Darmkrebs (Kolonkarzinom) – Prävention
Zur Prävention des Kolonkarzinoms (Darmkrebs) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Studien zeigen eine Assoziation zwischen dem Verzehr größerer Mengen an rotem Fleisch, d. h. Muskelfleisch von Schwein, Rind, Lamm, Kalb, Hammel, Pferd, Schaf, Ziege und dem vermehrten Auftreten von Kolonkarzinomen (Dickdarmkrebs) sowie der Gesamttumormortalität (krebsbedingte Sterblichkeit) [51-53].
- Rotes Fleisch wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als "wahrscheinlich karzinogen für den Menschen", das heißt als krebserregend, eingestuft.
- Fleisch- und Wurstwaren werden als sogenanntes „definitives Gruppe 1-Karzinogen“ eingestuft und sind damit vergleichbar (qualitativ, aber nicht quantitativ) mit der kanzerogenen (krebserregenden) Wirkung des Tabakrauchens. Zu den Fleischwaren zählen Produkte, deren Fleischbestandteil durch Verarbeitungsverfahren wie Salzen, Pökeln, Räuchern oder Fermentieren haltbar gemacht bzw. im Geschmack verbessert wurde: Würstchen, Wurstwaren, Schinken, Corned beef, Dörrfleisch, luftgetrocknetes Rindfleisch, Fleischkonserven. Der tägliche Verzehr von 50 g Fleischwaren (das entspricht zwei Scheiben Wurst) steigert das Risiko für ein Kolonkarzinom um 18 %, ein täglicher Verzehr von 100 g rotem Fleisch um 17 % [20].
- Andere Studien weisen darauf hin, dass mit dem Fleisch aufgenommenes Eisen zur Risikoerhöhung beitragen könnte, da Eisen die Bildung schädlicher Nitrosoverbindungen im Körper fördern kann. Rotes Fleisch oder Fleischwaren haben im Durchschnitt einen höheren Eisengehalt als Geflügel, weshalb dessen Verzehr das Darmkrebsrisiko in dieser Studie nicht beeinflusst haben könnte [2].
- In einer Metaanalyse mehrerer prospektiver Kohortenstudien konnte ein erhöhtes Risiko für kolorektale Karzinome bei sehr hohem Fleischverzehr von Rindfleisch und Lammfleisch nachgewiesen werden. Schweinefleisch stand nicht mit einem erhöhten Krebsrisiko in Zusammenhang [13].
- Studien an Ratten mit chemisch-induziertem Kolonkarzinom (chemisch-herbeigeführtem Dickdarmkrebs) zeigten einheitlich, dass das mit der Nahrung aufgenommene Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) und rotes Fleisch Läsionen (Gewebeschädigungen) im Darm als Vorstufe eines Karzinoms (Tumors) begünstigen. Der Mechanismus ist noch unbekannt, jedoch hat Häm-Eisen einen katalytischen (beschleunigenden) Effekt auf die endogene (körpereigene) Bildung kanzerogener (krebsfördernder) Nitrosoverbindungen sowie auf die Bildung zytotoxischer (zellschädigender) und genotoxischer (erbgutschädigender) Aldehyde mittels Lipidperoxidation (Umwandlung von Fettsäuren, wobei freie Radikale entstehen) [4].
- Weitere Studien beschreiben tierisches Protein als unabhängigen Risikofaktor. Bei proteinreicher Kost treten vermehrt Proteine, Peptide und Harnstoff ins Kolon über. Als Endprodukt des bakteriellen Metabolismus entstehen Ammoniumionen, die zytotoxisch wirken [3].
- Zu geringer Fischkonsum; inverse Korrelation zwischen Fischkonsum und Erkrankungsrisiko [11]
- Zu geringer Obst- und Gemüseverzehr; teilweise bedingt durch damit verbundene geringere Zufuhr von Ballaststoffen
- Eine Beobachtungsstudie zeigte zudem, dass eine Ernährung, die reich an Ballaststoffen ist, selbst dann noch die Überlebenschancen bei Kolonkarzinom erhöht, wenn die Ernährung erst nach der Diagnosestellung umgestellt wird [54, 55]. So sank die Gesamtmortalität um 14 %, wenn die tägliche Ballaststoffzufuhr um 5 Gramm erhöht wurde [54].
