Tumoren der Wirbelsäule – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Pathogenese der Tumoren der Wirbelsäule ist komplex und variiert je nach Art des Tumors. Es gibt primäre Tumoren, die direkt aus den Strukturen der Wirbelsäule entstehen, sowie sekundäre (metastatische) Tumoren, die sich von anderen Körperregionen ausbreiten. Beide Arten können sowohl gutartig als auch bösartig sein.
Primäre pathophysiologische Mechanismen
Initialer Pathomechanismus:
- Genetische Mutationen: Die Entstehung von Tumoren an der Wirbelsäule kann auf genetische Mutationen zurückzuführen sein, die zu einer unkontrollierten Zellvermehrung führen. Dies gilt insbesondere für primäre Knochentumoren wie Osteosarkome oder Chondrosarkome.
- Metastasenbildung: Die meisten bösartigen Tumoren der Wirbelsäule sind metastatische Tumoren, die von anderen Organen wie Lunge, Brust oder Prostata ausgehen und sich über den Blutkreislauf oder das lymphatische System zur Wirbelsäule ausbreiten.
Molekulare und zelluläre Veränderungen:
- Veränderungen im Knochengewebe: Tumoren an der Wirbelsäule können sowohl aus dem Knochengewebe (z. B. Osteosarkome) als auch aus Weichgeweben wie dem Rückenmark oder den Nervenwurzeln (z. B. Neurinome oder Meningeome) entstehen. Die Tumoren stören das Gleichgewicht zwischen Knochenaufbau und -abbau, was zur Zerstörung der Knochensubstanz oder zu einer abnormalen Knochenneubildung führen kann.
- Angiogenese (Gefäßneubildung): Tumoren neigen dazu, neue Blutgefäße zu bilden, um ihre Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen sicherzustellen. Dies fördert das Tumorwachstum und die Invasion in benachbarte Strukturen.
Sekundäre pathophysiologische Veränderungen
Veränderungen in der Gewebsarchitektur:
- Zerstörung von Knochenstrukturen: Maligne (bösartige) Tumoren wie Metastasen (Tochtergeschwülste) oder primäre Knochentumoren können die Integrität der Wirbelkörper schwächen, was zu pathologischen Frakturen führt. Dies ist insbesondere bei osteolytischen Tumoren der Fall, die den Knochen abbauen.
- Einengung des Spinalkanals: Tumoren, die in das Rückenmark oder die Nervenwurzeln einwachsen, können den Spinalkanal verengen und neurologische Symptome wie Schmerzen, Schwäche oder Lähmungen verursachen.
Beteiligung des umgebenden Gewebes:
- Invasion von Weichteilen: Tumoren der Wirbelsäule können in die umgebenden Weichteile einwachsen, einschließlich der Muskulatur, des Rückenmarks und der Nervenwurzeln, was zu lokalen Schmerzen, Entzündungen und funktionellen Beeinträchtigungen führen kann.
- Metastasenbildung: Maligne Tumoren können sich durch das Blut- oder Lymphsystem weiter im Körper ausbreiten, was zur Entstehung von Tumoren in anderen Organen führt.
Klinische Manifestation
Leitsymptome:
- Rückenschmerzen: Ein häufiges Symptom bei Wirbelsäulentumoren ist chronischer Rückenschmerz, der oft nachts auftritt und nicht durch Bewegung oder Ruhe gelindert wird.
- Neurologische Ausfälle: Bei fortschreitender Kompression des Rückenmarks oder der Nervenwurzeln können neurologische Symptome wie Taubheitsgefühl, Muskelschwäche, Lähmungen oder Inkontinenz auftreten.
Fortgeschrittene Symptome:
- Pathologische Frakturen: Tumorbedingte Schwächungen der Wirbelkörper können zu spontanen Frakturen führen, die zu starken Schmerzen und weiterer Funktionseinschränkung führen.
- Gewichtsverlust und allgemeine Schwäche: Bei malignen Tumoren sind systemische Symptome wie ungewollter Gewichtsverlust, Anämie und allgemeine Schwäche möglich.
Progression und Organbeteiligung
Lokale Gewebeveränderungen:
- Tumorwachstum und Infiltration: Tumoren können in benachbarte Gewebe einwachsen, darunter das Rückenmark, die Nervenwurzeln und umliegende Weichteile. Dies führt zu einer fortschreitenden Zerstörung der anatomischen Strukturen und erhöht das Risiko für dauerhafte neurologische Schäden.
Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:
- Metastasierung: Sekundäre Tumoren können von anderen Körperstellen metastasieren und weitere Tumoren an entfernten Stellen hervorrufen. Dies führt zu einer systemischen Beteiligung mehrerer Organe.
Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden
Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:
- Wirbelinstabilität: Tumoren, die das Knochengerüst der Wirbelsäule schädigen, können zu einer Instabilität der Wirbelkörper führen, was die mechanische Funktion der Wirbelsäule stark beeinträchtigt und das Risiko von Frakturen erhöht.
Schmerzentstehung:
- Mechanischer Schmerz: Der Schmerz entsteht durch den Druck des Tumors auf die umgebenden Strukturen, einschließlich des Knochens und der Nervenwurzeln.
- Neuropathischer Schmerz: Tumoren, die die Nervenstrukturen schädigen, führen zu brennenden, stechenden Schmerzen, die häufig entlang der Nervenbahnen ausstrahlen.
Regenerative und kompensatorische Prozesse
Versuche der Geweberegeneration:
- Unzureichende Knochenneubildung: Bei Tumoren, die das Knochengewebe zerstören, kann der Körper versuchen, den Knochen zu regenerieren, was jedoch oft unzureichend ist und zu deformierten Knochenstrukturen führt.
Kompensatorische Anpassungsmechanismen:
- Muskuläre Kompensation: Die umgebende Muskulatur kann versuchen, die Instabilität der Wirbelsäule zu kompensieren, was zu einer Überbelastung und Muskelverspannungen führt.
Zusammenfassung und klinische Relevanz
Tumoren der Wirbelsäule sind vielfältig in ihrer Pathogenese, von primären Tumoren, die direkt aus den Knochen oder Weichteilen der Wirbelsäule entstehen, bis zu metastatischen Tumoren, die sich von anderen Organen ausbreiten. Sie können zu erheblichen strukturellen Schäden, neurologischen Ausfällen und systemischen Komplikationen führen. Die frühzeitige Diagnose und Therapie sind entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung und dauerhafte Schäden zu verhindern.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern – je nach Tumorart möglich
- Lebensalter – zunehmendes Alter (Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) von Metastasen (Tochtergeschwülste) steigt an)
Krankheitsbedingte Ursachen
- Siehe unter Differentialdiagnosen