Überbein (Ganglion) – Einleitung

Ein Ganglion, umgangssprachlich auch als Überbein bezeichnet, ist eine gutartige (benigne) Zyste, die von Sehnenscheiden, Sehnen oder der Gelenkkapsel ausgeht. Es handelt sich um eine mit Flüssigkeit gefüllte, abgekapselte Struktur, die häufig am Handgelenk oder an den Fingergelenken auftritt, aber auch am Fuß, Knie, Ellenbogen oder der Schulter vorkommen kann. In der Neurologie bezeichnet der Begriff Ganglion eine Ansammlung von Nervenzellen, hier jedoch bezieht er sich auf die zystische Neubildung im Bereich des Bewegungsapparates.

Synonyme und ICD-10: Hygrom; ICD-10-GM M67.4: Ganglion 

Anatomie und Funktionen

Ganglien entstehen typischerweise in der Nähe von Gelenken oder Sehnenscheiden, insbesondere dort, wo diese Strukturen mechanischer Belastung ausgesetzt sind. Der Innenraum eines Ganglions ist mit einer gelartigen Flüssigkeit gefüllt, die entweder aus der Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) oder aus Flüssigkeit der Sehnenscheiden stammt. Diese Zysten sind durch eine Kapsel abgegrenzt und können Druck auf umliegende Gewebe ausüben, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.

Formen der Erkrankung

Ganglien können je nach Lokalisation und Aussehen in verschiedene Formen unterteilt werden:

  • Dorsales Handgelenk-Ganglion: Häufigste Form, tritt meist auf der Rückseite des Handgelenks auf.
  • Ventrales Handgelenk-Ganglion: Befindet sich auf der Handflächenseite des Handgelenks, oft in der Nähe der Radialarterie.
  • Fingergelenk-Ganglion: Tritt an den Gelenken der Finger auf, insbesondere am Endgelenk.
  • Sehnenscheiden-Ganglion: Entwickelt sich entlang der Sehnenscheiden, besonders an den Hand- oder Fußgelenken.

Ursachen

Die genauen Ursachen für die Entstehung eines Ganglions sind nicht vollständig geklärt, jedoch werden folgende Faktoren als beitragend angesehen:

  • Mechanische Überbelastung: Wiederholte Bewegungen und Belastungen von Gelenken und Sehnen können die Bildung eines Ganglions fördern.
  • Verletzungen: Traumata oder wiederholte Mikrotraumata können zur Entwicklung eines Ganglions führen.
  • Degenerative Veränderungen: Abnutzungserscheinungen in Gelenken oder Sehnenscheiden können die Bildung von Ganglien begünstigen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind etwa dreimal häufiger betroffen als Männer (1:3).

Häufigkeitsgipfel:
Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 10. und 50. Lebensjahr auf, mit einem Häufigkeitsgipfel zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr.

Prävalenz 
(Krankheitshäufigkeit): Ganglien sind die häufigsten gutartigen Weichteiltumoren im Bereich der Hand, mit einer Prävalenz von 50-70 % bei Geschwulstbildungen in diesem Bereich.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Genaue Inzidenzdaten sind variabel, da viele Ganglien asymptomatisch und damit möglicherweise unerkannt bleiben.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Spontane Rückbildung: Ein Ganglion kann sich in vielen Fällen spontan zurückbilden, insbesondere wenn es klein ist und nur geringe Beschwerden verursacht.
  • Konservative Therapie: Bei leichten Beschwerden kann eine Ruhigstellung des betroffenen Gelenks versucht werden, um eine Rückbildung des Ganglions zu fördern.
  • Operative Therapie: Wenn das Ganglion erhebliche Beschwerden verursacht oder die Beweglichkeit einschränkt, kann eine operative Entfernung erforderlich sein.

Prognose

  • Rezidivgefahr: Nach operativer Entfernung eines Ganglions beträgt die Rezidivrate (Wiederauftreten der Erkrankung) etwa 20-30 %. Wiederholte Überbeanspruchung des betroffenen Gelenks kann zu erneuten Ganglien führen.
  • Langfristige Aussichten: In den meisten Fällen ist die Prognose gut, und viele Patienten bleiben nach der Behandlung beschwerdefrei. Bei erneuter Belastung kann es jedoch zu einem Wiederauftreten kommen.