- Heterozyklische aromatische Amine (HAA) – diese entstehen ausschließlich beim Erhitzen (> 150 °C) von Lebensmitteln (v. a. Fleisch und Fisch) und gelten als kanzerogen. HAA entwickeln sich hauptsächlich in der Kruste. Je stärker gebräunt das Fleisch ist, desto mehr HAA entstehen. Personen, die eine hohe Aufnahme an HAA haben, haben ein um 50 Prozent höheres Risiko, Polypen (Adenome) des Kolons (Dickdarms) zu entwickeln, die häufig Präkanzerosen (Vorstufen) für das Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs) sind [8].
- Zu fettreiche Kost (hohe Aufnahme von gesättigten Fettsäuren tierischen Ursprungs und von der mehrfach ungesättigten Fettsäure Linolsäure (Omega-6-Fettsäure), enthalten in Distel-, Sonnenblumen- und Maiskeimöl) sowie arm an kompexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen
- Zuckerhaltige Süßgetränke – ≥ 2 Getränke führen zu einem mehr als 2-fach erhöhten Risiko, vor dem 50. Lebensjahr an einem Kolonkarzinom zu erkranken [47].
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – u. a. nicht ausreichende Versorgung mit Vitamin C und D, Calcium (Calcium bindet Promotoren wie Gallensäuren) und Selen; siehe Prävention mit Mikronährstoffen
- Studien zeigen eine Assoziation zwischen dem Verzehr größerer Mengen an rotem Fleisch, d. h. Muskelfleisch von Schwein, Rind, Lamm, Kalb, Hammel, Pferd, Schaf, Ziege und dem vermehrten Auftreten von Kolonkarzinomen (Dickdarmkrebs) sowie der Gesamttumormortalität (krebsbedingte Sterblichkeit) [51-53].
- Genussmittelkonsum
- Alkohol (Frau: > 20 g/Tag; Mann: > 30 g/Tag); ≥ 50 g/Tag Alkohol signifikanter Anstieg der Kolorektalkarzinom-Mortalität (Sterberate) [10]
- Tabak (Rauchen)
- Körperliche Aktivität
- Bewegungsmangel
- > 14 Stunden TV-Konsum pro Woche als ein Maß für Bewegungsmangel erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein Kolorektalkarzinom bereits im Alter unter 50 um fast 70 % [41]
- Hohe kardiorespiratorische Fitness (Durchschnitt 13,0 MET ≈ 13-Fache des Grundumsatzes) im mittleren Lebensalter führte zu einer um 44 % reduzierten Darmkrebsmortalität (Darmkrebssterberate) [14]
- “Vielsitzer" (24 % höheres Risiko) [9]
- Bewegungsmangel
- Psycho-soziale Situation
- Hoher Arbeitsstress: + 36 % Kolorektalkarzinom (Karzinome des Kolons (Dickdarm) und des Rektums (Mastdarm)) [40]
- Nachtarbeit – gemäß der Einschätzung der International Agency for Research on Cancer (IARC) gilt die Schichtarbeit als "wahrscheinlich kanzerogen" (Gruppe-2A-Karzinogen) [43]
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) [1]:
- Pro 5 kg Gewichtszunahme Anstieg des Risikos für ein Kolonkarzinom um 5 % [12]
- Übergewichtige oder adipöse Teenager im Teenageralter (17 Jahre) [33]:
- 50 Prozent erhöhtes Risiko auf ein späteres Kolonkarzinom für übergewichtige oder adipöse Teenager
- 70 Prozent erhöhtes Risiko auf ein Rektumkarzinom für adipöse Männer; adipöse Frauen ca. 100 Prozent erhöht
- Übergewicht war nicht signifikant mit einem Rektumkarzinom assoziiert
- Eine starke Gewichtszunahme im jungen Erwachsenenalter war mit erhöhtem Darmkrebsrisiko verbunden [17].
- Kumulierte lebenslange Übergewicht spielt eine größere Rolle für das CRC-Risiko, als durch traditionelle Analysen geschätzt wird, die auf BMI-Messungen an einem einzigen Punkt basieren [50].
- Zunahme des Taillenumfangs und des Leptinrezeptors sowie ein hoher HbA1c-Wert [30]
- Androide Körperfettverteilung, das heißt abdominales/viszerales, stammbetontes, zentrales Körperfett (Apfeltyp) – es liegt ein hoher Taillenumfang bzw. ein erhöhter Taille-Hüft-Quotient (THQ; englisch: waist-to-hip-ratio (WHR)) vor; vermehrtes Bauchfett wirkt stark atherogen und fördert inflammatorische Prozesse ("Entzündungsprozesse")
Bei der Messung des Taillenumfangs gemäß der Richtlinie der International Diabetes Federation (IDF, 2005) gelten folgende Normwerte:
- Männer < 94 cm
- Frauen < 80 cm
Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Nitrat im Trinkwasser (Nitrat wird im Körper zu Nitrit und N-Nitroso-Verbindungen umgewandelt); Personengruppe, die mit ≥ 16,75 mg/l der höchsten Belastung ausgesetzt war, hatte im Vergleich zu Personen, die mit < 0,69 mg/l am wenigsten Nitrat über das Trinkwasser aufgenommen hatten, ein beinahe 20 % höheres Risiko für ein kolorektales Karzinom (HR 1,16, 95 %-KI 1,08-1,25) [39].
