Senk-Spreizfuß (Pes transversoplanus) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Der Senk-Spreizfuß (Pes transversoplanus) stellt eine kombinierte Fehlstellung des Fußes dar, bei der sowohl das Längsgewölbe (Senkfuß) als auch das Quergewölbe (Spreizfuß) abgeflacht sind. Dies führt zu einer umfassenden Störung der Fußstatik und beeinträchtigt die normale Funktion des Fußes. Die Pathogenese lässt sich durch die mechanische Überlastung, strukturelle Schwäche und altersbedingte Veränderungen der beteiligten Gewebe erklären.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

Initialer Pathomechanismus:

  • Mechanische Überlastung: Wiederholte Belastungen durch Gehen, Stehen oder Laufen, insbesondere bei Übergewicht oder langer körperlicher Belastung, führen zu einer Schwächung der Fußgewölbe. Die Fehlbelastung bewirkt, dass die stabilisierenden Strukturen des Fußes (Bänder, Sehnen, Muskeln) überdehnt werden, wodurch das Längs- und Quergewölbe des Fußes abflachen.
  • Strukturelle Schwäche: Eine angeborene oder erworbene Bindegewebsschwäche kann die Stabilität des Fußes beeinträchtigen und das Risiko für die Entwicklung eines Senk-Spreizfußes erhöhen. Dies betrifft insbesondere das ligamentäre (die Bänder betreffende) Stützsystem, das für die Aufrechterhaltung der Fußgewölbe verantwortlich ist.

Molekulare und zelluläre Veränderungen:

  • Bindegewebsdegeneration: Altersbedingte Veränderungen im Bindegewebe, wie verminderte Kollagenproduktion und Elastizität, führen zu einer reduzierten Stabilität der Fußstrukturen. Insbesondere das Abflachen der Fußgewölbe wird durch den zunehmenden Funktionsverlust des Bindegewebes und der Sehnen begünstigt.
  • Entzündungsprozesse: Chronische Fehlbelastungen führen zu mikrotraumatischen Schäden, die entzündliche Reaktionen in den Sehnen und Bändern verursachen. Dies führt zu einer weiteren Schwächung der Strukturen, die das Fußgewölbe aufrechterhalten.

Sekundäre pathophysiologische Veränderungen

Veränderungen in der Gewebsarchitektur:

  • Abflachung des Längsgewölbes (Senkfuß): Die Abflachung des medialen (inneren) Längsgewölbes führt dazu, dass der Fuß länger wird und der innere Fußrand absinkt. Dadurch kommt es zu einer Überdehnung der Plantarfaszie (Sehnenplatte an der Fußsohle) und einer Fehlstellung des Rückfußes, der nach innen kippt (Pronation).
  • Abflachung des Quergewölbes (Spreizfuß): Die Spreizung der Mittelfußknochen, besonders der mittleren Strahlen, verursacht eine ungleichmäßige Verteilung der Belastung im Vorfuß. Dies führt zu einer Überbeanspruchung der mittleren Strahlen, die nicht für eine dauerhafte Belastung ausgelegt sind, und begünstigt die Entwicklung von schmerzhaften Schwielen und einer Fehlstellung der Zehen (z. B. Hallux valgus).

Beteiligung des umgebenden Gewebes:

  • Sehnen- und Bänderüberdehnung: Die chronische Fehlstellung und Überbelastung führen zu einer Überdehnung der Plantarsehnen und der Bänder des Fußes, was zu einer Instabilität und weiteren Fehlstellungen beiträgt. Besonders betroffen ist die Tibialis-posterior-Sehne, die eine zentrale Rolle in der Aufrechterhaltung des Längsgewölbes spielt.
  • Muskuläre Dysbalance: Durch die Fehlbelastung des Fußes kommt es zu einer Dysbalance zwischen den Fußmuskeln. Die Muskeln, die für die Aufrechterhaltung des Quer- und Längsgewölbes verantwortlich sind, werden überlastet und geschwächt, während andere Muskeln kompensatorisch stärker beansprucht werden.

Klinische Manifestation

Leitsymptome:

  • Schmerzen: Typischerweise treten belastungsabhängige Schmerzen auf, die sich vor allem im Bereich des Vorfußes (unter den Mittelfußköpfen) und des inneren Fußrandes bemerkbar machen. Der Schmerz kann sich im Laufe des Tages verstärken.
  • Schwellungen: Insbesondere nach längerer Belastung kann es zu Schwellungen im Bereich des Vor- und Mittelfußes kommen.

