Ewing-Sarkom – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Das Ewing-Sarkom zählt zu den osteomyelogenen Tumoren (vom Knochenmark ausgehenden Tumoren), das heißt, es entsteht aus mesenchymalen Stammzellen (unreife/undifferenzierte Gewebezellen) im Knochenmarksraum. Der Tumor besteht aus kleinzelligen, blau gefärbten, rundzelligen Zellen und ist hochmaligne (hochaggressiv, mit einem Malignitätsgrad von 3 oder 4). Er ersetzt fast vollständig das normale Knochengewebe durch Tumorzellen, was als osteolytisch (knochenauflösend) bezeichnet wird.
Primäre pathophysiologische Mechanismen
- Entstehung aus mesenchymalen Stammzellen: Das Ewing-Sarkom entwickelt sich aus unreifen mesenchymalen Zellen des Knochenmarks, die sich entarten und zu Tumorzellen differenzieren.
- Charakteristische Translokationen: Das Ewing-Sarkom ist durch charakteristische balancierte Translokationen (Chromosomenveränderungen) gekennzeichnet, bei denen das EWS-Gen auf Chromosom 22 betroffen ist. Diese Gendefekte sind wesentlich für die Tumorentstehung und das aggressive Wachstum. Die häufigsten Translokationstypen sind [1]:
- Translokation t(11;22)(q24;q12)
- Translokation t(21;22)(q22;q12)
- Translokation t(7;22)(p22;q12)
- Genetische Deregulierung: Diese Translokationen führen zu einer Fehlregulation von Genen, die das Zellwachstum kontrollieren, was das unkontrollierte Wachstum von Tumorzellen fördert.
Sekundäre pathophysiologische Veränderungen
- Osteolytischer Prozess: Das Ewing-Sarkom besteht fast ausschließlich aus Tumorzellen, die den Knochen ersetzen und zu einem osteolytischen Prozess führen. Dadurch wird der Knochen zerstört, was zu Knochenschwächen und -brüchen führt.
- Tumorinfiltration: Die Tumorzellen infiltrieren nicht nur den Knochen, sondern breiten sich auch auf das umliegende Gewebe aus, was das aggressive Wachstum und die Invasivität des Tumors verstärkt.
Klinische Manifestation
- Schmerzen: Patienten berichten häufig über Schmerzen im betroffenen Bereich, die durch die Zerstörung des Knochens und die Tumorinfiltration verursacht werden.
- Schwellung und Deformität: Der Tumor kann Schwellungen und Verformungen im Bereich der Knochen verursachen.
- Allgemeinsymptome: Fieber, Gewichtsverlust und allgemeines Unwohlsein treten oft in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung auf.
Progression und Organbeteiligung
- Metastasierung (Bildung von Tochtergeschwülsten): Das Ewing-Sarkom neigt dazu, frühzeitig zu metastasieren. Die häufigsten Metastasen finden sich in der Lunge, anderen Knochen oder im Knochenmark.
- Schnelle Progression: Der Tumor wächst schnell und aggressiv, was zu einer raschen Verschlechterung des Zustands des Patienten führen kann.
Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden
- Knochenzerstörung: Der Tumor ersetzt gesunden Knochen durch Tumorzellen, was zu erheblichen funktionellen Einschränkungen und strukturellen Schäden wie pathologischen Frakturen führt.
- Beeinträchtigung der Beweglichkeit: Patienten können durch die Knochenschäden und die Ausbreitung des Tumors in benachbarte Strukturen in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sein.
Regenerative und kompensatorische Prozesse
- Fehlende Regeneration: Obwohl das betroffene Gewebe durch Tumorzellen zerstört wird, gibt es nur sehr begrenzte regenerative Prozesse. Der Tumorwachstum überwiegt die Heilungsmechanismen des Körpers.
- Immunreaktion: Das Immunsystem versucht, die Tumorzellen zu bekämpfen, allerdings ist diese Reaktion oft nicht ausreichend, um das Tumorwachstum aufzuhalten.
Zusammenfassung und klinische Relevanz
Das Ewing-Sarkom ist eine hochmaligne Tumorerkrankung, die durch charakteristische genetische Translokationen gekennzeichnet ist. Es betrifft vorwiegend den Knochen und führt zu einer Zerstörung des Knochens durch osteolytische Prozesse. Das aggressive Wachstum und die frühe Metastasierung verschlechtern die Prognose erheblich. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Überlebenschancen zu verbessern.
Ätiologie (Ursachen)
Die genauen Ursachen für ein primäres Ewing-Sarkom sind noch ungeklärt. Eine familiäre Häufung und Umwelteinflüsse scheinen keine Rolle zu spielen.
Biographische Ursachen
- Ethnische Herkunft – Kaukasier (Weiße) sind häufiger von einem Ewing-Sarkom betroffen, Asiaten nur selten und Afro-Amerikaner nahezu nie [2].
Weitere Ursachen
- Radioaktive Exposition
- Röntgenstrahlen
- Tumortherapien – Bei Menschen, die sich in ihrer Kindheit aufgrund einer anderen Tumorerkrankung einer Chemotherapie und/oder Radiatio (Strahlentherapie) unterziehen mussten, tritt häufiger ein Ewing-Sarkom auf. Durch die aggressiven Tumortherapien wird das Genom (Erbmaterial) der Osteoblasten verändert.
Literatur
- S1-Leitlinie: Ewing-Sarkome des Kindes- und Jugendalters. (AWMF-Registernummer: 025-006), Juni 2014 Langfassung
- Worch J, Matthay KK, Neuhaus J, Goldsby R, DuBois SG: Ethnic and racial differences in patients with Ewing sarcoma. Cancer. 2010 Feb 15; 116 (4): 983-8. doi: 10.1002/cncr.24865
Leitlinie
- S1-Leitlinie: Ewing-Sarkome des Kindes- und Jugendalters. (AWMF-Registernummer: 025-006), Juni 2014 Langfassung