Fazit: Der Grenzwert von maximal 50 mg Nitrat pro Liter Trinkwasser gemäß der EU-Trinkwasserrichtlinie sollte überdacht werden.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Genetische Faktoren:
- Genetische Risikoreduktion abhängig von Genpolymorphismen:
- Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
- Gen: SMAD7
- SNP: rs4939827 im Gen SMAD7
- Allel-Konstellation: CT (0,86-fach)
- Allel-Konstellation: CC (0,73-fach)
- Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
- Genetische Risikoreduktion abhängig von Genpolymorphismen:
- Ernährung
- Adventist Health Study 2 (AHS-2) [1]:
- Vegetarier hatten eine Risikoreduktion für eine Kolonkarzinom um 22 % gegenüber Nichtvegetariern.
- Pescovegetarier (Definition: mindestens einmal im Monat Fisch, dagegen alle anderen Fleischarten weniger als einmal monatlich) hatten eine Risikoreduktion von:
- 43 % gegenüber Nichtvegetariern
- 38 % gegenüber Semivegetarier (Definition: höchstens einmal pro Woche eine Fleischmahlzeit)
- 30 % gegenüber Lacto-Ovo-Vegetariern
- Hoher Verzehr von Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten beeinflusst über die Darmflora das Kolonkarzinomrisiko (Risikoreduktion: 57 % für eine Darmkrebserkrankung mit Nachweis von F. nucleatum) – der Nachweis von Genen des Darmbakteriums Fusobacterium nucleatum in Kolontumoren geht häufig mit einem aggressiven Verlauf der Krebserkrankung einher. Fazit: Eine vollwertige Kost kann vor Darmkrebs schützen [25].
- Ballaststoffreiche Ernährung
- Nach einer Metaanalyse von 25 prospektiven Beobachtungsstudien sinkt das Darmkrebsrisiko pro 10 Gramm Ballaststoffe um 10 % [34].
- Ballaststoffe verkürzen die Transitzeit des Stuhls im Darm, wodurch dieser weniger karzinogene (krebserregende) Stoffe aufnimmt. Bereits eine Erhöhung der Ballaststoffzufuhr um 5 g pro Tag kann die darmkrebsspezifische Mortalität (Sterblichkeit) um 18 % senken. Ballaststoffe aus Getreideprodukten scheinen am stärksten vor einem Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs) zu schützen [34, 56].
- Nussverzehr – Reduktion des Risikos für kolorektale Karzinome um 24 % [20]
- Adventist Health Study 2 (AHS-2) [1]:
- Körperliche Aktivität
- Eine hohe versus eine niedrige körperliche Aktivität in der Freizeit ist mit einem geringeren Risiko für Kolonkarzinom (-15,05 %; HR 0.84, 95 % CI 0.77-0.91) und Rektumkarzinom (-13 %; HR 0.87, 95 % CI 0.80-0.95) verbunden [11].
- Beim Ausüben eines moderaten Ausdauersports konnte eine deutliche Reduktion der Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) von bis zu 40 % erkannt werden. Dieser Effekt wurde bei einer täglichen 30-60 minütigen moderaten bis intensiven körperlichen Aktivität beobachtet [58], wobei eine Dosis-Wirkungs-Beziehung besteht, d. h.: Aktivitäten mit einer höheren Intensität scheinen eine höhere Risikoreduktion zu bewirken als solche mit einer geringen Intensität [57, 58].
- Physische Aktivität von 7 Stunden zügigem Spazierengehen pro Woche ging mit einer Reduktion des Erkrankungsrisikos um 40 % einher [6].
- Für Männer senkte körperliche Bewegung das Darmkrebsrisiko für das proximale Kolon (Gesamtgruppe: -21 %, Männer: -33 %; nach zusätzlicher Berücksichtigung des Taillenumfangs in einer multivariaten Analyse zeigte sich ein signifikantes Risiko für das proximale Kolon bei Männern: -28 %) [38].
