Tennisellenbogen/Golferellenbogen (Epicondylitis humeri) – Operative Therapie
Bei einem erfolglosen, mindestens sechs Monate langen konservativen Behandlungsversuch einer Epicondylopathia humeri radialis (Schmerzsyndrom am äußeren Ellenbogen) mit anhaltenden Beschwerden kann bei einem strukturellen und klinischen Zusammenhang eine operative Therapie in Betracht gezogen werden [S2k-Leitlinie].
Arthroskopische und offene Verfahren führen bei chronischen Fällen zu einer durchschnittlich stärkeren Schmerzreduktion (VAS/NRS, Schmerzskalen) und besseren funktionellen Ergebnissen (DASH, Funktionstest für den Arm) als minimalinvasive Verfahren [S2k-Leitlinie].
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Chronischer Verlauf über mindestens sechs Monate mit therapieresistenten Beschwerden
- Strukturelle Veränderungen mit klinischer Korrelation
- Funktionseinschränkungen, die durch konservative Therapie nicht mehr behandelbar sind
- Sehnenriss oder erheblicher Gewebeumbau
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Keine nachweisbaren strukturellen Veränderungen
- Infektionen oder systemische Entzündungen im betroffenen Ellenbogen
- Fehlende Möglichkeiten zur postoperativen Rehabilitation
Operationsverfahren
Offene Verfahren
- Operation nach Hohmann (Hohmann-Operation) – Halbmondförmige Lösung der Extensoren (Streckmuskulatur des Unterarms), inklusive Entfernung des degenerativen Gewebes vom Epikondylus humeri radialis (äußerer Knochenvorsprung des Ellenbogens). Die Sehne wird dabei quer eingeschnitten.
- Operation nach Wilhelm (Wilhelm-Operation) – Durchtrennung schmerzleitender Nervenstrukturen am Epikondylus humeri radialis (äußerer Knochenvorsprung des Ellenbogens) sowie Ablösung des Musculus supinator (Drehmuskel des Unterarms) vom Extensor carpi radialis brevis (ECRB, kurzer speichenseitiger Handstrecker). Diese Methode wird häufig mit der Hohmann-Operation kombiniert.
- Operation nach Goldie (Goldie-Operation) – Ähnlich der Hohmann-Operation, jedoch erfolgt der Sehnenschnitt längs statt quer.
Arthroskopische Verfahren
- Arthroskopische Denervierung und Entfernung von geschädigtem Gewebe – Entfernung von degenerativ verändertem Sehnengewebe und gegebenenfalls von Knochenwucherungen durch eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie).
- Arthroskopische Sehneninzision – Die Sehne wird unter arthroskopischer Kontrolle eingeschnitten, um die Spannung zu reduzieren.
Postoperative Nachsorge
- Frühzeitige Bewegungstherapie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit
- Physiotherapie zur Kräftigung der Unterarmmuskulatur und zur Vorbeugung von Narbenverklebungen
- Schienenruhigstellung für einige Tage, danach schrittweise Steigerung der Belastung
- Vermeidung wiederholter Überlastung des Arms für sechs bis acht Wochen
Mögliche Komplikationen
- Anhaltende Beschwerden – Schmerzen können trotz Operation bestehen bleiben oder erneut auftreten
- Verletzung von Bändern oder Nerven – Selten kann es zur Instabilität durch Schädigung des äußeren Seitenbandes kommen
- Infektionen der Wunde – Das Risiko ist bei offenen Eingriffen geringer als bei arthroskopischen Verfahren [S2k-Leitlinie]
Vergleich der Operationsmethoden
Methode | Technik | Vorteile | Nachteile |
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Hohmann-Operation | Halbmondförmiges Lösen der Sehne mit querem Einschnitt | Bewährte Technik, oft mit Wilhelm-OP kombiniert | Längere Heilungsdauer der Sehne |
Wilhelm-Operation | Durchtrennung schmerzleitender Nerven, Ablösung des Supinatormuskels | Effektive Schmerzreduktion | Risiko für wiederkehrende Beschwerden |
Goldie-Operation | Längsschnitt der Sehne | Schonendere Technik mit guter Heilung | Weniger verbreitet als Hohmann-OP |
Arthroskopische Methode | Minimalinvasive Entfernung von geschädigtem Gewebe | Kürzere Erholungszeit, weniger Gewebeschaden | Höheres Risiko für unvollständige Entfernung des schmerzhaften Gewebes |
Fazit
Die operative Therapie der Epicondylopathia humeri radialis (Tennisellenbogen) ist eine wirksame Option bei lang anhaltenden, therapierefraktären Beschwerden. Offene Verfahren wie die Hohmann- und Wilhelm-Operation sind erprobt und führen häufig zu einer nachhaltigen Schmerzreduktion. Arthroskopische Methoden bieten eine minimalinvasive Alternative, jedoch mit potenziell höherem Risiko für unvollständige Gewebeentfernung. Die Wahl des Operationsverfahrens sollte individuell anhand der strukturellen Gegebenheiten und der persönlichen Bedürfnisse getroffen werden.
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Epicondylopathia radialis humeri. (AWMF-Registernummer: 187 - 052), Februar 2024 in Überarbeitung