Akute myeloische Leukämie (AML) – Prävention

Zur Prävention der akuten myeloischen Leukämie (AML) müssen bekannte Risikofaktoren identifiziert und reduziert werden. Aufgrund der multifaktoriellen Genese der AML gibt es keine spezifischen präventiven Maßnahmen, jedoch lassen sich allgemeine Schutzstrategien aus den Risikofaktoren ableiten.

Zur Prävention der akuten myeloischen Leukämie muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen) – Eine klare Assoziation mit einem erhöhten Risiko für AML, insbesondere bei starker und langjähriger Exposition.
    • Alkohol – Zwar keine spezifische Assoziation mit AML, jedoch wird über eine indirekte Risikoerhöhung durch immunsuppressive Effekte diskutiert.
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) – Erhöht das Risiko für hämatologische Malignome, einschließlich AML, durch proinflammatorische und metabolische Mechanismen [1].

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Strahlenexposition
    • Ionisierende Strahlung – Assoziiert mit einem erhöhten AML-Risiko, insbesondere in Kombination mit der Gabe von Alkylanzien (Zytostatika).
    • Langfristige Strahlenbelastung – Erhöht das Risiko für sekundäre AML nach Strahlentherapie.
  • Chemische Karzinogene
    • Benzol – Eine der am besten dokumentierten Ursachen für AML, insbesondere bei beruflicher Exposition in der petrochemischen Industrie.
    • Mineralölprodukte und Farben – Häufige Exposition in bestimmten Berufsgruppen wie Lackierern und Maschinisten.
    • Äthylenoxide und Formaldehyd – Diskutiert als potenzielle Risikofaktoren.
  • Pestizide und Herbizide
    • Insbesondere bei Landwirten und Personen mit intensiver Exposition wurden erhöhte AML-Risiken nachgewiesen.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Verhaltensänderungen
    • Verzicht auf Tabak und Minimierung der Exposition gegenüber chemischen Karzinogenen.
    • Förderung eines gesunden Körpergewichts durch ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität.
  • Berufliche Schutzmaßnahmen
    • Strenge Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen bei Arbeiten mit Benzol, Pestiziden und anderen chemischen Substanzen.
    • Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) und effektive Lüftungssysteme in industriellen Umgebungen.
  • Regulierung der Strahlenexposition
    • Begrenzung medizinischer und beruflicher Strahlenbelastung, insbesondere bei Patienten mit bereits erhöhtem Risiko.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, Personen mit erhöhtem Risiko frühzeitig zu identifizieren und Veränderungen im Blutbild zu detektieren.

  • Früherkennung und Überwachung
    • Regelmäßige Blutbildkontrollen bei Risikogruppen (z. B. Patienten nach Chemotherapie oder Strahlenexposition).
    • Durchführung zytogenetischer Analysen zur Erkennung von prädiktiven genetischen Veränderungen wie t(8;21) oder FLT3-Mutationen.
  • Screening von Expositionsgruppen
    • Überwachung von Arbeitern in der petrochemischen Industrie oder anderen Hochrisikoberufen auf frühe hämatologische Veränderungen.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, die Lebensqualität von AML-Patienten zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden.

  • Therapieoptimierung
    • Personalisierte Therapieansätze, einschließlich zielgerichteter Therapien wie FLT3-Inhibitoren bei entsprechender Mutation.
    • Regelmäßige Anpassung der Therapie, basierend auf dem Ansprechen und der molekularen Progression.
  • Rehabilitation und Nachsorge
    • Überwachung auf Langzeitkomplikationen wie sekundäre Malignome (bösartige Neubildung, die nach einer Krebserkrankung auftreten) oder Infektionen nach Stammzelltransplantation.
    • Psychosoziale Unterstützung und Reintegration ins Berufsleben.
  • Infektionsprophylaxe
    • Einsatz von prophylaktischen Antimykotika (Antipilzmittel) und antiviralen Medikamenten (virushemmende Medikamente) bei immunsupprimierten Patienten.
    • Impfungen gegen Pneumokokken und Influenza (Grippe).

 

Literatur

  1. Larsson SC, Wolk A: Overweight and obesity and incidence of leukemia: a meta-analysis of cohort studies. Int J Cancer. 2008 Mar 15;122(6):1418-21.