Speichenbruch (Radiusfraktur) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Radiusfraktur ist eine häufige Fraktur der oberen Extremität, die durch direkte oder indirekte Krafteinwirkung auf den distalen Teil des Radiusknochens (dem zum Handgelenk hin gelegenen Ende) verursacht wird. Typisch ist ein Sturz auf die ausgestreckte Hand, wobei die Fraktur an einer charakteristischen Stelle ("loco typico") des Radius entsteht. Besondere Risikofaktoren sind Osteoporose bei älteren Menschen und Hochenergie-Traumata bei jüngeren, aktiven Personen.
Primäre pathophysiologische Mechanismen
Initialer Pathomechanismus:
- Mechanische Überlastung: Die häufigste Ursache einer Radiusfraktur ist ein Sturz auf die ausgestreckte Hand, bei dem eine Überlastung des distalen Radius auftritt. Hierbei kommt es zu einer Colles-Fraktur (Fraktur bei Streckung des Handgelenks) oder einer Smith-Fraktur (Fraktur bei Beugung des Handgelenks).
- Krafteinwirkung: Bei jüngeren Menschen entsteht die Fraktur typischerweise durch Hochenergie-Traumata wie Sportverletzungen oder Verkehrsunfälle. Bei älteren Menschen mit Osteoporose genügt oft schon ein Niedrigenergie-Trauma, wie ein banaler Sturz.
Molekulare und zelluläre Veränderungen:
- Entzündungsreaktion: Direkt nach dem Frakturereignis setzt eine Entzündungsreaktion ein, die zur Mobilisierung von Immunzellen wie Makrophagen und neutrophilen Granulozyten führt. Diese Zellen fördern die Reinigung des Frakturbereichs und setzen proinflammatorische Zytokine frei, die den Heilungsprozess einleiten.
- Osteoblastenaktivierung: Osteoblasten (knochenbildende Zellen) proliferieren im Frakturspalt, um neues Knochenmaterial zu bilden, während Osteoklasten (knochenabbauende Zellen) den Abbau von zerstörtem Gewebe unterstützen. Dieser Prozess ist essenziell für die Heilung der Fraktur.
Sekundäre pathophysiologische Mechanismen
Veränderungen in der Gewebsarchitektur:
- Knochenheilung und Kallusbildung: Nach der Fraktur wird Kallus gebildet, eine knöcherne Überbrückung, die die Frakturstellen miteinander verbindet. Bei komplizierten Frakturen oder in Fällen von Osteoporose kann dieser Prozess gestört sein, was die Heilung verzögert oder zu Fehlstellungen führt.
- Subchondrale Veränderungen: Intraartikuläre Frakturen (Frakturen, die in das Gelenk hineinreichen) können zu einer Veränderung der Gelenkflächen und später zu einer posttraumatischen Arthrose führen, da der Knorpelabbau durch die mechanische Instabilität begünstigt wird.
Beteiligung des umgebenden Gewebes:
- Weichteilschäden: Bei schweren Frakturen können auch umliegende Weichteile wie Sehnen, Bänder und Muskeln betroffen sein, was zu weiteren Komplikationen wie Hämatomen oder Sehnenrissen führen kann.
- Gefäß- und Nervenbeteiligung: Verletzungen von Nerven oder Blutgefäßen können ebenfalls auftreten, insbesondere in Fällen, in denen es zu einer erheblichen Dislokation (Verschiebung der Knochenfragmente) kommt.
Klinische Manifestation
Leitsymptome:
- Akuter Schmerz: Direkt nach der Fraktur tritt ein starker, stechender Schmerz im Bereich des distalen Radius auf, oft begleitet von Schwellung und einem Bluterguss (Hämatom).
- Fehlstellung des Handgelenks: In vielen Fällen zeigt sich eine deutliche Fehlstellung des Handgelenks, insbesondere bei der typischen Colles-Fraktur, bei der das Handgelenk nach hinten abknickt.
Fortgeschrittene Symptome:
- Eingeschränkte Beweglichkeit: Die Beweglichkeit des Handgelenks ist stark eingeschränkt, besonders bei Frakturen, die nicht korrekt behandelt oder stabilisiert werden.
- Chronische Schmerzen: Bei schlecht verheilten Frakturen oder bei Komplikationen können chronische Schmerzen und dauerhafte Bewegungseinschränkungen auftreten.
Progression und Organbeteiligung
Lokale Gewebeveränderungen:
- Verkalkungen und Vernarbungen: Während der Knochenheilung können sich Verkalkungen oder Narbengewebe im Bereich der Weichteile bilden, was die Beweglichkeit weiter einschränken kann.
- Posttraumatische Arthrose: Intraartikuläre Frakturen können zu einer frühzeitigen Arthrose des betroffenen Handgelenks führen, was in der Regel mit chronischen Schmerzen und Funktionsverlust verbunden ist.
Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:
- Eingeschränkte Funktion: Langfristig können falsch verheilte Frakturen zu erheblichen Funktionseinbußen der Hand und des Handgelenks führen, was die Fähigkeit zur Durchführung alltäglicher Tätigkeiten beeinträchtigt.
Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden
Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:
- Verlust der Stabilität: Nach einer Radiusfraktur kann es zu einer dauerhaften Instabilität des Handgelenks kommen, insbesondere wenn die Fraktur nicht korrekt ausgerichtet oder stabilisiert wurde.
- Bewegungseinschränkungen: Deformitäten und Fehlstellungen nach der Fraktur können zu einer dauerhaften Einschränkung der Beweglichkeit führen.
Schmerzentstehung:
- Mechanischer Schmerz: Dieser Schmerz entsteht durch die Reibung der unzureichend verheilten Knochenfragmente und durch die Belastung der betroffenen Strukturen.
- Entzündlicher Schmerz: Zusätzlich kann durch den Heilungsprozess eine entzündliche Reaktion im Frakturbereich Schmerzen verursachen, insbesondere wenn die Heilung gestört ist.
Regenerative und kompensatorische Prozesse
Versuche der Geweberegeneration:
- Kallusbildung: Die Knochenheilung erfolgt über die Bildung von Kallus, der das Fraktursegment stabilisiert. Bei älteren Menschen oder bei schlechter Knochendichte kann dieser Prozess jedoch gestört sein.
- Kompensatorische Anpassungsmechanismen: Bei eingeschränkter Beweglichkeit des Handgelenks versucht der Körper, die Funktion durch verstärkte Muskelarbeit und Ausgleichsbewegungen zu kompensieren, was jedoch zu Überlastungen und weiteren Beschwerden führen kann.
Zusammenfassung und klinische Relevanz
Die Radiusfraktur ist eine häufige Fraktur, die meist durch einen Sturz auf die ausgestreckte Hand verursacht wird und sowohl jüngere als auch ältere Menschen betrifft. Die Pathogenese umfasst mechanische Überlastung, häufige traumatische Einwirkungen und, insbesondere bei älteren Menschen, eine verminderte Knochendichte aufgrund von Osteoporose. Ohne adäquate Behandlung kann die Fraktur zu chronischen Schmerzen, Fehlstellungen und Funktionsverlust führen.
Ätiologie (Ursachen)
Krankheitsbedingte Ursachen (Cofaktoren)
- Osteoporose (Knochenschwund)
- Vertigo (Schwindelanfälle)
- Zerebrale Ischämien/Störungen der Gehirndurchblutung).
Weitere Ursachen
- Sturz auf die gestreckte Hand
- Hochenergie-Traumata wie Sportverletzungen oder Verkehrsunfälle