- Probanden in der höchsten Fitnesskategorie ≥ 12 MET [42]:
- 61 % geringeres Risiko für Kolorektalkrebs; Inzidenzraten 0,27 bzw. 0,97 je 1.000 Personenjahre); Risiko nach einer Darmkrebsdiagnose während der Nachbeobachtungszeit zu sterben, war für die fittesten Patienten um 89 % vermindert.
- Medikamente
- Antibiotikatherapie: Rektumkarzinome treten seltener auf, dagegen besteht ein erhöhtes Risiko für Karzinome im vorderen Kolon; für das proximale Kolonkarzinom wurde bei einer Einnahmedauer von 31 bis 60 Tagen eine Odds Ratio von 1,32 (1,15 bis 1,51) ermittelt; Odds Ratio für ein Rektumkarzinom bei einer Behandlungsdauer von mehr als 60 Tagen betrug 0,84 (0,68 bis 1,03); Lebenszeitrisiko erhöhte sich allerdings nicht wesentlich: Männer von 7 % auf 8 % und für Frauen von 6 % auf 7 % [44].
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) – mindestens 75 mg/d Acetylsalicylsäure (ASS); der größte Nutzen wurde bei Tumoren im proximalen Kolon gesehen [4, 5]
- Die Wirkung von NSAR und Acetylsalicylsäure (ASS) ist Genotyp-abhängig: Beim Vergleich von 8.634 Kolonkarzinom-Patienten und 8.553 gesunden Kontrollen stießen die Autoren auf zwei Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs) [14]:
- rs2965667 befindet sich auf dem Chromosom 12p12.3 in der Nähe des Gens MGST1: das Gen kodiert das Enzym „microsomal glutathione S-transferase 1“, das in den Stoffwechsel von Prostaglandin E (Mediator von Entzündungsreaktionen im Körper) eingebunden ist.
- NSAR/ASS-Gruppe: um 34 % vermindertes Kolonkarzinomrisiko, wenn bei ihnen in rs2965667 der TT-Genotyp vorlag
- NSAR/ASS-Gruppe: um 89 % erhöhtes Kolonkarzinomrisiko bei TA- oder AA-Genotypen (kommen nur in ca. 4 % der Fälle in der Bevölkerung vor)
- rs16973225 auf dem Chromosom 15q25.2 in der Nähe des Gens für Interleukin-16; ein Botenstoff, der von T-Zellen freigesetzt wird
NSAR/ASS-Gruppe: Träger des AA-Genotyps erkrankten zu 34 Prozent seltener an Kolonkarzinom
- rs2965667 befindet sich auf dem Chromosom 12p12.3 in der Nähe des Gens MGST1: das Gen kodiert das Enzym „microsomal glutathione S-transferase 1“, das in den Stoffwechsel von Prostaglandin E (Mediator von Entzündungsreaktionen im Körper) eingebunden ist.
- Acetylsalicylsäure (ASS) bei Lynch-Syndrom: Eine relativ hochdosierte Behandlung mit ASS über 2 Jahre hat in einer randomisierten Studie bei Patienten mit Lynch-Syndrom die Häufigkeit von kolorektalen Karzinomen gesenkt; der Effekt wurde erstmals nach 5 Jahren erkennbar und könnte bis zu 20 Jahren anhalten [45].
- PLCO-Screeningstudie: Ibuprofen, weniger ASS scheint kolorektale Adenome zu verhindern, beide NSAR gehen aber bei täglicher Einnahme mit einem reduzierten Darmkrebsrisiko einher [49]:
- 24 % weniger Adenome unter Ibuprofen
- Kolonkarzinome um 19 % niedriger unter Ibuprofen als bei Teilnehmern ohne Ibuprofen; ASS führte zu einer Kolonkarzinom-Risikoreduktion von 21 %
- Östrogen-Gestagen-Therapie: diese vermag vielleicht das Risiko kolorektaler Karzinome zu senken [26, 27]; um 19 % reduzierte Inzidenzrate (Häufigkeit von Neuerkrankungen) nach mehr als 40 Jahren [28]
Tertiärprävention
Bei der Tertiärprävention des Kolonkarzinoms geht es um die Verhinderung des Fortschreitens bzw. das Auftreten eines Rezidivs (Wiederauftreten der Erkrankung). Nachfolgende Maßnahme trägt dazu bei:
- Ernährung
- Ballaststoffreiche Ernährung: pro 5 Gramm zusätzlich pro Tag aufgenommener Pflanzenfasern zeigte ein relativ um 14 % vermindertes Mortalitätsrisiko (Sterberisiko) [35]
- Baumnüsse: Der regelmäßige Verzehr von Baumnüssen hatte den Anteil der Patienten, bei denen es nach Operation und Chemotherapie erneut zu einem Tumorwachstum gekommen war, um 42 % gesenkt; die Chance, das Kolorektalkarzinom zu überleben, stieg bei einer adjustierten Hazard Ratio von 0,43 (0,25-0,74) sogar um 57 % [36].
