Sauerstoffmehrschritttherapie (SMT)

Die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie (SMT) wurde von dem Physiker Prof. Dr. Manfred von Ardenne entwickelt und gehört zu der Sauerstofftherapie, die ihrerseits ein Teilgebiet der Komplementärmedizin darstellt. Sie basiert auf der Annahme, dass sowohl einer Durchblutungsstörung als auch Sauerstoffmangelzuständen mit einer Anhebung des Sauerstoffpartialdruckes (der Partialdruck ist der Druck, der einem einzelnen Gas in einem Gasgemisch entspricht; alle Partialdrücke zusammen ergeben den Gesamtdruck) durch Inhalation zu begegnen sei.

Von Ardenne stützt seine Therapieform auf ein großes Experiment, in dem er einen Zusammenhang zwischen dem abnehmenden Sauerstoffpartialdruck und dem höheren biologischen Alter herstellt.

Er vervollständigte sein Konzept, indem er Medikamente und Vitalstoffe* (Mikronährstoffe) vor der Sauerstoffinhalation und Bewegungstraining danach anordnete, um die Sauerstoffaufnahme zu erhöhen.
*Zu den Vitalstoffen (Makro- und Mikronährstoffe) gehören unter anderem Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, lebensnotwendige Aminosäuren und lebensnotwendige Fettsäuren sowie eine Reihe anderer Stoffe.

Zielsetzung und Wirkungsweise der Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie (SMT) 

Zielsetzung

Die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie (SMT) wurde von Prof. Dr. Manfred von Ardenne entwickelt und zielt darauf ab, die Sauerstoffversorgung im Körper zu optimieren. Sie wird verwendet, um:

  • Durchblutungsstörungen zu behandeln,
  • die Leistungsfähigkeit, insbesondere in der Sportmedizin, zu steigern,
  • präoperative Zustände zu verbessern,
  • die allgemeine Vitalität geriatrischer Patienten zu erhöhen.

Die Therapie basiert auf der Vorstellung, dass eine erhöhte Sauerstoffzufuhr die Zellfunktion verbessert, das Immunsystem stärkt und entzündungshemmende sowie heilungsfördernde Prozesse unterstützt.

Wirkungsweise

Die SMT nutzt die Inhalation von hoch konzentriertem Sauerstoff, um den Sauerstoffpartialdruck im Blut zu erhöhen. Dies führt zu einer besseren Sauerstoffversorgung der Zellen und damit zu einer Optimierung der zellulären Funktionen. Die Therapie umfasst mehrere Schritte:

  • Prämedikation mit Vitalstoffen: Vitalstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente werden verabreicht, um den Körper auf die Sauerstoffaufnahme vorzubereiten.
  • Sauerstoffinhalation: Reiner Sauerstoff wird über eine Maske oder eine Nasensonde zugeführt. Dies soll den Sauerstoffgehalt im Blut steigern und die Mikrozirkulation verbessern.
  • Bewegungstraining: Nach der Sauerstoffinhalation wird leichtes Training durchgeführt, um die Durchblutung weiter zu fördern und die Sauerstoffnutzung zu maximieren.

 

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Komplementäre Behandlung bei Tumorerkrankungen
  • Koronare, periphere oder zerebrale Durchblutungsstörungen – z. B. Angina pectoris ("Brustenge"; plötzlich auftretender Schmerz in der Herzgegend) bei Einengung der Herzkranzgefäße
  • Leistungssteigerung in der Sportmedizin
  • Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) im Stadium der kompensierten Retention
  • Obstruktive Lungenerkrankungen (z. B. chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)) – bei einer obstruktiven Lungenerkrankung wie z. B. dem Lungenemphysem (Überblähung der Lunge) kann sich die Lunge nicht mehr adäquat zusammenziehen und das Ausatmen ist erschwert.
  • Präoperative Behandlung
  • Revitalisierung geriatrischer Patienten – Verbesserung des allgemeinen Zustands alter Menschen
  • Restriktive Lungenerkrankungen – bei einer restriktiven Lungenerkrankung wie z. B. der Lungenfibrose (bindegewebiger Umbau des Lungengewebes) ist die Dehnbarkeit des Lungenparenchyms erheblich eingeschränkt
  • Stoffwechselstörungen – begleitend bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Hyperlipidämie (Fettstoffwechselstörung mit vermehrten Blutfettwerten) und Hyperurikämie (Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut, der zur Gicht führen kann)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute allergische Reaktionen
  • Epilepsie (Fallsucht)
  • Nicht kompensierte Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Herzrhythmusstörungen
  • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  • Respiratorische Globalinsuffizienz (hochgradig eingeschränkte Lungenfunktion)
  • Therapieresistenter Hypertonus (Bluthochdruck)

Vor der Therapie

  • Ärztliche Untersuchung und Beratung: Eine gründliche medizinische Untersuchung ist notwendig, um die Eignung für die Therapie zu bestimmen.
  • Bestimmung des Sauerstoffbedarfs: Anhand von Bluttests und möglicherweise anderen Untersuchungen wird der individuelle Sauerstoffbedarf festgestellt.
  • Aufklärung über den Prozess: Patienten erhalten Informationen über den Ablauf der Therapie, ihre Ziele und mögliche Empfindungen während der Behandlung.
  • Vorbereitung des Körpers: Eventuell werden Empfehlungen bezüglich Ernährung, Flüssigkeitsaufnahme und körperlicher Aktivität vor der Behandlung gegeben.

