Tennisellenbogen/Golferellenbogen (Epicondylitis humeri) – Einleitung

Die Epicondylitis humeri, umgangssprachlich als Tennisellenbogen oder Golferellenbogen bezeichnet, ist eine Insertionstendopathie des Oberarms am Übergang zum Ellenbogengelenk. Diese Erkrankung betrifft die Sehnenansätze der Unterarmmuskulatur, die an den Knochenvorsprüngen (Epikondylen) des Humerus ansetzen. Sie ist durch nicht-entzündliche, oft degenerative Schmerzen charakterisiert, die in den meisten Fällen durch chronische Über- oder Fehlbelastungen entstehen und gehört zu den häufigsten orthopädischen Erkrankungen.

Synonyme und ICD-10: Chronische Epicondylitis humeri radialis; chronische Epicondylitis radialis; Epicondylitis humeri lateralis; Epicondylitis humeri radialis; Epicondylitis humeri ulnaris; Epicondylitis radialis; Epicondylitis ulnaris; Epicondylopathia humeri radialis; Epicondylopathia radialis; Golfarm; radiale Epikondylopathie; Tennisarm; ulnare Epikondylopathie; ICD-10-GM M77.0: Epicondylitis ulnaris humeri; ICD-10-GM M77.1: Epicondylitis radialis humer

Anatomie und Funktionen

Der Ellenbogen besteht aus drei Knochen: dem Humerus (Oberarmknochen), dem Radius (Speiche) und der Ulna (Elle). Die Sehnen der Unterarmmuskulatur setzen an den Knochenvorsprüngen (Epikondylen) des Humerus an und sind für die Beugung und Streckung des Handgelenks sowie der Finger verantwortlich. Bei einer Epicondylitis humeri sind diese Sehnenansätze chronisch überlastet, was zu mikroskopischen Rissen und degenerativen Veränderungen führt, die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen.

Formen der Erkrankung

Es gibt zwei Hauptformen der Epicondylitis humeri, die sich in ihrer Lokalisation und den betroffenen Muskelgruppen unterscheiden:

  • Epicondylitis humeri lateralis (Tennisellenbogen, ICD-10-GM M77.1):
    • Betroffen ist der Ansatz der Streckmuskulatur des Unterarms am lateralen Epikondylus des Humerus (äußere Knochenvorsprung am Oberarmknochen in der Nähe des Ellenbogens).
    • Diese Form tritt häufiger auf und betrifft vor allem Personen, die wiederholt Handgelenksbewegungen ausführen, wie Tennis- oder Badmintonspieler.
  • Epicondylitis humeri medialis (Golferellenbogen, ICD-10-GM M77.0):
    • Betroffen ist der Ansatz der Beugemuskulatur des Unterarms am medialen Epikondylus des Humerus (innere Knochenvorsprung am Oberarmknochen in der Nähe des Ellenbogens).
    • Diese Form ist seltener und tritt häufig bei Sportarten auf, die eine wiederholte Flexion (Beugung) und Pronation (Einwärtsrotation) des Handgelenks erfordern, wie Golf oder Klettern.

Verlaufsformen

  • Akute Form: Symptome bestehen weniger als 6 Monate.
  • Chronische Form: Symptome bestehen länger als 6 Monate und sind oft mit anhaltenden Schmerzen und funktionellen Einschränkungen verbunden.

Ursachen

  • Mechanische Überlastung: Die häufigste Ursache ist eine chronische Überbelastung der Sehnenansätze, oft durch repetitive Bewegungen im Beruf oder Sport.
  • Fehlbelastung: Ungünstige Bewegungsabläufe oder falsche Technik beim Sport können zu einer Fehlbelastung der Sehnen führen.
  • Mikrotraumata: Wiederholte kleine Verletzungen der Sehnenansätze durch Überlastung.

Differentialdiagnosen

  • Radiales oder ulnaris Kompressionssyndrom: Nervenkompressionen können ähnliche Symptome wie eine Epicondylitis verursachen.
  • Arthritis des Ellenbogens: Entzündliche Gelenkerkrankungen können ebenfalls Schmerzen und Schwellungen im Ellenbogenbereich verursachen.
  • Bursitis olecrani: Entzündung des Schleimbeutels über dem Olekranon (Ellenbogenhöcker) kann Schmerzen und Schwellungen verursachen, die den Symptomen einer Epicondylitis ähneln.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen, jedoch treten spezifische Formen wie der Tennisellenbogen häufiger bei Männern auf.

Häufigkeitsgipfel:
Die Erkrankung tritt vorwiegend im mittleren Lebensalter (35-50 Jahre) auf.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Die Prävalenz liegt bei 1-3% in der Normalbevölkerung in Deutschland.

Inzidenz
Spruch: Die Inzidenz beträgt in der allgemeinen Bevölkerung etwa 1-3 %. In hausärztlichen Praxen liegt sie zwischen 0,4-5,3 %.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akut

    • Zu Beginn treten Schmerzen am betroffenen Epikondylus (Knochenvorsprung) auf, die sich bei Belastung, insbesondere bei Greif- und Drehbewegungen, verstärken.
    • Ohne Behandlung kann sich die Erkrankung verschlimmern und chronisch werden.
  • Chronisch

    • Bei längerem Verlauf (>6 Monate) sind die Schmerzen oft persistierend, und es kann zu dauerhaften Bewegungseinschränkungen und Funktionsverlust kommen.

Prognose

  • Günstig bei konservativer Therapie

    • In den meisten Fällen ist die Prognose gut. Eine konservative Therapie mit medikamentöser Behandlung, Physiotherapie und ggf. Injektionen führt in der Regel zur Besserung.
    • Die Erkrankung ist selbstlimitierend und heilt in den meisten Fällen innerhalb von 6 Monaten bis 2 Jahren aus.
  • Langwierige Genesung

    • Trotz der guten Prognose kann die Therapie Wochen bis Monate dauern, und es muss mit einer schmerzhaften Bewegungs- und Belastungsbeeinträchtigung von 6-12 Monaten gerechnet werden.

Therapieansätze

  • Konservative Therapie: Physiotherapie, manuelle Therapie, entzündungshemmende Medikamente, lokale Injektionen (Kortikosteroide) und Belastungsreduktion.
  • Operative Therapie: In seltenen Fällen und bei Therapieresistenz kann eine Operation in Betracht gezogen werden.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Epicondylopathia radialis humeri. (AWMF-Registernummer: 187 - 052), Februar 2024 in Überarbeitung