- Kaffeekonsum
- Möglicherweise verbessert ein täglicher Kaffeekonsum von vier Tassen oder mehr die Prognose eines Kolonkarzinoms im Stadium III (fortgeschrittenes Stadium) und vermindert das Risiko für ein Rezidiv (Wiederauftreten der Erkrankung) [23]. Allerdings wurden diese Beobachtungen im Rahmen einer Studie gemacht, die aus anderen Gründen durchgeführt wurde. Studien, die gezielt die Auswirkungen des Kaffeekonsums auf ein bestehendes Kolonkarzinom untersuchen, stehen bislang noch aus.
- Trinken von mind. einer Tasse Kaffee täglich ist bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem kolorektalen Karzinom mit einer signifikanten Risikoreduktion für sowohl das Versterben als auch einen Progress (Fortschreiten der Erkrankung) assoziiert; es zeigte sich eine Dosis-Wirkung-Beziehung: Effekt steigert sich mit der konsumierten Menge (1, 2-3 oder > 4 Tassen); trifft auch auf entkoffeinierten Kaffee zu [46].
- Körperliche Aktivität
- Regelmäßige sportliche Betätigung nach der Krebsdiagnose reduziert die Gesamtmortalität (Gesamtsterblichkeit) beim Kolonkarzinom um relative 38 % [48].
- Medikamente
- Patienten, die nach der Diagnose eines gastrointestinalen Malignoms (Krebserkrankung des Magen-Darm-Trakts) mit der Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) begannen, hatten in einer retrospektiven Kohortenstudie (13.715 Patienten) eine doppelt so hohe 5-Jahres-Überlebensrate [18].
- Das mediane Risiko, eine metachrone Neoplasie (Auftreten von Tumoren zu zwei getrennten Zeitpunkten) zu entwickeln, wurde reduziert durch [24]:
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) vom Non-ASS-Typ um gut 60 %
- ASS in niedriger Dosis (≤ 160 mg/Tag) um 30 %
- hoch dosierte ASS (≥ 300 mg/Tag) um 20 %
- Acetylsalicylsäure (ASS) oder andere NSAID; Einnahme vor der Darmkrebserkrankung
- 25 % verminderte Gesamtmortalität (Gesamtsterberate) (Hazard Ratio 0,75; 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,59-0,95)
- 56 % vermindertes Darmkrebsrisiko (Hazard Ratio 0,44; 0,25 bis 0,71)
- Gesamtmortalität sank um 36 % (Hazard Ratio 0,64; 0,47-0,86)
- Darmkrebsspezifische Letalität (Sterblichkeit) sank um 60 % (Hazard Ratio 0,40; 0,20-0,80)
- Bei malignen Kolontumoren mit geringer PD-L1-Expression ist eine ASS-Therapie wirkungsvoll: Patienten, die mindestens zweimal die Woche ASS eingenommen hatten, zeigten ein längeres darmkrebsfreies Überleben, wenn der Tumor in geringem Maße PD-L1 exprimierte (p < 0,001). Damit könnte PD-L1 ein Biomarker für eine adjuvante ASS-Therapie sein [29].
- Patienten mit einem Rektumkarzinom: Downstaging (vor einer Operation) durch neoadjuvante Chemoradiotherapie und darüber hinaus mit einem Statin, mit ASS oder Metformin (bei Diabetikern); des Weiteren durch ASS-Anwendung besseres progressionsfreien Überleben und besseres Gesamtüberleben [32].
- Frauen mit Hormontherapie (Östrogene bzw. Östrogene/Progesteron) vor der Diagnose eines Kolonkarzinoms: krebsspezifische Mortalität war um 29 % und die Gesamtmortalität um 34 % niedriger als bei jenen Frauen ohne Hormontherapie [37].
Literatur
- Andrew G Renehan, Margaret Tyson, Matthias Egger, Richard F Heller, Marcel Zwahlen: Body-mass index and incidence of cancer: a systematic review and meta-analysis of prospective observational studies. The Lancet, Volume 371, Issue 9612, Pages 569-578, 16 February 2008
- Norat T, Bingham S, Ferrari P et al.: Meat, Fish, and Colorectal Cancer Risk: The European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Journal of the National Cancer Institute, 97(12):906-916, 2005. doi: 10.1093/jnci/dji164.
