Analkrebs (Analkarzinom) – Prävention
Zur Prävention des Analkarzinoms (Analkrebs) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen): Rauchen gilt als unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung von Analkarzinomen.
- Sexuelle Verhaltensweisen
- Hohe Promiskuität: Sexualkontakte mit vielen verschiedenen Partnern erhöhen das Risiko, insbesondere bei infektiösen Erregern wie HPV.
- Rezeptiver Analverkehr: Erhöht das Risiko für Schleimhautverletzungen und damit das Risiko für HPV-Infektionen und präkanzeröse Läsionen.
- Männer, die Sex mit Männern haben (MSM): HIV-positive MSM haben das höchste Risiko für Analkarzinome.
- Hygiene
- Schlechte Genitalhygiene: Unzureichende Intimhygiene erhöht das Risiko für Infektionen, die mit der Entstehung von Analkarzinomen assoziiert sind.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- HPV-Impfung
- Die Impfung gegen die 9 wichtigsten HPV-Typen (6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58) ist die effektivste Maßnahme zur Reduktion HPV-assoziierter Neoplasien.
- Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO):
- Impfung für Mädchen und Jungen im Alter von 9-14 Jahren, möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr.
- Nachholimpfung bis zum 17. Lebensjahr.
- Beachte: Da die HPV-Impfung nicht alle als onkogen eingestuften HPV-Subtypen beinhaltet, sind Vorsorgeuntersuchung auch bei geimpften Personen obligat (erforderlich).
- S3-Leitlinie: Empfehlung zur Impfung bis zum Alter von 26 Jahren bei immunkompromittierten Personen oder Patienten mit erhöhtem Risiko.
- Verbesserte Sexualhygiene
- Regelmäßige Intimhygiene reduziert das Risiko für chronische Entzündungen und Infektionen.
- Fertilitätserhaltende Maßnahmen
- Kryokonservierung:
- Einfrieren von Spermien und Hodengewebe bei Männern vor kombinierter Radiochemotherapie.
- Kryokonservierung von Ovargewebe (Eierstockgewebe) bei Frauen.
- Kryokonservierung:
Bei männlichen Patienten, bei denen ein Kinderwunsch besteht, soll vor Durchführung der kombinierten Radiochemotherapie eine Asservierung von Spermien diskutiert werden.
Hinweis: Die Kryokonservierung von Ei- und Samenzellen sowie die dazugehörigen medizinischen Maßnahmen werden unter bestimmten Voraussetzungen von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt.
Ausgeschlossen sind unter 18-Jährige sowie generell Frauen ab 40 und Männer ab 50 Jahren.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, präkanzeröse Veränderungen (Krebsvorstufen) frühzeitig zu erkennen und das Risiko einer Karzinomentwicklung zu minimieren.
- Screening-Untersuchungen [S3-Leitlinie]
- HIV-positive Personen:
- Jährliche Untersuchungen zur Detektion präkanzeröser Läsionen und inzidenter Analkarzinome gemäß der Deutsch-Österreichischen Leitlinie.
- HIV-negative Personen mit erhöhtem Risiko:
- Regelmäßige Untersuchungen, mindestens alle 36 Monate.
- HIV-positive Personen:
- Diagnostische Maßnahmen
- Anale intraepitheliale Läsionen (engl. High Grade Squamous Intraepithelial Lesion, HSIL):
- Behandlung mittels Elektrokauterisation, Infrarot-Koagulation, Ablation oder Exzision unter Anästhesie.
- Topische Therapieoptionen: Imiquimod oder Fluorouracil.
- Früh behandelte Läsionen reduzieren das Progressionsrisiko um 57 % [1].
- Anale intraepitheliale Läsionen (engl. High Grade Squamous Intraepithelial Lesion, HSIL):
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, bei diagnostiziertem Analkarzinom Komplikationen zu minimieren und die Lebensqualität zu verbessern.
- Langzeittherapie
- Regelmäßige Nachsorge:
- Überwachung auf Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) durch klinische Untersuchung und Bildgebung.
- Strahlentherapie und Chemotherapie:
- Anpassung der Therapie basierend auf individueller Tumorausprägung.
- Regelmäßige Nachsorge:
- Rehabilitation
- Psychoonkologische Betreuung:
- Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung und Verbesserung der Lebensqualität.
- Ernährungsberatung:
- Sicherstellung einer ausgewogenen Ernährung zur Unterstützung der Regeneration.
- Psychoonkologische Betreuung:
- Psychosoziale Unterstützung
- Selbsthilfegruppen:
- Austausch und Unterstützung durch andere Betroffene.
- Sozialberatung:
- Hilfe bei finanziellen und beruflichen Herausforderungen.
- Selbsthilfegruppen:
Literatur
- Palefsky JM et al.: Treatment of Anal High-Grade Squamous Intraepithelial Lesions to Prevent Anal Cancer. N Engl J Med 2022; 386:2273-2282 doi: 10.1056/NEJMoa2201048
- Baandrup L et al.: HPV vaccination and anal high-grade precancerous lesions and cancer: a real-world effectiveness study. J Natl Cancer Inst 2023; https://doi.org/10.1093/jnci/djad189
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien (AWMF-Registernummer: 082-002), Mai 2020 Kurzfassung Langfassung
- S3-Leitlinie: Analkarzinom (Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Analkanal- und Analrandkarzinomen). (AWMF-Registernummer: 081-004OL), Dezember 2020 Kurzfassung Langfassung