Blasenkrebs (Harnblasenkarzinom) – Medizingerätediagnostik
Obligate Medizingerätediagnostik
- Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane) inklusive kleines Becken – zur Basisdiagnostik [ggf. Nachweis größerer Tumoren und Harnaufstau]; ebenfalls zur Nachsorge
Beachte:- Die Abdomensonographie gilt beim Erstbefund eines nicht-invasiven Harnblasenkarzinoms (engl. non-muscle-invasive bladder cancer, NMIBC) als ausreichend – es sollte keine bildgebende Abklärung des oberen Harntrakts erfolgen.
- Eine Bildgebung des oberen Harntrakts sollte allerdings bei einer Tumorlokalisation im Bereich des Trigonums und/oder bei multiplen Tumoren und/oder bei High-grade-Tumoren erfolgen.
Bei Untersuchung der Nieren ist auf einen bestehenden Harnstau oder einen Tumor im oberen Harntrakt zu achten. - Urethrozystoskopie (Harnröhren- und Blasenspiegelung) mit Quadrantenbiopsie (Primärdiagnostik mit Weißlicht-Zystoskopie; ggf. mittels Hexaminolevulinat-Fluoresenzzystoskopie zur besseren Erkennung eines Carcinoma in situ, CIS) – zur genauen Dignitätsfeststellung [Methode der Wahl]
Hinweise zur Untersuchung: Verbesserung von Detektionsrate "Auffindungsrate"), rezidiv- und progressionsfreiem Überleben durch photodynamische Diagnostik (PDD; spezifische Anfärbung von Harnblasentumoren mittels eines Farbstoffes, der in die Harnblase eingebracht wird und eine verbesserte Diagnostik von Harnblasentumoren ermöglicht) und „narrow band imaging“ (NBI; Variante der Endoskopie, bei der blaues und grünes Licht eingesetzt wird, um die Oberflächendarstellung der Mukosa (Schleimhaut) zu verbessern: hypervaskularisiertes ("gefäßreiches") Gewebe und pathologische ("krankhafte") Gefäßformationen werden kontrastreich dargestellt)
Beachte: Nach Ausschluss eines Harnblasentumors durch eine Zystoskopie als Ursache für eine Mikro- bzw. Makrohämaturie oder eine positive Zytologie soll eine Abklärung des oberen Harntraktes erfolgen [S3-Leitlinie].
Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Computertomographie (CT) des Beckens (Becken-CT) mit CT-Urographie (CTU; = Computertomographie mit Urographie-Phase):
- erstes Verfahren zur Diagnostik des oberen Harntrakts bei der Abklärung der Hämaturie (Blut im Urin) bei über 45-Jährigen [1]
- bei ostium-nahen, invasiven oder High-grade-Tumoren
- bei Patienten mit muskelinvasivem Harnblasenkarzinom (Tumorstaging)
- bei Verdacht auf Metastasierung (Bildung von Tochtergeschwülsten) (Tumorstaging)
- Computertomographie des Thorax/Brustkorb (Thorax-CT):
- bei Verdacht auf Lungenmetastasen
- bei Patienten mit muskelinvasivem Harnblasenkarzinom
- Computertomographie des Schädels (Schädel-CT; craniales CT) – nur bei klinischer Symptomatik und/oder auffälligen diagnostischen Befunden erfolgen [S3-Leitlinie]
- Magnetresonanztomographie des Beckens (Becken-MRT als multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT-Untersuchung/)): umfasst die Blase sowie die Prostata und die paravesikalen Lymphknotenregionen. (alternativ zu Becken-CT); Indikationen
- Staging bei Blasentumoren (Klassifikation nach VI-RADS: "vesical imaging-reporting and data system") [2]
- Einschätzung der Invasivität und der Aggressivität sowie des Therapieansprechens bei Patienten mit Harnblasenkarzinom (Nachsorge)
- Röntgenaufnahme des Thorax (Röntgen-Thorax/Brustkorb), in zwei Ebenen – bei fortgeschrittenen Tumoren; ebenfalls zur Nachsorge
Rezidivdiagnostik
- Weißlichtzystoskopie (v. a. auch aufgrund ihrer flächendeckenden Verfügbarkeit) – Tumornachsorge des nicht-muskelinvasivem Harnblasenkarzinoms ("non muscle-invasive bladder cancer", NMIBC) [Goldstandard]
Beachte: Das Verfahren hat Schwächen bei der Detektion von kleinsten papillären Tumoren und von "flat lesions", also v. a. des Carcinoma in situ (CIS). Die Zytologie hat hier bei High-grade-Tumoren eine hohe Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden).
Untersuchungsintervalle im Rahmen der Nachsorge: 3 Monate nach Erstdiagnose/TURB, danach jährlich bis einschließlich dem viertem Jahr.
Literatur
- Molen AJ van der, Hovius MC. Hematuria: a problem-based imaging algorithm illustrating the recent Dutch guidelines on hematuria. AJR Am J Roentgenol. 2012;198(6):1256-65
- Panebianco V et al.: Multiparametric Magnetic Resonance Imaging for Bladder Cancer: Development of VI-RADS (Vesical Imaging-Reporting And Data System) Eur Urol 2018 Sep;74(3):294-306. doi: 10.1016/j.eururo.2018.04.029.
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms. (AWMF-Registernummer: 032-038OL), März 2020 Kurzfassung Langfassung