Analkrebs (Analkarzinom) – Strahlentherapie
Therapie des Analkanalkarzinoms im Stadium I-III [S3-Leitlinie]
Stadium | Behandlung |
I |
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IIA |
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II-III |
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Beim Analkarzinom (Analkrebs) gilt die Radiochemotherapie (RCTX) als Behandlungsstandard.
Beachte: Der Erfolg der Therapie stellt sich häufig erst Wochen oder Monate nach Abschluss der Behandlung ein. Erst 26 Wochen nach Beginn der RCTX sollte die Entscheidung zu einer etwaigen "Salvage"-Operation erfolgen [1].
Die totale neoadjuvante Therapie (TNT), d. h. die Sequenz Radiochemotherapie gefolgt von konsolidierender Chemotherapie bzw. der umgekehrten Reihenfolge (Induktionschemotherapie gefolgt von Radiochemotherapie), ist hinsichtlich des lokalen Tumoransprechens anderen Vorgehensweisen überlegen. Ein verlängertes Intervall zwischen Radiochemotherapie und Operation führt nicht dazu, dass das krankheitsfreie Überleben, die chronische Toxizität, die Lebensqualität sowie auch funktionelle Ergebnisse negativ beeinträchtigt werden [3].
Zur Response-Evaluation (Bewertung des Ansprechens der Behandlung) nach kombinierter Radiochemotherapie soll eine klinische Untersuchung (digital-rektale Untersuchung, Proktoskopie) 11 Wochen, 18 Wochen und 26 Wochen nach Beginn der Radiochemotherapie erfolgen. Weiteres Vorgehen in Abhängigkeit vom Befund:
- Bei vollständiger klinischer Rückmeldung soll keine Biopsie (Gewebeentnahme) zur histopathologischen (feingeweblichen) Bestätigung des Ansprechens erfolgen.
- Bei klinisch nachgewiesenem Progress (z. B. Größenprogredienz) des lokalen Tumorbefundes soll die weiterführende Diagnostik (s. u. Medizingerätediagnostik) bereits vor Ablauf der genannten 26 Wochen nach Beginn der Radiochemotherapie erfolgen und ggf. weiterführende therapeutische Maßnahmen eingeleitet werden.
Als Behandlungsstandard gilt: Bestrahlung des Tumors, der Leisten- und Beckenlymphknoten (Gesamtdosis von 50,4-59,4 Gy) und eine simultane intravenöse Chemotherapie (5-Fluorouracil an Tag 1-4 sowie Tag 29-32 und Mitomycin C an Tag 1 und 29) [2].
Beachte: Im Rahmen der kombinierten Radiochemotherapie soll die Dosis der Radiotherapie nicht mehr als 59,4 Gy betragen. Die Bestrahlung soll dabei mittels Intensitäts-modulierter Radiotherapie (IMRT) erfolgen. Trotz der IMRT können Nebenwirkungen auftreten. Dabei handelt es sich in erster Linie um Diarrhöen (Durchfälle) und Miktionsbeschwerden (Beschwerden beim Wasserlassen).
Der erfolgreiche Abschluss der kurativen Radiochemotherapie ist durch die vollständige Remission 26 Wochen nach Beginn der RCTX definiert.
Literatur
- Gynne-Jones R et al.: Best time to assess complete clinical response after chemoradiotherapy in squamous cell carcinoma of the anus (ACT II): a post-hoc analysis of randomised controlled phase 3 trial. Lancet Oncology 2017 doi: 10.1016/S1470-2045(17)30071-2
- Loch H, Loch F. Analkarzinom. Coloproctology 2019; 4 Print ISSN: 0174-2442 Elektronische ISSN: 1615-6730 https://doi.org/10.1007/s00053-019-0372-y
- Fokas E et al.: Chemoradiotherapy Plus Induction or Consolidation Chemotherapy as Total Neoadjuvant Therapy for Patients With Locally Advanced Rectal Cancer Long-term Results of the CAO/ARO/AIO-12 Randomized Clinical Trial JAMA Oncol. Published online November 18, 2021. doi:10.1001/jamaoncol.2021.5445
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Analkarzinom (Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Analkanal- und Analrandkarzinomen). (AWMF-Registernummer: 081-004OL), Dezember 2020 Kurzfassung Langfassung