Basalzellkarzinom (Basaliom) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Das Basalzellkarzinom (BZK; basal cell carcinoma, BCC) ist ein maligner (bösartiger) Hauttumor, der aus den basalen Epithelzellen der Haut hervorgeht. Diese Zellen befinden sich in der tiefsten Schicht der Epidermis (Oberhaut) und besitzen normalerweise die Fähigkeit, sich zu teilen und sich in die verschiedenen Zelltypen der Epidermis zu differenzieren. Beim Basalzellkarzinom ist diese Differenzierung gestört, während die Teilungsfähigkeit erhalten bleibt. Dadurch kommt es zu einem unkontrollierten Zellwachstum.

Genetische Veränderungen

Das Basalzellkarzinom ist durch eine sehr hohe Mutationsrate gekennzeichnet. Hauptursache für diese Mutationen ist eine Schädigung der DNA durch UV-Strahlung (insbesondere durch UVB-Strahlung), die zum Austausch von Cytosin nach Thymidin in der DNA führt. Diese Mutationen aktivieren Signalwege, die die Proliferation (Wachstum) der Zellen anregen und deren Apoptose verhindern.

  • Sonic Hedgehog (SHh)-Signalkaskade: Bei etwa 90 % aller Basalzellkarzinome ist die sogenannte Sonic Hedgehog (SHh)-Signalkaskade betroffen. Diese Signalkette reguliert das Wachstum und die Differenzierung von Zellen. Mutationen in den Genen PTCH1 (Patched 1), SMO (Smoothened) oder SUFU (Suppressor of fused) führen zu einer Deregulation dieses Signalwegs, was eine unkontrollierte Zellteilung zur Folge hat [1].
  • TP53-Mutationen: Bei vielen Basalzellkarzinomen findet man auch Mutationen im Tumorsuppressorgen TP53, das normalerweise bei der Reparatur von DNA-Schäden oder der Einleitung von Apoptose eine wichtige Rolle spielt. Defekte in TP53 verhindern die Beseitigung beschädigter Zellen, wodurch Tumorzellen entstehen können.

Entstehung und Wachstum

  • Das Basalzellkarzinom entwickelt sich de novo, d. h. ohne eine verursachende Vorgängererkrankung.
  • Der Tumor entsteht aus pluripotenten Stammzellen (Zellen mit der Fähigkeit zur Differenzierung in verschiedene Zelltypen) in der basalen Schicht der Epidermis. Diese Stammzellen besitzen die Fähigkeit zur Selbstreparatur, können jedoch durch kumulative UV-Schädigung eine Transformation in maligne Zellen durchlaufen.
  • Die veränderten Zellen können sich nicht mehr normal differenzieren, behalten aber ihre Teilungsfähigkeit und bilden so Tumorstrukturen, die sich in der Haut ausbreiten.

Prädisponierende Faktoren

  • UV-Strahlung ist der wichtigste auslösende Faktor für die Entstehung von Basalzellkarzinomen. Das Risiko steigt bei häufiger Sonnenexposition und solarer Schädigung der Haut (z. B. Sonnenbrand in der Kindheit).
  • Weitere Risikofaktoren sind ionisierende Strahlung und genetische Prädispositionen. Personen mit einer Mutation im PTCH1-Gen (z. B. beim Gorlin-Goltz-Syndrom) sind besonders anfällig für die Entwicklung multipler Basalzellkarzinome.

Lokalisation

Basalzellkarzinome treten bevorzugt an lichtexponierten Hautarealen auf:

  • Gesicht (z. B. Nasenrücken, Wangen, Augenlider)
  • Kopfhaut
  • Hals
  • Dekolleté

In einigen Fällen können Basalzellkarzinome auch in einem Naevus sebaceus (Talgdrüsennaevus) entstehen.

Zusammenfassung

Das Basalzellkarzinom ist ein Hauttumor, der aus den pluripotenten basalen Stammzellen der Epidermis entsteht und eine sehr hohe Mutationsrate aufweist. Die häufigste Ursache ist die kumulative UV-Strahlung, die zu Mutationen in den Tumorsuppressorgenen und der SHh-Signalkaskade führt. Der Tumor entwickelt sich ohne Vorläuferläsion und tritt überwiegend an lichtexponierten Hautarealen auf.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung
    • Genetisches Risiko abhängig von Genpolymorphismen:
      • Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
        • Gene: PADI6, XRCC1
        • SNP: rs25487 im Gen XRCC1
          • Allel-Konstellation: AG (2,0-fach)
          • Allel-Konstellation: GG (2,0-fach)
          • Allel-Konstellation: AA (0,7-fach)
        • SNP: rs801114 in einer intergenischen Region
          • Allel-Konstellation: GG (1,28-fach)
          • Allel-Konstellation: TT (0,78-fach)
        • SNP: rs7538876 im Gen PADI6
          • Allel-Konstellation: AA (1,28-fach)
          • Allel-Konstellation: GG (0,78-fach)
    • Genetische Erkrankungen, die zu einer erhöhten UV-Empfindlichkeit der Haut prädisponieren (Genodermatosen), wie beispielsweise:
      • Basalzellkarzinomsyndrom (Synonyme: Basalzellnävus-Syndrom; Fünfte Phakomatose; Gorlin-Syndrom, Gorlin-Goltz-Syndrom; Nävoides-Basalzellkarzinom-Syndrom (NBCCS); Naevus epitheliomatodes multiplex) – genetische Erkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang, die mit Auftreten zahlreicher Basalzellkarzinome in der dritten Lebensdekade, Keratozysten (keratozystischer odontogener Tumor) im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt sowie multiplen weiteren Fehlbildungen (insb. Skelettsystem) einhergehen
      • Bazex-Dupré-Christol-Syndrom – X-chromosomal-dominant vererbtes Syndrom mit generalisierter Hypotrichose (reduzierte Anzahl von Haaren infolge Haarausfall), diffuse Alopecie (Haarausfall) und Prädisposition zu früh auftretenden Basalzellkarzinomen
      • Formen des okulokutanen Albinismus: Albinismus (lat.: albus‚ d. h. weiß) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang: Sammelbezeichnung für angeborene Störungen in der Biosynthese der Melanine (das sind Pigmente oder Farbstoffe) und der daraus resultierenden helleren Haut-, Haar- und Augenfarbe
      • Rombo-Syndrom – genetische Erkrankung mit wahrscheinlich autosomal-dominantem Erbgang (Genodermatose)
      • Xeroderma pigmentosum (Synonyme: Melanosis lenticularis progressiva, auch Mondscheinkrankheit oder Lichtschrumpfhaut, kurz "XP") – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, die durch verschiedene Neubildungen der Haut auffällt, die durch hohe Lichtempfindlichkeit (Photophobie) bedingt sind
  • Geschlecht – überwiegend männliche Personen mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren mit deutlicher Tendenz zur früheren Manifestation
  • Lebensalter – zunehmendes Alter
  • Hauttyp – heller Hauttyp (Fitzpatrick I-II)
  • Berufe – beruflicher Kontakt mit Karzinogenen wie Arsen/UV-Strahlung 