Fortgeschrittene Symptome:

  • Schwielenbildung: Durch die ungleichmäßige Belastung im Vorfußbereich kommt es häufig zur Bildung von schmerzhaften Schwielen unter den Mittelfußköpfen.
  • Zehenfehlstellungen: Infolge der Überbelastung der mittleren Strahlen können Zehenfehlstellungen wie Hammerzehen oder Krallenzehen auftreten. Ein Hallux valgus (Schiefstellung der Großzehe) ist ebenfalls eine häufige Begleiterscheinung des Spreizfußes.

Progression und Organbeteiligung

Lokale Gewebeveränderungen:

  • Plantarfasziitis: Die chronische Überbeanspruchung der Plantarfaszie kann zu einer Entzündung führen, die als Plantarfasziitis bezeichnet wird. Diese Entzündung kann äußerst schmerzhaft sein und die Gehfähigkeit stark einschränken.
  • Arthrose: Langfristig kann die Fehlstellung des Fußes zu degenerativen Veränderungen in den Gelenken führen, insbesondere im Mittelfußbereich. Die veränderte Biomechanik des Fußes begünstigt die Entstehung von Arthrose in den belasteten Gelenken.

Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:

  • Fehlbelastungen im gesamten Bewegungsapparat: Die Fehlstellung des Fußes kann zu kompensatorischen Fehlhaltungen und Überlastungen in den oberen Gelenken (Knie, Hüfte, Rücken) führen, was zu chronischen Beschwerden im gesamten Bewegungsapparat führen kann.

Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden

Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:

  • Verminderte Stoßdämpfung: Durch den Verlust der Fußgewölbe geht die Fähigkeit des Fußes verloren, Stöße beim Gehen oder Laufen effektiv abzufedern. Dies führt zu einer erhöhten Belastung der Gelenke und Sehnen im gesamten Bewegungsapparat.

Schmerzentstehung:

  • Mechanischer Schmerz: Der mechanische Schmerz entsteht durch die veränderte Druckverteilung im Fuß, besonders unter den Mittelfußköpfen und am inneren Fußrand. Dies führt zu einem chronischen Belastungsschmerz, der mit jeder weiteren Überlastung verstärkt wird.

Regenerative und kompensatorische Prozesse

Versuche der Geweberegeneration:

  • Narbenbildung und Sehnenveränderungen: Durch die chronische Überbeanspruchung können entzündliche Prozesse in den Sehnen und Bändern zu einer narbigen Verdickung führen. Diese narbigen Veränderungen verschlechtern die Elastizität und Funktion der betroffenen Strukturen.

Kompensatorische Anpassungsmechanismen:

  • Verstärkte Belastung angrenzender Strukturen: Durch die Fehlstellung des Fußes werden andere Strukturen des Fußes und des gesamten Bewegungsapparates stärker belastet. Dies führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für weitere Verletzungen und Beschwerden, wie beispielsweise Achillessehnenentzündungen oder Kniebeschwerden.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Der Senk-Spreizfuß (Pes transversoplanus) ist eine kombinierte Fußfehlstellung, bei der sowohl das Längs- als auch das Quergewölbe des Fußes abgeflacht sind. Die Erkrankung führt zu einer ungleichmäßigen Belastung des Fußes, was zu Schmerzen, Schwielenbildung, Zehenfehlstellungen und einer eingeschränkten Gehfähigkeit führt. Die Fehlstellung kann sich auf den gesamten Bewegungsapparat auswirken, indem sie zu kompensatorischen Fehlhaltungen und Überlastungen in den oberen Gelenken führt. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte therapeutische Maßnahmen sind entscheidend, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Beschwerden zu lindern.

Ätiologie (Ursachen)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Körperliche Aktivität
    • Bewegungsarme Lebensweise – Ein Mangel an Bewegung reduziert die Muskelkraft und unterstützt die Entwicklung eines Senk-Spreizfußes.
    • Häufiges Stehen – Längeres Stehen ohne ausreichende Bewegung kann die Fußmuskulatur überlasten und schwächen.
    • Häufiges Tragen schwerer Lasten – Erhöht die Belastung auf das Fußgewölbe und begünstigt dessen Absenkung.
  • Schuhwerk
    • Ruhigstellung der Füße in falschem Schuhwerk – Verhindert den notwendigen Trainingsreiz für die Fußmuskulatur.
    • Ungeeignetes Schuhwerk – Schuhe mit hohen Absätzen belasten den Vorfuß erheblich; je höher die Absätze, desto größer die Belastung.

Krankheitsbedingte Ursachen

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Adipositas (Fettsucht)

Weiteres

  • Schwache Fußmuskulatur