Bauchwassersucht (Aszites) – Einleitung

Beim Aszites – umgangssprachlich Bauchwassersucht genannt – handelt es sich um eine pathologische (krankhafte) Wasseransammlung in der Bauchhöhle.
Diese kann durch viele verschiedene Erkrankungen bedingt sein. Bei etwa 80 % aller Fälle ist das Auftreten von Aszites durch eine parenchymatöse Lebererkrankung (80 % der Fälle; im Wesentlichen wg. Leberzirrhose/Schädigung der Leber und ausgeprägter Umbau des Lebergewebes) bedingt. In etwa 20 % der Fälle liegt eine fortgeschrittene Tumorerkrankung (sogenannter "maligner Aszites") vor.

Synonyme und ICD-10: Bauchwasser, Ascites; ICD-10-GM R18: Aszites

Formen des Aszites

  • Entzündlicher Aszites: Durch Entzündungen bedingter Aszites.
  • Nicht-entzündlicher Aszites: Dazu zählt auch der Aszites bei Tumorerkrankungen (sogenannter maligner Aszites).
  • Hämorrhagischer Aszites: Aszites, der Blutzellen enthält.
  • Chylöser Aszites: Ansammlung von Lymphflüssigkeit in der Bauchhöhle.

Ursachen des Aszites

  • Portal-hypertensiv bedingter Aszites: Leberzirrhose und andere Ursachen portaler Hypertonie (Pfortaderhochdruck).
  • Kardial bedingter Aszites: Rechtsherzversagen, schwere Herzinsuffizienz (Herzschwäche).
  • Pankreatogen bedingter Aszites: Akute Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) und Pankreasfisteln.
  • Biliär bedingter Aszites: Leckage nach Gallenoperation, Gallenblasenruptur oder -perforation.
  • Entzündlich bedingter Aszites: Bakterielle oder tuberkulöse Infektionen.
  • Maligner Aszites: Peritonealkarzinose (Befall des Peritoneums (Bauchfells) mit multiplen bösartigen Tumorzellen).
  • Andere Ursachen: Chylöser Aszites oder nephrogen bedingter Aszites.

Man unterscheidet dabei zwischen Exsudat und Transsudat, wobei es sich beim Exsudat meist um entzündlich bedingte Absonderungen (blutig, eitrig; trüb) und beim Transsudat um nicht entzündlich bedingte Absonderungen (leicht gelblich; klar) handelt (s. u. Labordiagnostik). 

Aszites kann Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen").

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel: Aszites tritt häufig bei Erwachsenen im Alter von 50 bis 80 Jahren auf.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Etwa 1-3 % der ambulanten und 15-20 % der stationären Patienten leiden an Aszites.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Der Verlauf eines Aszites hängt stark von seiner zugrunde liegenden Ursache ab. In etwa 80 % der Fälle ist Aszites durch eine parenchymatöse Lebererkrankung, meistens Leberzirrhose (Leberschrumpfung), bedingt. Hierbei entwickelt sich der Aszites oft schleichend und kann im Verlauf der Leberzirrhose als eines der ersten Anzeichen auftreten. In etwa 20 % der Fälle tritt Aszites im Rahmen einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung (maligner Aszites) auf, wobei die Flüssigkeitsansammlung rasch und in großen Mengen auftreten kann.

Die Entwicklung von Aszites kann auch durch Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung), Gallenblasenlecks oder bakterielle Infektionen begünstigt werden. Je nach Ursache und Verlauf der Grunderkrankung können zusätzliche Symptome wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Gewichtsverlust und Atemnot auftreten.

Unbehandelter oder schlecht kontrollierter Aszites kann zu schwerwiegenden Komplikationen wie spontaner bakterieller Peritonitis (SBP; Form einer Bauchfellentzündung), hepatorenalem Syndrom und Atemproblemen führen. Regelmäßige ärztliche Überwachung und rechtzeitige therapeutische Interventionen sind daher entscheidend für den Verlauf der Erkrankung.

Prognose

Die Prognose bei Aszites ist stark von der Ursache und dem Schweregrad der Grunderkrankung abhängig:

  • Maligner Aszites: Patienten mit malignem Aszites, insbesondere bei Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs), Magenkarzinom (Magenkrebs) und Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs), haben eine sehr schlechte Prognose mit einer Überlebenszeit von ein bis vier Monaten nach Diagnosestellung [1]. Beim Ovarialkarzinom tritt in 70 % der Fälle bereits bei Erstdiagnose maligner Aszites auf.
  • Leberzirrhose: Patienten mit Leberzirrhose und Aszites haben ebenfalls eine ungünstige Prognose. Etwa 50 % der Betroffenen sterben innerhalb von zwei Jahren nach der erstmaligen Entwicklung eines Aszites. Dies macht eine konsequente und sorgfältige Behandlung sowie Überwachung der Leberzirrhose-Patienten unabdingbar.

Ein neu aufgetretener Aszites erfordert immer eine diagnostische Punktion zur Abklärung der Ursache. Die genaue Bestimmung der Art des Aszites (Exsudat oder Transsudat) sowie die Identifikation der zugrunde liegenden Erkrankung sind entscheidend für die weitere Therapieplanung und Prognoseabschätzung.

Insgesamt hängt die Prognose bei Aszites stark von der frühzeitigen Erkennung und Behandlung der Grunderkrankung sowie dem Management der Flüssigkeitsansammlung ab.

Literatur

  1. Adam RA et al.: Malignant ascites: Past, present, and future. J Am Coll Surg. 2004;198(6):999-1011 doi: 10.1016/j.jamcollsurg.2004.01.035

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Komplikationen der Leberzirrhose. (AWMF-Registernummer: 021-017), November 2018 Langfassung