Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Ovarialkarzinoms (Eierstockkrebs) dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie Tumorerkrankungen, die häufig vorkommen?
  • Bestehen in Ihrer Familie Krebserkrankungen der Eierstöcke, Brust oder des Darms?
  • Gibt es in Ihrer Familie bekannte genetische Mutationen (z. B. BRCA1, BRCA2)?
  • Bestehen familiäre Erbkrankheiten, insbesondere im Zusammenhang mit Hormon- oder Stoffwechselstörungen (z. B. polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS), Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow, Morbus Addison, Cushing-Syndrom, Prolaktinom, Akromegalie, Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit), Klinefelter-Syndrom)?

Soziale Anamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Sind Sie in Ihrem Beruf schädigenden Arbeitsstoffen ausgesetzt?
  • Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Stress?
  • Besteht eine langjährige Exposition gegenüber endokrinen Disruptoren (z. B. bestimmte Chemikalien, Kosmetika)?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Ist Ihnen ein aufgeblähter Bauch aufgefallen?
  • Haben Sie dabei gleichzeitig Gewicht abgenommen?*
  • Haben Sie Bauchschmerzen oder anhaltende Unterbauchschmerzen?*
  • Leiden Sie unter Völlegefühl, Übelkeit oder Appetitlosigkeit?
  • Ist Ihnen eine Veränderung des Stuhlgangs (z. B. Verstopfung, Durchfall, Wechsel zwischen beiden) aufgefallen?
  • Haben Sie eine veränderte Häufigkeit oder Schmerzen beim Wasserlassen bemerkt?
  • Bestehen unklare Rückenschmerzen oder Beckenbeschwerden?
  • Haben Sie Ausfluss aus der Scheide?
  • Treten Blutungen außerhalb der normalen Regelblutung oder nach den Wechseljahren auf?*
  • Haben Sie Schmerzen oder Beschwerden beim Geschlechtsverkehr?*
  • Fühlen Sie sich häufig müde oder abgeschlagen?
  • Bestehen nächtliche Schweißausbrüche oder Hitzewallungen?
  • Haben Sie Veränderungen der Haut oder Schleimhäute bemerkt?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Sind Sie übergewichtig?
  • Haben Sie ungewollt Körpergewicht verloren?
  • Geben Sie bitte Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
  • Haben Sie in letzter Zeit Veränderungen in Ihrer Ernährung vorgenommen?
  • Wann war Ihre letzte Menstruation (Regelblutung)?
  • Bestehen Zyklusstörungen oder hormonelle Ungleichgewichte?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Autoimmunerkrankungen oder hormonelle Störungen?
    • Endometriose oder andere gynäkologische Erkrankungen?
    • Frühere Tumorerkrankungen?
  • Haben Sie bereits Operationen im Bauch- oder Beckenbereich durchlaufen?
  • Bestehen bekannte Allergien (z. B. Medikamente, Nahrungsmittel)?
  • Haben Sie bereits Schwangerschaften durchlebt? Falls ja, wie viele?

Medikamentenanamnese

  • Hormonersatztherapie in den Wechseljahren: Eine Östrogen- bzw. Östrogen-Gestagen-Therapie kann das Ovarialkarzinomrisiko erhöhen.
    • Wirkungseintritt: bereits bei Anwenderzeiten von unter 5 Jahren
    • Das Risiko reduziert sich nach Absetzen der Therapie.
  • Seltenere Einnahme von Ovulationshemmern ("Pille") als der Durchschnitt der Frauen

Umweltanamnese

  • Beruflicher Kontakt mit Karzinogenen wie Asbest oder Talkum (Talkumpulver) [1]
  • Haarfärbemittel [2]

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.

Literatur

  1. Cramer DW et al.: Presence of talc in pelvic lymph nodes of a woman with ovarian cancer and long-term genital exposure to cosmetic talc. Obstet Gynecol. 2007 Aug;110(2 Pt 2):498-501.
  2. Zhang Y et al.: Personal use of permanent hair dyes and cancer risk and mortality in US women: prospective cohort study BMJ 2020;370:m2942