Wadenschwellung – Einleitung

Wadenschwellungen bezeichnen die sichtbare oder tastbare Vergrößerung der Wadenregion, die aufgrund von Flüssigkeitsansammlungen (Ödem), Entzündungen, Verletzungen oder anderen pathologischen Prozessen entstehen kann. Sie können sowohl einseitig als auch beidseitig auftreten und variieren in ihrer Schwere sowie in der zeitlichen Entwicklung (akut oder chronisch).

Synonyme und ICD-10: ICD-10 R68.8: Sonstige näher bezeichnete Allgemeinsymptome; ICD-10.GM S89.8: Sonstige näher bezeichnete Verletzungen des Unterschenkels

Differentialdiagnosen

Wadenschwellungen können durch eine Vielzahl von Erkrankungen verursacht werden. Zu den wichtigsten Differentialdiagnosen gehören:

  • Venöse Erkrankungen
    • Tiefe Venenthrombose (TVT) (Blutgerinnsel (Thrombus) in einer tiefen Vene)
    • Chronisch venöse Insuffizienz (CVI) (Chronische Venenschwäche)
    • Varikosis (Krampfadern) 
  • Lymphatische Erkrankungen
    • Lymphödem (Flüssigkeitsansammlung durch gestörten Lymphabfluss)
    • Lymphangitis (Entzündung der Lymphgefäße)
  • Infektionen
    • Erysipel (Wundrose) (Akute bakterielle Hautinfektion)
    • Cellulitis (Tiefe bakterielle Hautinfektion)
  • Traumatische Ursachen
    • Muskelverletzungen (z. B. Zerrungen, Muskelfaserriss) 
    • Frakturen/Knochenbrüche (z. B. Unterschenkelfraktur)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    • Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
    • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) (Durchblutungsstörung der Arterien)
  • Systemische Erkrankungen
    • Nierenerkrankungen (z. B. Nephrotisches Syndrom) (Nierenerkrankung)
    • Leberzirrhose (Schrumpfleber)
    • Hypoalbuminämie (niedriger Albuminspiegel im Blut) 
  • Medikamentöse Ursachen
    • Nebenwirkungen von Medikamenten, insbesondere Calciumantagonisten (Medikamente zur Blutdrucksenkung) und Corticosteroide (Entzündungshemmende Medikamente)
  • Neoplastische Ursachen
    • Tumoren in der unteren Extremität 
    • Lymphome (Krebserkrankungen des Lymphsystems)

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Beide Geschlechter sind gleichermaßen betroffen; das Verhältnis kann je nach zugrunde liegender Ursache variieren.

Häufigkeitsgipfel:
Abhängig von der zugrunde liegenden Ursache; z. B. TVT häufiger bei älteren Menschen, chronische venöse Insuffizienz bei Erwachsenen mittleren Alters.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Variiert stark je nach zugrunde liegender Ursache; z. B. chronische venöse Insuffizienz betrifft etwa 10-20 % der erwachsenen Bevölkerung.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz hängt von der spezifischen Ursache ab, z. B. beträgt die Inzidenz der tiefen Venenthrombose in westlichen Ländern etwa 1-2 Fälle pro 1000 Personen pro Jahr.

Saisonale Häufung:
Venenerkrankungen können in den Sommermonaten verstärkt auftreten, da Wärme die venöse Stauung begünstigen kann.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akuter Verlauf: Wadenschwellungen, die plötzlich auftreten, wie bei einer tiefen Venenthrombose oder nach einem Trauma, erfordern eine sofortige medizinische Abklärung, um Komplikationen wie eine Lungenembolie zu vermeiden.
  • Chronischer Verlauf: Schwellungen, die sich langsam entwickeln, sind oft mit chronischen Erkrankungen wie einer chronisch venösen Insuffizienz verbunden und können zu dauerhaften Veränderungen der Haut und des Unterhautfettgewebes führen.

Prognose

  • Venöse Erkrankungen: Bei frühzeitiger Diagnose und Therapie (z. B. Antikoagulation/Blutverdünner bei TVT, Kompressionstherapie bei CVI) ist die Prognose günstig, jedoch können chronische Verläufe zu persistierenden Beschwerden führen.
  • Lymphatische Ursachen: Die Prognose ist abhängig von der Ursache und dem Fortschreiten der Erkrankung. Chronische Lymphödeme sind symptomatisch behandelbar, jedoch oft nicht heilbar.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Die Prognose hängt stark vom Fortschreiten der zugrunde liegenden Herz- oder Gefäßerkrankung ab.
  • Traumatische Ursachen: Gute Prognose bei adäquater und zeitnaher Therapie; jedoch können Komplikationen wie chronische Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen auftreten.
  • Infektionen: Mit einer rechtzeitigen und angemessenen Antibiotikatherapie ist die Prognose in der Regel gut. Unbehandelte Infektionen können jedoch zu schweren Komplikationen wie einer Sepsis führen.
  • Neoplastische Ursachen: Die Prognose ist abhängig vom Tumorstadium und der Behandlung. Frühzeitig erkannte Tumoren können durch operative Eingriffe und/oder adjuvante Therapien oft erfolgreich behandelt werden.

Hinweis für Patienten

Die genaue Diagnose und Behandlung einer Wadenschwellung hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Ein Arztbesuch ist unbedingt erforderlich, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Bei plötzlich auftretenden oder stark schmerzhaften Schwellungen sollte sofort medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.