- Biesalski HK, Fürst P, Kasper H, Kluthe R, Pölert W, Puchstein Ch, Stähelin HB: Ernährungsmedizin. Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2004
- Rothwell PM: Long-term effect of aspirin on colorectal cancer incidence an mortality: 20 -year follow-up of five randomized trials. Lancet published online October 22, 2010 (doi: 10.1016/S0140-6736[10]61543-7)
- Benamouzig R, Uzzan B: Aspirin to prevent colorectal cancer: time to act? Ibidem (doi:10.1016/S0140-6736[10]61509-7)
- Halle M., Schoenberg MH: Körperliche Aktivität in der Prävention und Therapie des kolorektalen Karzinoms. Deutsches Ärzteblatt. Jg. 106. Heft 44: 722-27, 2009
- Bastide NM, Pierre FH, Corpet DE. Heme iron from meat and risk of colorectal cancer: a meta-analysis and a review of the mechanisms involved. Cancer Prev Res (Phila). 2011 Feb;4(2):177-84. Epub 2011 Jan 5. doi: 10.1158/1940-6207.CAPR-10-0113
- Rohrmann S, Hermann S, Linseisen, J: Heterocyclic aromatic amine intake increases colorectal adenoma risk: findings from a prospective European cohort study. Am J Clin Nutr 89: 1418-142, 2009. doi: 10.3945/ajcn.2008.26658
- Schmid D et al.: Television Viewing and Time Spent Sedentary in Relation to Cancer Risk: A Meta-analysis. J Natl Cancer Inst 2014; 106. doi:10.1093/jnci/dju098
- Cai S, Li Y, Ding Y, Chen K, Jin M: Alcohol drinking and the risk of colorectal cancer death: a meta-analysis. Eur J Cancer Prev. 2014 Nov;23(6):532-9. doi: 10.1097/CEJ.0000000000000076.
- Yu XF, Zou J, Dong J: Fish consumption and risk of gastrointestinal cancers: A meta-analysis of cohort studies. World J Gastroenterol. 2014 Nov 7;20(41):15398-412. doi: 10.3748/wjg.v20.i41.15398.
- Chen Q, Wang J, Yang J, Jin Z, Shi W, Qin Y, Yu F, He J: Association between adult weight gain and colorectal cancer: A dose-response meta-analysis of observational studies. Int J Cancer. 2014 Nov 14. doi: 10.1002/ijc.29331.
- Yao X, Tian Z: Dyslipidemia and colorectal cancer risk: a meta-analysis of prospective studies. Cancer Causes Control. 2014 Dec 9.
- Carr PR, Walter V, Brenner H, Hoffmeister M: Meat subtypes and their association with colorectal cancer: systematic review and meta-analysis. Int J Cancer. 2015 Jan 12. doi: 10.1002/ijc.29423.
- Hongmei N et al.: Association of Aspirin and NSAID Use With Risk of Colorectal Cancer According to Genetic Variants. JAMA. 2015;313(11):1133-1142. doi:10.1001/jama.2015.1815.
- Orlich MJ et al.: Vegetarian Dietary Patterns and the Risk of Colorectal Cancers. JAMA Intern Med, online 9. März 2015; doi: 10.1001/jamainternmed.2015.59
- Lakoski SG et al.: Midlife Cardiorespiratory Fitness, Incident Cancer, and Survival After Cancer in Men. JAMA Oncol, online 26. März 2015; doi:10.1001/jamaoncol.2015.0226
- Schlesinger S et al.: Body weight gain and risk of colorectal cancer: a systematic review and meta-analysis of observational studies. DOI: 10.1111/obr.12286
- ECC 2015 Press Release: Post Diagnosis Aspirin Improves Survival in all Gastrointestinal Cancers
- Bouvard V, Loomis D, Guyton KZ, Grosse Y, El Ghissassi F, Benbrahim-Tallaa L, Guha N, Mattock H, Straif K, International Agency for Research on Cancer Monograph Working Group: Carcinogenicity of consumption of red and processed meat. Lancet Oncology (2015; doi: 10.1016/S1470-2045(15)00444-1
- Wu L, Wang Z, Zhu J et al.: Nut consumption and risk of cancer and type 2 diabetes: a systematic review and meta-analysis. Nutr Rev. 2015;73:409-25
