Basalzellkarzinom (Basaliom) – Strahlentherapie
Das Basalzellkarzinom (Basaliom) ist der häufigste maligne (bösartige) Hauttumor und zeichnet sich durch ein meist langsam infiltrierendes Wachstum mit geringer Metastasierungstendenz aus. In der Regel wird eine chirurgische Exzision als Therapie der Wahl angesehen. In bestimmten Fällen stellt jedoch die Strahlentherapie (Radiotherapie, RT, Bestrahlung) eine effektive Alternative oder ergänzende Behandlung dar. Diese kommt insbesondere bei lokaler Inoperabilität, R1- oder R2-Resektionen oder Rezidiven zum Einsatz.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Die Strahlentherapie wird bei Basalzellkarzinomen in folgenden Situationen angewendet:
- Lokale Inoperabilität – Aufgrund der Größe oder der Lage des Tumors (z. B. im Gesicht, an der Nase, im periorbitalen Bereich (um den Augenbereich herum) oder an den Ohren) kann eine chirurgische Entfernung nicht ohne funktionelle oder ästhetische Einschränkungen erfolgen.
- Allgemeine Inoperabilität – Patienten mit schweren Komorbiditäten, die eine Operation nicht zulassen.
- Postoperative mikroskopische R1-Resektion – Makroskopisch wurde der Tumor entfernt, jedoch sind histopathologisch (feingeweblich) Reste im Resektionsrand nachweisbar.
- Makroskopischer Resttumor (R2-Resektion) – Größere Tumoranteile sind nach der Operation verblieben.
- Postoperative Rezidivbildung – Nach einer Resektion (chirurgische Entfernung) kommt es zu einem Tumorrezidiv (Wiederauftreten der Tumorerkrankung), und eine erneute vollständige Exzision ist unwahrscheinlich oder mit hohem Risiko verbunden.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Genetische Erkrankungen mit erhöhter Strahlenempfindlichkeit (z. B. Xeroderma pigmentosum, Ataxia teleangiectatica)
- Schwangerschaft – Strahlenexposition sollte in der Schwangerschaft vermieden werden.
- Akute Hautinfektionen oder Strahlen-sensibilisierende Dermatosen (Hauterkrankung) im zu behandelnden Bereich
- Patienten mit schlechter Compliance, da die Strahlentherapie eine mehrwöchige Behandlungsdauer umfasst
Verfahrensbeschreibung
Die externe Strahlentherapie (Hochvolttherapie, Röntgenreizbestrahlung) wird in Fraktionen von 2 bis 3 Gy pro Sitzung, bis zu einer Gesamtdosis von 60-70 Gy, durchgeführt. Moderne intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) oder elektronenbasierte Verfahren ermöglichen eine gezielte Bestrahlung mit Schonung des umliegenden Gewebes.
Therapiedurchführung
- Planung
- Computertomographie (CT, Schichtröntgenaufnahme)-basierte Bestrahlungsplanung
- Bestimmung des Zielvolumens unter Berücksichtigung des Tumorstadiums
- Behandlungsverlauf
- Fraktionierte Therapie über 6-7 Wochen, 5 Sitzungen pro Woche
- Kombination mit photodynamischer Therapie oder topischer Chemotherapie in bestimmten Fällen
- Nachsorge
- Regelmäßige dermatologische und radiologische Verlaufskontrollen
- Sonnenschutzmaßnahmen und Hautpflege zur Minimierung strahlenbedingter Nebenwirkungen
Erfolgsaussichten und Ansprechraten
Die Heilungsraten nach Strahlentherapie liegen zwischen 92 und 96 %, abhängig von Lokalisation, Tumorgröße und Patientenfaktoren. Höhere Rückfallraten wurden bei Tumoren mit Durchmesser >5 cm oder perineuraler Infiltration (Einwachsen in die Nervenbahnen) beschrieben.
Vergleich mit alternativen Verfahren
Methode | Technik | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Chirurgische Exzision | Vollständige Entfernung mit Sicherheitsrand | Hohe Heilungsrate, histopathologische Sicherung | Narbenbildung, kosmetische Einschränkungen |
Strahlentherapie | Hochvoltbestrahlung (2-3 Gy, Gesamtdosis 60-70 Gy) | Nicht-invasiv, gute ästhetische Ergebnisse | Mehrwöchige Behandlung, Spätreaktionen möglich |
Kryotherapie | Vereisung mit flüssigem Stickstoff | Schnell, ambulant, kostengünstig | Höhere Rezidivraten, keine histologische Kontrolle |
Photodynamische Therapie (PDT) | Lichtaktivierte Substanzen zerstören Tumorzellen | Gute kosmetische Ergebnisse, ambulant durchführbar | Weniger effektiv bei tiefen Tumoren |
Systemische Therapie | Hedgehog-Inhibitoren (z. B. Vismodegib) | Bei metastasierten oder inoperablen Fällen wirksam | Nebenwirkungen, hoher Kostenaufwand |
Weitere Hinweise
- Strahlentherapie von Patienten ab 70 Jahren wird gut toleriert und etwas weniger belastend empfunden als die chirurgische Therapie [1]
Fazit
Die Strahlentherapie ist eine effektive, nicht-invasive Behandlungsoption für Basalzellkarzinome, insbesondere bei Inoperabilität oder postoperativen R1/R2-Resektionen. Sie erreicht Heilungsraten von über 90 % und bietet eine gute funktionelle und kosmetische Alternative zur chirurgischen Exzision. Moderne Verfahren wie IMRT und Elektronentherapie tragen zur Reduktion von Nebenwirkungen bei und verbessern die Behandlungsergebnisse.
Literatur
- Mangnus JE et al.: Primary radiotherapy in older adults with basal cell carcinoma: results of the prospective, multicenter BATOA cohort study on treatment burden, short-term outcomes and a comparison with surgically treated patients Amsterdam, 25-28 September 2024, European Academy of Dermatology & Venerology Abstract N°: 2451
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Basalzellkarzinom der Haut. (AWMF-Registernummer: 032-021), Januar 2024 Langfassung