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen 
  • UV-Strahlung (Sonne/Sonnenbrand; Solarium) (wichtigster Risikofaktor: intensive UV-Belastung)
    • Freizeit- oder berufsbedingte Exposition gegenüber UV-Strahlung (UV-A-Strahlen (315-380 nm), UV-B-Strahlen (280-315 nm)

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Basalzellkarzinom in der Eigenanamnese
  • Basalzellnävussyndrom – genetisch bedingtes neurodermales Syndrom; Kennzeichen dieser Erkrankung sind zahlreiche oberflächliche Basalzellkarzinome, die im weiteren Verlauf in echte Basalzellkarzinome übergehen
  • Chronisch degenerative Dermatosen (Hauterkrankungen)
  • Chronisch entzündliche Dermatosen
  • Chronische, mechanisch belastete Narben
  • Chronisch fistulierende (Fisteln bildende) Hauterkrankungen
  • Chronisch ulzerierende (geschwürige) Hauterkrankungen bzw. chronische Ulzera (Geschwüre)
  • Lupus vulgaris – chronische Hauttuberkulose
  • Narben (selten)
  • Nävi sebacei (selten) – Talgdrüsennävus
  • Röntgendermatitis – Hautreaktion auf Röntgeneinstrahlung

Medikamente

  • Hydrochlorothiazid (HCT; gehört zur Gruppe der Thiazid-Diuretika) → Photosensibilität ↑ → Anstieg des dosisabhängigen Risikos für den nicht-melanozytären Hautkrebs (engl. Non-Melanoma Skin Cancer, NMSC)/Basalzellkarzinome, Lippenkrebs und Plattenepithelkarzinome (PEK) der Haut/Spinaliome: für die Basalzellkarzinome eine Odds-Ratio von 1,29 (95 % Konfidenzintervall (CI): 1,23-1,35) [2], für Lippenkrebs 2.1 (1.7-2.6) [3]
    • nicht-melanozytärer Hautkrebs und Melanome häufiger unter Hydrochlorothiazid (HCT) als ohne Thiazidtherapie; unter Bendroflumethiazid und Indapamid ist das nicht der Fall [4]
    und für die Plattenepithelkarzinome (PEK) der Haut/Spinaliome eine von 3,98 (3,68-4,31) [2]
  • Langjährige Immunsuppression
    • insb. Azathioprin (Thiopurine); z. B. bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, CED)
    • Calcineurininhibitoren
  • Methotrexat (MTX) – signifikante Assoziation mit einer Odds-Ratio von 1,22 (1,11-1,34), die bei einer kumulativen Dosis von mehr als 7,5 Gramm MTX auf 1,46 (1,1-1,94) anstieg (bei Therapie von Psoriasis-Patienten) [5]

Strahlentherapie

  • Areale bestrahlter Haut (sog. chronische Radioderme)

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Beruflicher Kontakt mit Karzinogenen wie Arsen
  • Therapeutische ionisierende Strahlung (insb. bei einer Krebserkrankung in der Kindheit)
  • UV-Strahlung (chronische und intermittierende UV-Exposition: Sonne; Solarium)

Literatur

  1. Bonilla X et al.: Genomic analysis identifies new drivers and progression pathways in skin basal cell carcinoma. Nature Genetics (2016) doi:10.1038/ng.3525
  2. Pedersen SA et al.: Hydrochlorothiazide use and risk of nonmelanoma skin cancer: A nationwide case-control study from Denmark. JApril 2018Volume 78, Issue 4, Pages 673-681.e9 doi: https://doi.org/10.1016/j.jaad.2017.11.042
  3. Pottegård A et al.: Hydrochlorothiazide use is strongly associated with risk of lip cancer. JIM Volume282, Issue4 October 2017 Pages 322-331 https://doi.org/10.1111/joim.12629
  4. Shao SC et al.: Associations of thiazide use with skin cancers: a systematic review and meta-analysis. BMC Medicine 2022;20:228; https://doi.org/10.1186/s12916-022-02419-9
  5. Polesie S et al.: Use of methotrexate and risk of skin cancer: a nationwide case-control study. Br J Cancer 2023. https://doi.org/10.1038/s41416-023-02172-7