Brustkrebs (Mammakarzinom) – Körperliche Untersuchung

Allgemeines

Unter dem Aspekt des Mammakarzinoms gibt es drei Untersuchungsgesichtspunkte:

  • Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko durch familiäre Belastung: Sie müssen frühzeitig einer sog. multimodalen intensivierten Früherkennung zugeführt werden. Folgende Untersuchungen sind wegen der erschwerten Beurteilbarkeit des in der Jugend dichteren Brustgewebes notwendig:
    • Palpation (Abtasten)
    • Sonographie (Ultraschall)
    • Mammographie (Röntgenuntersuchung der Brust)
    • Magnetresonanztomographie (MRT) – siehe unter Prävention
  • Frauen mit Beschwerden: Rötung, Schmerzen, fraglicher Palpationsbefund (Tastbefund), Mamillensekretion (Absonderungen aus der Brustwarze): Untersuchungen bei:
    • Palpationsbefund 
      • Sonographie
      • Mammographie
      • evtl. Stanzbiopsie (Gewebeentnahme)
    • Rötung
      • Entzündungsparameter (CRP (C-reaktives Protein), Leukozyten, BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)),
    • Sekret
      • Galaktographie – Darstellung der Milchgänge der Mammae mittels Kontrastmittel
  • Frauen mit einem Befund z. B. beim Screening oder bei Routineuntersuchungen in der Mammographie oder in der Sonographie: Untersuchungen: 
    • Stanz-, Vakuumbiopsie
    • evtl. Magnetresonanztomographie (MRT) mit Kontrastmittelgabe

Eine umfassende klinische Untersuchung ist die Grundlage für die Auswahl der weiteren diagnostischen Schritte:

  • Allgemeine körperliche Untersuchung – inklusive Blutdruck, Puls, Körpergewicht, Körpergröße; des Weiteren:
    • Inspektion (Betrachung)
      • Haut und Schleimhäute
      • Bauchdecke und Inguinalregion
  • Gynäkologische Untersuchung
    • Inspektion
      • Vulva (äußere, primäre Geschlechtsorgane der Frau)
      • Spekulumeinstellung:
        • Vagina (Scheide) 
        • Cervix uteri (Gebärmutterhals) bzw. Portio (Muttermund; Übergang vom Gebärmutterhals (Cervix uteri) in die Vagina (Scheide), ggf. Entnahme eines Pap-Abstriches (zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs)
    • Palpation (bimanuell; Tastuntersuchung mit beiden Händen) der inneren Genitalorgane
      • Cervix uteri
      • Uterus (Gebärmutter) [Normal: anteflektiert, normalgroß, kein Druckschmerz]
      • Adnexe (Anhangsgebilde des Uterus, d. h. das Ovar (Eierstock) und die Tuba uterina (Eileiter)) [Normal: frei]
      • Parametrien (Beckenbindegewebe vor dem Gebärmutterhals bis zur Harnblase und beiderseits bis zur seitlichen Beckenwand) [Normal: frei]
      • Beckenwände [Normal: frei]
      • Douglas-Raum (taschenförmige Aussackung des Peritoneums (Bauchfell) zwischen Rektum (Mastdarm) hinten und Uterus (Gebärmutter) vorne) [Normal: frei]
    • Inspektion der Mammae (Brüste), rechts und links; der Mamille (Brustwarze), rechts und links, und der Haut
      [Lokales Ödem (örtliche Wassereinlagerung); schmerzhafte Mamille; Einziehung der Haut (Hauteinziehung spontan sichtbar oder Auftreten beim Anheben der Arme: Spontanretraktion) oder Unverschieblichkeit über einer Verhärtung; Einziehung der Mamille beim fortgeschrittenen Karzinom; Grobporigkeit der Haut (Orangenhaut; peau d'orange; Apfelsinenhaut; Apfelsinenschalenphänomen) – infolge eines Lymphödems; neu auftretende Größendifferenz der Mammae, Galaktorrhoe (ggf. als Krustenbildung als Hinweis für eine latente Galaktorrhoe:
      Absonderungen, häufig hämorrhagisch (blutig), aus einer Mamille), offene Ulzerationen (Geschwürbildungen); Paget-Karzinom mit charakteristischen, braun-roten Veränderungen der Mamille und des Warzenhofes, kann als Ekzem fehl gedeutet werden; tritt häufig einseitig als Hautausschlag mit Pruritus (Juckreiz), Schuppung und Krustenbildung auf]
    • Palpation der Mammae* (Abtasten der Brüste), der beiden Supraclaviculargruben* (Schlüsselbeingruben) und der Axillae* (Achselhöhle)
      [indolenter ("schmerzloser"), derber Knoten, insbesondere im oberen, rechten Quadranten nahe der Achselhöhle (hier treten circa 50 % aller Karzinome auf), Plateauphänomen – Einziehung über palpablen Tumor beim Zusammenschieben der Haut mit den Fingern (Zeichen für Verbindung des Tumors mit der Haut); ggf. vergrößerte Lymphknoten im Bereich der Axillae und Supraclaviculargruben]
  • Gesundheitscheck (als zusätzliche Nachsorgemaßnahme)

In eckigen Klammern [ ] wird auf mögliche pathologische (krankhafte) körperliche Befunde hingewiesen.

*Ggf. Taktilographie durch eine blinde Medizinisch-Taktile Untersucherin (MTU) [spüren Veränderungen ab einer Größe von 0,6 Zentimeter auf]