- Moore SC et al.: Association of Leisure-Time Physical Activity With Risk of 26 Types of Cancer in 1.44 Million Adults. JAMA Intern Med. Published online May 16, 2016. doi:10.1001/jamainternmed.2016.1548
- Guercio BJ, Sato K, Niedzwiecki D, Ye X, Saltz LB, Mayer RJ, Mowat RB, Whittom R, Hantel A, Benson A, Atienza D, Messino M, Kindler H, Venook A, Hu FB, Ogino S, Wu K, Willett WC, Giovannucci EL, Meyerhardt JA, Fuchs CS: Coffee Intake, Recurrence, and Mortality in Stage III Colon Cancer: Results From CALGB 89803 (Alliance). J Clin Oncol. 2015 Aug 17. pii: JCO.2015.61.5062
- Dulai PS et al.: Chemoprevention of colorectal cancer in individuals with previous colorectal neoplasia: systematic review and network meta-analysis. BMJ 2016;355:i6188 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.i6188 (Published 05 December 2016)
- Mehta RS et al.: Association of Dietary Patterns With Risk of Colorectal Cancer Subtypes Classified by Fusobacterium Nucleatum in Tumor Tissue. JAMA Oncol. Published online January 26, 2017. doi:10.1001/jamaoncol.2016.6374
- Grodstein F, Newcomb PA, Stampfer MJ: Postmenopausal hormone therapy and the risk of colorectal cancer. Am J Med 1999; 106: 574-582. 300
- Nanda K, Bastian LA, Hasselblad V, Simel DL: Hormone replacement therapy and the risk of colorectal cancer: A meta-analysis. Obstet Gynecol 1999; 93: 880-888.
- Iversen L et al.: Lifetime cancer risk and combined oral contraceptives: the Royal College of General Practitioners’ Oral Contraception Study. Am J Obstet Gynecol. 2017 Feb 8. pii: S0002-9378(17)30179-5. doi: 10.1016/j.ajog.2017.02.002
- Hamada T et al.: Aspirin Use and Colorectal Cancer Survival According to Tumor CD274 (Programmed Cell Death 1 Ligand 1) Expression Status. J Clin Oncol 2017, online 13. April
- Aleksandrova K et al.: Metabolic Mediators of the Association Between Adult Weight Gain and Colorectal Cancer: Data From the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) Cohort. Am J Epidemiol (2017) 185 (9): 751-764. doi: https://doi.org/10.1093/aje/kww194
- Hua X et al.: Timing of Aspirin and Other Nonsteroidal Anti-Inflammatory Drug Use Among Patients With Colorectal Cancer in Relation to Tumor Markers and Survival. J Clin Oncol JCO2017723569. 2017 Jun 15. https://doi.org/10.1200/JCO.2017.72.3569
- Gash KJ et al.: Potentiating the effects of radiotherapy in rectal cancer: the role of aspirin, statins and metformin as adjuncts to therapy. Brit J Cancer 2017; online 22. Juni. doi: 10.1038/bjc.2017.175
- Levi Z et al.: Adolescent body mass index and risk of colon and rectal cancer in a cohort of 1.79 million Israeli men and women: A population-based study. Cancer 2017; First published: 24 July 2017 doi: 10.1002/cncr.30819
- Aune D et al.: Dietary fibre, whole grains, and risk of colorectal cancer: systematic review and dose-response meta-analysis of prospective studies. BMJ 2011;343:d6617 doi: 10.1136/bmj.d6617 (Published 10 November 2011)
- Song M et al.: Fiber Intake and Survival After Colorectal Cancer Diagnosis. JAMA Oncol. Published online November 2, 2017. doi:10.1001/jamaoncol.2017.3684
- Fadelu T et al.: Nut Consumption and Survival in Patients With Stage III Colon Cancer: Results From CALGB 89803 (Alliance). J Clin Oncol. 2018 Feb 28:JCO2017755413. doi: 10.1200/JCO.2017.75.5413.
