Schultersteife (Frozen Shoulder) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Frozen Shoulder (Schultersteife) oder adhäsive Kapsulitis (entzündliche Erkrankung der Gelenkkapsel und der Synovialis/Knochenhaut) ist eine Erkrankung des Schultergelenks, die in eine primäre und sekundäre Form unterteilt wird.
Primäre Frozen Shoulder
Die Pathogenese der primären Form ist unbekannt, und sie tritt ohne erkennbare Ursache auf. Man spricht hier auch von einer idiopathischen Frozen Shoulder. Diese Form ist durch ein zyklisches Krankheitsbild gekennzeichnet, das mit einer zunehmenden Versteifung der Schulterkapsel einhergeht.
Mögliche Auslöser und Zusammenhänge:
- Autoimmunerkrankungen: Es wird vermutet, dass das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift, was eine Entzündung der Gelenkkapsel zur Folge hat.
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit): Insbesondere insulinpflichtige Patienten haben ein erhöhtes Risiko, eine Frozen Shoulder zu entwickeln (Erkrankungsrisiko 10-19 %, bei insulinpflichtigen Patienten sogar bis zu 36 %). Hier wird vermutet, dass die Akkumulation von AGEs (Advanced Glycation End Products – fortgeschrittene Glykierungsendprodukte) zu einer Versteifung des Kollagens führt. Zusätzlich spielen Entzündungsprozesse und Durchblutungsstörungen eine Rolle.
- Dupuytren-Kontraktur: Es gibt einen Zusammenhang mit dieser Erkrankung, die durch eine fortschreitende Schrumpfung und Verdickung der Palmaraponeurose (Bindegewebsplatte der Hohlhand) gekennzeichnet ist.
- Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion): Auch bei Patienten mit Hyperthyreose wird eine erhöhte Anfälligkeit für Frozen Shoulder beobachtet.
Genetische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle: Träger bestimmter Genvarianten (WNT7B, MAU2 und POU1F1) haben ein erhöhtes Risiko, eine adhäsive Kapsulitis zu entwickeln [1].
Phasen der Erkrankung:
- Freezing Phase: Zunehmende Schmerzen und eine diffuse Synovitis (Entzündung der Gelenkschleimhaut) und Kapsulitis (Entzündung der Gelenkkapsel) prägen diese Phase.
- Frozen Phase: Es kommt zur Versteifung der Schulter durch eine Kapselfibrose (bindegewebsartige Veränderung der Gelenkkapsel), begleitet von einer Zunahme von Fibroblasten und Myofibroblasten.
- Auftauphase: In dieser Phase nimmt die Beweglichkeit der Schulter wieder zu, während der Schmerz abnimmt.
Sekundäre Frozen Shoulder
Bei der sekundären Frozen Shoulder gibt es erkennbare Ursachen, die zur Bewegungseinschränkung des Schultergelenks führen. Die sekundäre Form entwickelt sich häufig infolge von Verletzungen, Operationen oder anderen Schultererkrankungen.
Ursachen der sekundären Frozen Shoulder:
- Degenerative Veränderungen der Schulterstrukturen, einschließlich Verkalkungen und Entzündungen der Sehnen, Sehnenansätze und Schleimbeutel.
- Subacromiale Veränderungen: Die Schultersteife entsteht durch Veränderungen im subacromialen Raum, dem Bereich unterhalb des Schultereckgelenkes, der von der Rotatorenmanschette, dem Acromion (Schulterhöhe; Knochenvorsprung, der den höchsten Punkt des Schulterblattes (Scapula) bildet) und dem Akromioklavikulargelenk begrenzt wird. Diese degenerativen Prozesse führen zu einer Verengung des Raumes und einer daraus resultierenden Einschränkung der Schulterbeweglichkeit.
Zusammenfassung
Die Frozen Shoulder ist eine multifaktorielle Erkrankung, deren primäre Form idiopathisch auftritt und deren sekundäre Form in der Regel durch degenerative Prozesse oder Verletzungen der Schulterstrukturen verursacht wird.
Ätiologie (Ursachen) der sekundären Frozen Shoulder
Krankheitsbedingte Ursachen
Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)
- Omarthrose (Schultergelenksarthrose)
Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)
- Schulterverletzungen mit längerer Immobilisation
- Veränderungen der Rotatorenmanschette, nicht näher bezeichnet, die mit längerer Immobilisation einhergehen
Weitere Ursachen
- Zustand nach Schulteroperationen mit längerer Immobilisation
- Zustand nach längerer Immobilisation des Schultergelenks
Literatur
- Kulm S et al.: Genome-Wide Association Study of Adhesive Capsulitis Suggests Significant Genetic Risk Factors The Journal of Bone and Joint Surgery 2022 doi 10.2106/JBJS.21.01407