch festgestellten Risikofaktoren z. B.:
    • bulky disease (Tumor > 4 cm)
    • Hämangiosis carcinomatosa
    • Lymphangiosis carcinomatosa
    • Verdacht auf positive Lymphknoten

Hinweis: Die NACT ist kein Standard in der Therapie der Patientin mit Zervixkarzinom. Der Nutzen auf das erkrankungsfreie Intervall und die Überlebensrate wird z.Z. kontrovers beurteilt.

Eine Metaanalyse von 2013 konnte in den Stadien IB1 bis IIA keine Verbesserung des progressionsfreien Überlebens oder des Gesamtüberlebens durch die neoadjuvante Chemotherapie (NACT) zeigen [1].
Bei einer weiteren Studie mit Patienten in den Stadien B2, IIA oder IIB, zeigten die Ergebnisse einer primär kombinierten Radiochemotherapie (RCTX) im Vergleich zu einer NACT für das erkrankungsfreie Überleben („disease free survival“, DFS) keinen signifikanten Unterschied (mediane Nachbeobachtungszeit: 58,5 Monate): 69,3 % für die NACT versus 76,7 % für die RCTX (p = 0,038) [2].

Palliative Chemotherapie

Bei weder chirurgisch noch strahlentherapeutisch therapierbaren Rezidiven (Wiederauftreten des Tumors) ist eine palliative Chemotherapie (unterschiedliche Einzel- und /oder Kombinationstherapien) indiziert. Allerdings ist das Cervixkarzinom relativ wenig sensibel für Chemotherapeutika. Bei der Monotherapie sind Erfolgsraten von etwa 20 %, bei der Polychemotherapie von etwa 40 % zu erwarten.

 Als bisheriger Standard galt bei der palliativen Chemotherapie die cisplatinhaltige Kombinationstherapie. Cisplatin kann in vielen Fällen durch Carboplatin ersetzt werden.

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
  • Spurenelemente (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavonoide (Citrusfrüchte), Lycopin (Tomaten), Proanthocyanidine (Cranberrys), Polyphenole)
  • Weitere Vitalstoffe (Probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien)

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Kim HS et al (2013) Efficacy of neoadjuvant chemotherapy in patients with FIGO stage IB1 to IIA cervical cancer: an international collaborative meta-analysis. Eur J Surg Oncol 2013 Feb;39(2):115-24. doi: 10.1016/j.ejso.2012.09.003. Epub 2012 Oct 18.
  2. Gupta S et al.: Neoadjuvant Chemotherapy Followed by Radical Surgery Versus Concomitant Chemotherapy and Radiotherapy in Patients With Stage IB2, IIA, or IIB Squamous Cervical Cancer: A Randomized Controlled Trial. J Clin Oncol. 2018 Jun 1;36(16):1548-1555. doi: 10.1200/JCO.2017.75.9985. Epub 2018 Feb 12.
  3. Tewari KS et al.: Survival with Cemiplimab in Recurrent Cervical Cancer. N Engl J Med 2022;386:544-55; https://doi.org/10.1056/NEJMoa2112187

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom. (AWMF-Registernummer: 032 - 033OL), März 2020 Kurzfassung Langfassung