Das Verfahren

Die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie (SMT) ist in Stufen aufgebaut und kann individuell variiert werden. In der Regel erfolgt die Behandlung in drei Schritten. Im Folgenden werden drei verschiedene Abläufe der SMT dargestellt:

  • Konventionelle Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie:
    • I – Prämedikation mit Vitalstoffen (Mikronährstoffe: z. B. 300 mg Vitamin B1, 1 g Vitamin C, 50 mg Magnesium, 50 mg Zink); es wird auch Natriumpangamat, ein Kalium-Eisen-Phosphat-Citrat Komplex und auch Koffein in Form von Kaffee verschrieben.
    • II – Die Sauerstoffinhalation erfolgt über eine Nasensonde oder eine Sauerstoffmaske ca. 30 Minuten nach der Prämedikation ca. 2 Stunden lang. Der 90%ige Sauerstoff (ca. 4 Liter/Minute) ist mit sterilem Aqua dest. (destilliertes Wasser) angefeuchtet.
    • III – Durch Bewegungstraining wird im Anschluss die Gewebedurchblutung erhöht. Dies geschieht entweder durch leichte Belastung bzw. kleine Bewegungsübungen während der Inhalation oder danach durch kleine Spaziergänge.
  • Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie mit ionisiertem Sauerstoff: Der Ablauf ist dem der konventionellen Therapieform sehr ähnlich. Durch die Ionisierung wird der Sauerstoff "veredelt" und die Inhalationszeit auf ungefähr 20 Minuten reduziert. Außerdem wird auf eine Anfeuchtung verzichtet.
  • Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie unter Belastung: Bei dieser Variante wird der Patient Belastung ausgesetzt, indem er auf dem Fahrradergometer Leistung erbringt (ca. 20-40 Watt). Die Menge der Sauerstoffinhalation wird der Leistung entsprechend erhöht. Durch das körperliche Training wird die Durchblutung von Herz, Lunge und Muskulatur verbessert, der Puls sollte maximal 180 minus Lebensalter betragen.
    Diese Therapieform muss an die Grunderkrankungen sowie Herzkreislaufleistung, Durchblutung der Koronargefäße (Herzkranzgefäße) und eventuelle Gelenkerkrankungen angepasst werden und sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Zu der Therapie gehört auch der Einbau der täglichen Bewegung in den Alltag. Ein Behandlungszyklus dauert meist ca. 3 Wochen, mit ungefähr 2-3 Sitzungen pro Woche. Dann wird ein halbes Jahr pausiert und im Anschluss wird die Behandlung wiederholt. Bei Tumorpatienten wird die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie durch eine Immunstimulation, meistens in Form einer Misteltherapie, ergänzt.

Nach der Therapie

  • Verbesserte Sauerstoffversorgung: Die Therapie zielt darauf ab, den Sauerstoffgehalt im Blut zu erhöhen. Patienten können eine Verbesserung der allgemeinen Vitalität und Leistungsfähigkeit erleben.
  • Erhöhte körperliche Ausdauer: Durch die verbesserte Sauerstoffversorgung können Patienten eine gesteigerte körperliche Ausdauer und eine Reduzierung von Ermüdungserscheinungen feststellen.
  • Positive Auswirkungen auf Durchblutungsstörungen: Die SMT kann bei Patienten mit Durchblutungsstörungen zu einer Verringerung der Symptome führen.
  • Langfristige Effekte: Bei regelmäßiger Anwendung kann die SMT langfristig positive Effekte auf das Wohlbefinden und die Gesundheit haben, insbesondere bei chronischen Erkrankungen.

Mögliche Komplikationen 

Die SMT ist im Allgemeinen ein sicheres Verfahren, aber es können vereinzelt Komplikationen auftreten:

  • Sauerstofftoxizität: Bei zu hoher Sauerstoffkonzentration oder zu langen Sitzungen besteht ein geringes Risiko einer Sauerstofftoxizität, die zu Schäden an Lungen und anderen Organen führen kann.
  • Barotrauma: Dies kann bei Patienten mit bestimmten Lungenerkrankungen auftreten und ist durch eine schnelle Veränderung des Luftdrucks während der Sauerstofftherapie bedingt.
  • Klaustrophobie oder Angstzustände: Patienten, die in geschlossenen Räumen oder unter einer Maske Angst empfinden, können während der SMT Unbehagen erleben.
  • Milde Nebenwirkungen: Dazu gehören Kopfschmerzen, Müdigkeit oder leichte Schwindelgefühle nach der Therapie.

Es ist wichtig, dass die SMT unter medizinischer Aufsicht durchgeführt wird, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren und sicherzustellen, dass die Therapie für den Patienten geeignet ist.

Ihr Nutzen

Die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie ist ein ganzheitliches Therapiekonzept, welches sich nicht nur auf ein Organsystem bezieht, sondern auf Ihren ganzen Körper. Das Sauerstoffangebot an Ihren Körper wird erhöht, Erkrankungen und geistige Leistungsschwächen treten seltener auf. Ihr Immunsystem wird gestärkt und die Durchblutung verbessert.

Die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie dient nicht nur der Bekämpfung, sondern auch der Vorbeugung von Krankheiten. Sie baut Stress ab und verhindert dessen negative Langzeitfolgen. Regelmäßige Anwendungen führen zu einer über Monate anhaltenden Verbesserung Ihres Energie- und Sauerstoffhaushaltes, somit zu einer Steigerung Ihres Wohlbefindens und Ihrer Lebensqualität.

Literatur

  1. Pfeifer B, Preiß J, Unger C: Onkologie integrativ: Konventionelle und komplementäre Therapie. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2006
  2. Dehmlow R: Sauerstoff-Ozon-Therapien: Methoden und praktische Anwendung. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2007
  3. Bierbach E: Handbuch Naturheilpraxis: Methoden und Therapiekonzepte. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2005