Schulterluxation – Einleitung

Eine Luxation, umgangssprachlich Verrenkung genannt, bezeichnet den vollständigen Kontaktverlust zwischen gelenkbildenden Knochen. Im Gegensatz dazu beschreibt die Subluxation einen unvollständigen Kontaktverlust zwischen den gelenkbildenden Knochen.

Synonyme und ICD-10: Verrenkung, Gelenkausrenkung; ICD-10-GM T14.3 – Luxation, nicht näher bezeichnet

Formen der Luxation

Häufige Luxationen

  • Schulterluxation: Häufigste Luxation des Menschen (über 50 % der Fälle).
  • Ellenbogenluxation: Zweithäufigste Luxation (25 % der Fälle).
  • Daumenluxation
  • Fingerluxation
  • Hüftluxation
  • Kniegelenksluxation
  • Patellaluxation: Luxation der Kniescheibe.
  • Talusluxation: Im Sprunggelenk.

Formen der Schulterluxation:

  • Anteriore Schulterluxation: Verrenkung der Schulter nach vorn (> 90 % der Fälle).
  • Anterior-inferiore Schulterluxation: Verrenkung der Schulter nach vorn unten.
  • Posteriore Schulterluxation: Verrenkung der Schulter nach hinten.
  • Weitere: Axilläre Schulterluxation, paracorcacoidale Schulterluxation, Luxatio erecta (Luxation, bei der der Oberarmkopf nach unten hin ausgekugelt ist, bei zusätzlich senkrecht nach oben gehaltenem Arm).

95 % aller Schultergelenkluxationen sind traumatisch bedingt.

Nach ICD-10-GM:

  • ICD-10-GM S43.0: Luxation Schultergelenk (Glenohumeralgelenk).
  • ICD-10-GM M24.41: Habituelle Luxation und Subluxation eines Gelenkes: Schulterregion.
  • ICD-10-GM Q68.8: Sonstige näher bezeichnete angeborene Muskel-Skelett-Deformitäten – Angeborene Luxation der Schulter.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Traumatische Schultergelenkluxation: Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Häufigkeitsgipfel

  • Habituelle Luxation: Tritt gehäuft im Kindesalter auf.
  • Traumatische Schultergelenkluxation: Tritt vorwiegend zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr auf.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)

  • Kongenitale (angeborene) Hüftluxation: Liegt bei 0,1 % aller Neugeborenen.
  • Schultergelenkluxation: Liegt bei 1-2 % in Deutschland.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen)

  • Schultergelenkluxation: Ca. 15 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland.
  • Ellenbogenluxation: Ca. 6 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Eine Schulterluxation ist ein Notfall! Um Folgeschäden zu vermeiden bzw. zu minimieren, erfolgt eine zeitnahe und schonende Reposition des Gelenkes (Zurückbringen in eine (annähernde) Normallage oder Normalstellung).
  • Bei jungen Personen kommt es nach einer vorderen Schulterluxation mit konservativer Therapie häufig zu einer erneuten Schulterluxation.
  • Bei Personen ab dem 40. Lebensjahr kommt es häufig unter der konservativen Therapie zu einem Schaden der Rotatorenmanschette (Gruppe von vier Muskeln, deren Sehnen zusammen mit dem Ligamentum coracohumerale eine derbe Sehnenkappe bilden, die das Schultergelenk umfasst).

Prognose

  • Habituelle Luxation der Schulter: In 80 % der Fälle können durch eine konsequente, über 6 Monate erfolgte konservative Therapie, sowie Physiotherapie gute Ergebnisse erzielt werden.
  • Operative Therapie: Die Reluxationsrate beträgt bis max. 20 %.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Schulterluxation, rezidivierend und habituell. Springer Link März 2010
  2. S1-Leitlinie: Schultergelenk-Erstluxation. (AWMF-Registernummer: 012-012), September 2017 Langfassung