Tennisellenbogen/Golferellenbogen (Epicondylitis humeri) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Epicondylitis humeri (umgangssprachlich Tennisellenbogen oder Golferellenbogen) entsteht durch eine chronische Überlastung der Sehnenansätze der betroffenen Muskeln am Ellenbogen. Dabei handelt es sich nicht um eine klassische Entzündung, sondern vielmehr um einen degenerativen Prozess der Sehnenansätze (Tendinopathie).

Primäre pathophysiologische Mechanismen

Initialer Pathomechanismus:

  • Chronische Überlastung: Durch wiederholte, sich stetig wiederholende Belastungen – vor allem durch berufliche Tätigkeiten oder sportliche Aktivitäten wie Tennis oder Golf – entstehen kleine Mikrotraumata (Mikroverletzungen) an den Sehnenansätzen des Ellenbogens.
  • Repetitive Bewegungen: Typische Belastungen beinhalten das wiederholte Beugen und Strecken des Handgelenks, was zur Überbeanspruchung der Muskeln führt, die an den seitlichen Knochenvorsprüngen des Ellenbogens (Epicondylus lateralis und medialis) ansetzen.

Molekulare und zelluläre Veränderungen:

  • Sehnendegeneration (Tendinopathie): Die wiederholte mechanische Beanspruchung führt zu degenerativen Veränderungen in den Sehnenansätzen. Histopathologisch handelt es sich um eine Degeneration, also um eine Tendinopathie, und nicht um eine echte Entzündung des Gewebes.
  • Neurologische Irritationen und metabolische Veränderungen: Die ständige Überlastung der Sehnenansätze kann Nervenreize und Stoffwechselveränderungen im betroffenen Gewebe auslösen, was die Schmerzempfindlichkeit erhöht und die Reparaturprozesse behindert.

Sekundäre pathophysiologische Veränderungen

Veränderungen in der Gewebsarchitektur:

  • Mikroverletzungen: Die kleinen Verletzungen der Sehnenfasern können zu einer Schwächung des betroffenen Gewebes führen, was die Heilungsprozesse weiter verlangsamt und die Funktionalität des Gelenks beeinträchtigt.
  • Narbenbildung: Infolge der chronischen Schädigung kommt es im betroffenen Bereich häufig zu einer Ansammlung von Narbengewebe, das die Elastizität und Belastbarkeit des Gewebes weiter vermindert.

Beteiligung des umgebenden Gewebes:

  • Muskuläre Beteiligung: Die ständige Beanspruchung der Muskeln, die am Ellenbogen ansetzen, führt zu einer Überlastung der umliegenden Muskeln, insbesondere des Musculus extensor carpi radialis brevis, Musculus extensor digitorum communis und Musculus carpi radialis longus.
  • Nervenbeteiligung: In einigen Fällen kann eine Kompression oder Reizung der Nerven (z. B. im Rahmen eines Zervikalsyndroms) zur Entstehung oder Verschlimmerung der Erkrankung beitragen.

Beachte: Auch beim Linkshänder kann es zur rechtsseitigen Erkrankung kommen. Man diskutiert in diesem Zusammenhang das Auftreten neutrophischer (auf die Nerven einwirkende) Regulationsstörungen durch ein Zervikalsyndrom (Syndrom der Halswirbelsäule mit Nervenkompression/-schädigung).

Klinische Manifestation

Leitsymptome:

  • Schmerzen im Ellenbogenbereich: Typischerweise treten die Schmerzen am äußeren oder inneren Ellenbogen auf, besonders bei Bewegungen wie Greifen, Heben oder Drehen des Unterarms.
  • Schmerzen bei Belastung: Die Schmerzen verstärken sich bei Belastung, insbesondere bei Bewegungen, die die Handgelenk- und Fingerstrecker belasten.

Fortgeschrittene Symptome:

  • Schwächegefühl: Mit fortschreitender Degeneration kann es zu einer Schwächung der betroffenen Muskulatur kommen, was das Greifen oder Heben von Gegenständen erschwert.
  • Schmerzhaft eingeschränkte Beweglichkeit: Bei starker Ausprägung der Erkrankung können bestimmte Bewegungen des Unterarms und der Hand schmerzhaft eingeschränkt sein.

Progression und Organbeteiligung

Lokale Gewebeveränderungen:

  • Chronische Sehnenschädigung: Bei unbehandelter Epicondylitis kann die chronische Schädigung des Gewebes zur Ausbildung von hartnäckigen degenerativen Veränderungen und Narbengewebe führen.

Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:

  • Chronische Schmerzen: Bei einer längeren Krankheitsdauer können sich chronische Schmerzsyndrome entwickeln, die zu Einschränkungen im täglichen Leben führen und eine professionelle Therapie erforderlich machen.

Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden

Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:

  • Verlust der Funktionalität: Die Sehnen verlieren ihre Fähigkeit, Belastungen adäquat zu kompensieren, was zu einer eingeschränkten Beweglichkeit des Ellenbogens und des Handgelenks führt.

Schmerzentstehung:

  • Mechanischer Schmerz: Schmerzen entstehen durch die ständige Reizung und Überlastung der Sehnenansätze und Muskeln, vor allem bei bestimmten Bewegungen.
  • Entzündlicher Schmerz: Bei chronischer Reizung können sekundäre entzündliche Prozesse in den Sehnen oder Schleimbeuteln auftreten, die zu zusätzlicher Schmerzentstehung beitragen.

Regenerative und kompensatorische Prozesse

Versuche der Geweberegeneration:

  • Unzureichende Regeneration: Aufgrund der ständigen mechanischen Belastung kann die Regeneration des Gewebes eingeschränkt sein, was zu einem chronischen Verlauf führt.

Kompensatorische Anpassungsmechanismen:

  • Schonhaltung: Patienten entwickeln oft Schonhaltungen, um die betroffenen Strukturen zu entlasten, was jedoch häufig zu einer Überlastung anderer Muskeln und Sehnen führt.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die Epicondylitis humeri ist eine degenerative Sehnenerkrankung, die durch chronische Überlastung und wiederholte Mikroverletzungen an den Sehnenansätzen des Ellenbogens entsteht. Die Erkrankung betrifft typischerweise Personen, die repetitiven Bewegungen oder starken Belastungen ausgesetzt sind, wie Tennisspieler oder Golfer. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um eine Chronifizierung der Erkrankung und dauerhafte Funktionseinschränkungen zu vermeiden.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Lebensalter – zunehmendes Alter
  • Berufe – Berufe, die immer gleiche Bewegungsabläufe ausüben (z. B. Handwerker, Büroangestellte)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen)
  • Körperliche Aktivität
    • Chronische Überlastung durch repetitive Bewegungsabläufe der entsprechenden Muskelgruppen für mind. 2 Stunden täglich (z. B. Tennisspielen, Instrumentspielen) oder Kraftaufwand (> 20 kg)
      Nebenbei: Auftreten beim trainierten Tennisspielern mit ca. 5 % eher selten
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) 

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Arthritis (Gelenkentzündung)
  • Synovitis (Gelenkinnenhautentzündung) ‒ Entzündung der inneren Schicht der Gelenkkapsel, der Membrana synovialis
  • Traumatische Periostitis (Knochenhautentzündung)
  • Verletzung der Streckmuskeln des Unterarms