Basalzellkarzinom (Basaliom) – Prävention

Zur Prävention des Basalzellkarzinoms (BZK; Basaliom) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Zusammenhang mit einer erhöhten Anfälligkeit für UV-induzierte DNA-Schäden.
  • UV-Strahlung (Sonne; Solarium)  

Medikamentenanamnese

  • Hydrochlorothiazid (HCT; gehört zur Gruppe der Thiazid-Diuretika) → Photosensibilität ↑ → Anstieg des dosisabhängigen Risikos für den nicht-melanozytären Hautkrebs (engl. Non-Melanoma Skin Cancer, NMSC)/Basalzellkarzinome, Lippenkrebs und Plattenepithelkarzinome (PEK) der Haut/Spinaliome: für die Basalzellkarzinome eine Odds Ratio von 1,29 (95 % Konfidenzintervall (CI):1,23-1,35) [2], für Lippenkrebs 2.1 (1.7-2.6) [2] und für die Plattenepithelkarzinome (PEK) der Haut/Spinaliome eine von 3,98 (3,68-4,31) [1]
  • Langjährige Immunsuppression
    • insb. Azathioprin (Thiopurine); z. B. bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, CED)
    • Calcineurininhibitoren
  • Methotrexat (MTX) – signifikante Assoziation mit einer Odds-Ratio von 1,22 (1,11-1,34), die bei einer kumulativen Dosis von mehr als 7,5 Gramm MTX auf 1,46 (1,1-1,94) anstieg (bei Therapie von Psoriasis-Patienten) [4]

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen) 

  • Beruflicher Kontakt mit Karzinogenen wie Arsen
  • UV-Strahlung (chronische und intermittierende UV-Exposition): Freizeit- oder berufsbedingte Exposition gegenüber UV-Strahlung (UV-A-Strahlen (315-380 nm), UV-B-Strahlen (280-315 nm); Sonne; Solarium

Präventionsfaktoren

  • Genetische Faktoren:
    • Genetische Risikoreduktion abhängig von Genpolymorphismen:
      • Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
        • Gene: PADI6, XRCC1
        • SNP: rs801114 in einer intergenischen Region
          • Allel-Konstellation: TT (0,78-fach)
        • SNP: rs7538876 im Gen PADI6
          • Allel-Konstellation: GG (0,78-fach)
        • SNP: rs25487 im Gen XRCC1
          • Allel-Konstellation: AA (0,7-fach)
  • Verhaltensbedingte Faktoren
    • Sonnenschutz [S3-Leitlinie: s. u.]
      • Vermeidung starker Sonnenstrahlung (s. a. UV-Index: Der UV-Index (UVI) ist ein normiertes Maß für die sonnenbrandwirksame solare Bestrahlungsstärke (Ultraviolettstrahlung).); Drinnenbleiben ist besser als Eincremen!
      • Im Allgemeinen gilt der UV-Index als Maß für die stärkste solare Strahlung um die Mittagszeit (Tageshöchstwert).
      • Tragen geeigneter Kleidung ist als individueller Sonnenschutz der Anwendung von Sonnenschutzmitteln vorzuziehen.
        • Kopfbedeckung/Sonnenhut, T-Shirt (und ein Hemd übereinander), Sonnenbrille
      • Anwendung von Sonnenschutzmitteln
        • "Sonnenschutzmittel sollen für Hautstellen benutzt werden, die nicht anders geschützt werden können".
        • "Die Anwendung von Sonnenschutzmitteln soll nicht dazu führen, dass der Aufenthalt in der Sonne verlängert wird".
      • Vermeiden von Solariumbesuchen
  • Medikamentöse Prophylaxe
    • Nicotinamid 500 mg zweimal täglich [3] → Stärkung der DNA-Reparaturmechanismen durch Verhinderung der UV-bedingten ATP(Adenosintriphosphat)-Depletion (Entfernung von Substanzen aus dem Körper beziehungsweise den gesteigerten Verbrauch derselben) 

Jeder gesetzlich versicherte Patient hat ab 35 Jahren alle 2 Jahre Anspruch auf das Hautkrebs-Screening. Eine routinemäßige Selbstuntersuchung der Haut ("skin self examination", SSE) ist ebenfalls wünschenswert.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, Patienten mit einem erhöhten Risiko frühzeitig zu identifizieren und rechtzeitig zu diagnostizieren.

  • Screening und Überwachung
    • Hautkrebsfrüherkennung – Alle 2 Jahre für gesetzlich Versicherte > 35 Jahre.
    • Selbstuntersuchung der Haut (SSE) – Regelmäßige Kontrolle auf neue oder veränderte Läsionen.
  • Frühe Diagnostik
    • Dermatoskopie (Auflichtmikroskopie) – Erhöht die diagnostische Sicherheit bei verdächtigen Läsionen.
    • Biopsie (Gewebeprobe) – Zur histopathologischen Abklärung von Hautveränderungen.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung)  und Komplikationen bei Patienten mit diagnostiziertem Basalzellkarzinom zu minimieren und die Lebensqualität zu verbessern.

  • Therapieoptimierung
    • Chirurgische Exzision – Goldstandard zur vollständigen Entfernung.
    • Topische Behandlung – Z. B. 5-Fluorouracil-Creme bei oberflächlichen Läsionen.
    • Strahlentherapie – Bei inoperablen oder rezidivierenden Fällen.
    • Targeted Therapy – Anwendung von Hedgehog-Inhibitoren (z. B. Vismodegib) bei fortgeschrittenen Karzinomen.
  • Rehabilitation
    • Narbenmanagement – Optimierung postoperativer Ergebnisse.
    • Ernährungsberatung – Unterstützung der Regeneration durch ausgewogene Ernährung.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Beratung und Betreuung – Psychologische Unterstützung zur Krankheitsbewältigung.
    • Selbsthilfegruppen – Förderung des Austauschs und der sozialen Integration.

Literatur

  1. Pedersen SA et al.: Hydrochlorothiazide use and risk of nonmelanoma skin cancer: A nationwide case-control study from Denmark. JApril 2018Volume 78, Issue 4, Pages 673-681.e9 doi: https://doi.org/10.1016/j.jaad.2017.11.042
  2. Pottegård A et al.: Hydrochlorothiazide use is strongly associated with risk of lip cancer. JIM Volume 282, Issue 4 October 2017 Pages 322-331 https://doi.org/10.1111/joim.12629
  3. Chen et al.: A Phase 3 Randomized Trial of Nicotinamide for Skin-Cancer Chemoprevention Engl J Med . 2015 Oct 22;373(17):1618-26. doi: 10.1056/NEJMoa1506197.
  4. Polesie S et al.: Use of methotrexate and risk of skin cancer: a nationwide case-control study. Br J Cancer 2023. https://doi.org/10.1038/s41416-023-02172-7

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Prävention von Hautkrebs. (AWMF-Registernummer: 032 - 052OL), März 2021 Kurzfassung Langfassung