- Ji J et al.: Use of hormone replacement therapy improves the prognosis in patients with colorectal cancer: A population-based study in Sweden. IJC First published: 17 January 2018 doi: 10.1002/ijc.31228
- Morris JS et al.: Physical activity, sedentary behaviour and colorectal cancer risk in the UK Biobank. Br J Cancer 2018; 118, 920-929 (20 , online 8. März doi:10.1038/bjc.2017.496
- Schullehner J et al.: Nitrate in drinking water and colorectal cancer risk: A nationwide population‐based cohort study. Int J Cancer 2018 18 Februar 13 Feb 13 https://doi.org/10.1002/ijc.31306
- Yang T et al.: Work stress and the risk of cancer: A meta-analysis of observational studies. Int J Cancer 2018 https://doi.org/10.1002/ijc.31955
- Nguyen LH et al.: Sedentary Behaviors, TV Viewing Time, and Risk of Young-Onset Colorectal Cancer. JNCI Cancer Spectrum 2019;2(4):pky073 doi: https://doi.org/10.1093/jncics/pky073
- Marshall CH et al.: Cardiorespiratory Fitness and Incident Lung and Colorectal Cancer in Men and Women: Results from the Henry Ford Exercise Testing (FIT) Cohort. Cancer 2019; https://doi.org/10.1002/cncr.32085
- IARC Monographs Vol 124 group: Carcinogenicity of night shift work. Published: July 04, 2019 DOI:https://doi.org/10.1016/S1470-2045(19)30455-3
- Zhang J et al.: Oral antibiotic use and risk of colorectal cancer in the United Kingdom, 1989-2012: a matched case-control study BMJ Journals 19. August 2019 http://dx.doi.org/10.1136/ gutjnl-2019-318593
- Burn J et al.: Cancer prevention with aspirin in hereditary colorectal cancer (Lynch syndrome), 10-year follow-up and registry-based 20-year data in the CAPP2 study: a double-blind, randomised, placebo-controlled trial Lancet 2020; 395: 1855-63 doi:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)30366-4
- Mackintosh C et al.: Association of Coffee Intake With Survival in Patients With Advanced or Metastatic Colorectal Cancer. JAMA Oncol. Published online September 17, 2020. doi:10.1001/jamaoncol.2020.3938
- Hur J et al.: Sugar-sweetened beverage intake in adulthood and adolescence and risk of early-onset colorectal cancer among women. Gut Published Online First: 06 May 2021. doi: 10.1136/gutjnl-2020-323450
- Friedenreich CM et al.: Physical activity and mortality in cancer survivors: a systematic review and meta-analysis. JNCI Cancer Spectrum 2019; https://doi.org/10.1093/jncics/pkz080
- Kenechukwu Chudy-Onwugaje et al.: Aspirin, ibuprofen, and reduced risk of advanced colorectal adenoma incidence and recurrence and colorectal cancer in the PLCO Cancer Screening Trial Cancer. 2021 May 11. doi: 10.1002/cncr.33623.
- Li X et al.: Risk of Colorectal Cancer Associated With Lifetime Excess Weight JAMA Oncol. Published online March 17, 2022. doi:10.1001/jamaoncol.2022.0064
- World Cancer Research Fund: Diet, nutrition, physical activity and cancer: a global perspective – the third expert report. 2018
- Arends J, Bertz H, Bischoff S, Fietkau R, Herrmann H, Holm E et al.: S3-Leitline der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e. V. (DGHO), der Arbeitsgemeinschaft „Supportive Maßnahmen in der Onkologie, Rehabilitation und Sozialmedizin“ der Deutschen Krebsgesellschaft (ASORS) und der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Ernährung (AKE). Aktuelle Ernährungsmedizin 40(05):e1-74, 2015
- Freijer K, Tan SS, Koopmanschap MA, Meijers JMM, Halfens RJG, Nuijten MJC: The economic costs of disease related malnutrition. Clin Nutr. 2013 Feb;32(1):136-41. doi: 10.1016/j.clnu.2012.06.009.
- Song M, Wu K, Meyerhardt JA, Ogino S, Wang M, Fuchs CS, Giovannucci EL, Chan AT: Fiber Intake and Survival After Colorectal Cancer Diagnosis. JAMA Oncol. 2018 Jan 1;4 (1): 71-79. doi: 10.1001/jamaoncol.2017.3684
- Guinter MA et al.: Associations of pre- and post-diagnosis diet quality with risk of mortality among men and women with colorectal cancer. J Clin Oncol. 2018; 36 (34): 3404-10
- Qiwen Ben, Yunwei Sun, Rui Chai, Aihua Qian, Bin Xu, Yaozong Yuan: Dietary fiber intake reduces risk for colorectal adenoma: a meta-analysis. Gastroenterology. 2014 Mar;146(3):689-699.e6. doi: 10.1053/j.gastro.2013.11.003.
- Schmid D, Leitzmann MF: Association between physical activity and mortality among breast cancer and colorectal cancer survivors: a systematic review and meta-analysis. Ann Oncol. 2014 Jul;25(7):1293-1311. doi: 10.1093/annonc/mdu012.
- Thune I, Furberg AS: Physical activity and cancer risk: dose-response and cancer, all sites and site-specific. Med Sci Sports Exerc. 2001 Jun;33(6 Suppl):S530-50; discussion S609-10. doi: 10.1097/00005768-200106001-00025.