Chondrosarkom – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Das Chondrosarkom ist ein maligner (bösartiger) Tumor des knorpeligen Gewebes, der durch Zellkernatypien (abnorme Veränderungen des Zellkerns) gekennzeichnet ist. Eine häufige Form dieser Veränderungen ist die Pleomorphie, bei der die Zellkerne gleichartiger Zellen unterschiedliche Größen und Formen annehmen. Der Differenzierungsgrad des Tumors spielt eine zentrale Rolle bei der Prognose, da gut differenzierte Tumoren weniger aggressiv sind, während undifferenzierte Tumoren eine höhere Malignität (Bösartigkeit) aufweisen. Der Differenzierungsgrad ist daher ein wichtiger prognostischer Parameter.

Chondrosarkome werden in drei Differenzierungsgrade eingeteilt:

  • Tumor 1. Grades (low grade): Diese Tumoren wachsen langsam und metastasieren nur selten.
  • Chondrosarkom 2. Grades: Diese Tumoren sind bereits deutlich maligner und gehen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für die Bildung von Metastasen (Tochtergeschwülsten) und schlechteren Überlebenschancen einher.
  • Chondrosarkom 3. Grades (high grade): Diese Tumoren wachsen schnell, breiten sich rasch aus und metastasieren häufig. Etwa 60 % der Chondrosarkome gehören zum Grad 1, 35 % zum Grad 2 und 5 % zum Grad 3.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

  • Genetische Mutationen: Mutationen in Genen, die das Zellwachstum und die Differenzierung regulieren, führen zur unkontrollierten Vermehrung von Knorpelzellen. Dies ist der zentrale Mechanismus bei der Entstehung des Chondrosarkoms.
  • Zellkernatypien und Pleomorphie: Die malignen Zellen weisen Veränderungen im Zellkern auf, wie unregelmäßige Größen und Formen. Diese Zellveränderungen spielen eine wesentliche Rolle bei der aggressiven Natur des Tumors.

Sekundäre pathophysiologische Veränderungen

  • Tumorinvasion: Chondrosarkome infiltrieren das umliegende Gewebe und können sowohl Knochen als auch Weichteile befallen. Diese Tumorinvasion führt zur Zerstörung des umliegenden Gewebes.
  • Metastasierung: Chondrosarkome metastasieren vor allem in die Lunge. Dies geschieht vor allem hämatogen (über die Blutbahn) und tritt häufiger bei höhergradigen Tumoren (Grad 2 und 3) auf.

Klinische Manifestation

  • Frühe Symptome: In den frühen Stadien sind Chondrosarkome oft asymptomatisch. Erste Anzeichen können Schmerzen im betroffenen Bereich, tastbare Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen sein.
  • Späte Symptome: Bei fortschreitender Erkrankung nehmen die Schmerzen zu und es können sichtbare Deformitäten und Frakturen auftreten, insbesondere wenn der Tumor in das umliegende Knochengewebe eindringt.

Progression und Organbeteiligung

  • Differenzierungsgrade und Progression:
    • Grad 1: Diese Tumoren wachsen langsam und metastasieren selten.
    • Grad 2: Sie sind aggressiver und haben ein höheres Metastasierungsrisiko (Risiko der Bildung von Tochtergeschwülsten).
    • Grad 3: Diese Tumoren wachsen schnell, metastasieren häufig und sind mit einer schlechten Prognose verbunden.
  • Lungenmetastasen: Chondrosarkome metastasieren vor allem in die Lunge, was durch die hämatogene Streuung begünstigt wird.

Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden

  • Knochenzerstörung: Das Chondrosarkom kann die Integrität des betroffenen Knochens schwächen und zu pathologischen Frakturen führen. Diese Frakturen treten oft ohne größere Belastung auf.
  • Beeinträchtigung der Gelenkfunktion: Die Invasion des Tumors in die umliegenden Strukturen, insbesondere in Gelenke, führt zu einer erheblichen Einschränkung der Beweglichkeit.

Regenerative und kompensatorische Prozesse

  • Unzureichende Regeneration: Der Tumor verdrängt das normale Knorpel- und Knochengewebe, was eine Regeneration unmöglich macht. Auch nach chirurgischen Eingriffen besteht ein hohes Risiko für Rezidive (Wiederauftreten des Tumors).
  • Fehlende Immunreaktion: Das Immunsystem ist oft nicht in der Lage, das Tumorwachstum ausreichend zu unterdrücken, sodass der Tumor unkontrolliert weiterwachsen kann.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Das Chondrosarkom ist ein bösartiger Knorpeltumor, dessen Aggressivität vom Differenzierungsgrad abhängt. Während niedriggradige Tumoren (Grad 1) langsam wachsen und selten metastasieren, sind Tumoren höheren Grades (Grad 2 und 3) mit einer deutlich höheren Metastasierungsrate und einer schlechteren Prognose verbunden. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend für die Verbesserung der Überlebenschancen.

Ätiologie (Ursachen)

Die genauen Ursachen für das primäre Chondrosarkom sind noch ungeklärt.

Ein sekundäres Chondrosarkome
kann sich aus benignen (gutartigen) Primärtumoren wie Enchondrome und Osteochondrome entwickeln. Solitäre (einzeln vorkommende) Enchondrome entarten in der Regel nicht. Das Risiko für eine Entartung bei Enchondromatose (multiple Enchondrome), mit oder ohne Vorliegen eines Morbus Ollier, sowie beim Maffucci-Syndrom (sporadisch auftretende Entwicklungsstörung des Mesoderms (eine Struktur in der embryonalen Entwicklung des Menschen, das sogenannte mittlere Keimblatt, die mit einem erhöhten Risiko für die Ausbildung bestimmter Tumoren einhergeht) ist jedoch hoch.
Die maligne (bösartige) Transformationsrate für solitäre Osteochondrome liegt bei 1 % und für multiple Osteochondrome bei 10 %.
Des Weiteren ist zu beobachten, dass das Chondrosarkom gehäuft familiär auftritt.

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Primäre benigne (gutartige) Knochentumoren – erhöhtes Risiko für sekundäre Chondrosarkome
    • insb. multiple Enchondrome und Osteochondrome

Radioaktive Exposition

Röntgenstrahlen

Tumortherapien

  • Bei Menschen, die sich in ihrer Kindheit aufgrund einer anderen Tumorerkrankung einer Chemotherapie und/oder Radiatio (Strahlentherapie) unterziehen mussten, tritt häufiger ein Chondrosarkome auf.