Schlüsselbeinbruch (Klavikulafraktur) – Klassifikation

Zur systematischen Einordnung von Klavikularfrakturen existieren mehrere gebräuchliche Klassifikationssysteme. Sie unterscheiden sich hinsichtlich Lokalisation, Bandbeteiligung, Frakturmorphologie und Relevanz für die Therapieentscheidung.

  • AO-Klassifikation
    Die Arbeitsgemeinschaft Osteosynthese (AO) gliedert Klavikularfrakturen in:
    • AO 15.1 – mediale Frakturen
    • AO 15.2 – diaphysäre Frakturen
    • AO 15.3 – laterale Frakturen
      Ziel ist eine standardisierte internationale Einteilung.
  • Allman-Klassifikation
    Basierend auf der Frakturlokalisation:
    • Typ I – mittleres Drittel
    • Typ II – laterales Drittel
    • Typ III – mediales Drittel
  • Neer-Klassifikation
    Ergänzt die Lokalisation durch die Bewertung begleitender Bandverletzungen; v. a. im angloamerikanischen Raum etabliert.
  • Jäger und Breitner (s. u.)
  • Robinson-Klassifikation
    Umfassendes System mit Einteilung in mediales Ende, Schaft und laterales Ende.
    Innerhalb jeder Region erfolgt eine weitere Differenzierung nach:
    • Dislokationsausmaß (mehr oder weniger als eine Schaftbreite)
    • Gelenkbeteiligung (bei medialen und lateralen Frakturen)
    • Trümmerzonen (bei Schaftfrakturen)
      Die Robinson-Klassifikation erlaubt prognostische Aussagen und dient der wissenschaftlichen Auswertung sowie therapeutischen Empfehlung.

Die lateralen Klavikulafrakturen werden nach Jäger und Breitner (1984) wie folgt klassifiziert:

Modifikation der Neer-Klassifikation mit differenzierter Einteilung im Bereich des korakoklavikulären Bandapparats:

Diese Klassifikation erlaubt Rückschlüsse auf die Frakturstabilität und ist hilfreich für die Therapieplanung.

Typ Fraktur Ligamentäre Verletzung
Typ 1 Fraktur lateral (von der Körpermittellinie weg) des Lig. coracoclaviculare (verbindet das Schlüsselbein (Clavicula) mit dem Processus coracoideus der Scapula)
Gelegentlich Lig. acromioclaviculare (Band, welches das Acromioclaviculargelenk verstärkt. Es zieht vom Acromion des Schulterblatts zur Clavicula)
Typ 2a Fraktur im Bereich des Ansatzes des Lig. coracoclaviculare Ruptur (Zerreißung) der pars conoidea des Lig. coracoclaviculare
Typ 2b Fraktur im Bereich des Ansatzes des Lig. coracoclaviculare Ruptur der pars trapezoidea des Lig. coracoclaviculare
Typ 3 Fraktur medial (zur Körpermitte hin orientiert) des Lig. coracoclaviculare keine
Typ 4 Fraktur medial des Acromioclaviculargelenkes (Gelenkverbindung zwischen dem Schlüsselbein (Clavicula) und dem Acromion des Schulterblatts (Scapula)) keine

Literatur

  1. Jäger, M, Breitner: Sportverletzungen im ambulanten Patientengut einer Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Unfallheilk. 87: 467 (1984)