Schlüsselbeinbruch (Klavikulafraktur) – Einleitung

Eine Klavikulafraktur ist ein Bruch (Fraktur) des Schlüsselbeins (Klavikula), einem langen, schlanken Knochen, der das Brustbein mit dem Schulterblatt verbindet. Diese Art der Fraktur ist häufig, besonders bei jungen, aktiven Menschen, und kann durch direkte Traumata wie Stürze oder Verkehrsunfälle verursacht werden.

Synonyme und ICD-10: Klavikulabruch; Klavikulafraktur im lateralen Drittel; Klavikulafraktur im medialen Drittel; Klavikulafraktur im mittleren Drittel; Schlüsselbeinfraktur; Schlüsselbeinbruch, ICD-10-GM S42.0-: Fraktur der Klavikula

Anatomie und Funktionen

Die Klavikula (Schlüsselbein) ist ein s-förmiger Knochen, der das Schulterblatt (Scapula) mit dem Brustbein (Sternum) verbindet. Sie ist essenziell für die Stabilität des Schultergürtels und ermöglicht eine breite Beweglichkeit des Arms. Die Klavikula wirkt auch als Puffer und schützt wichtige Blutgefäße und Nerven, die darunter verlaufen.

Formen der Erkrankung

Klavikulafrakturen werden je nach Lokalisation in drei Hauptkategorien eingeteilt:

  • Fraktur des medialen Drittels (ICD-10-GM S42.01): Diese Frakturen befinden sich im mittleren Teil der Klavikula und machen etwa 80 % der Fälle aus. Aufgrund der anatomischen Gegebenheiten heilen diese Frakturen meist gut.
  • Fraktur des lateralen Drittels (ICD-10-GM S42.03): Diese Frakturen befinden sich am Schulterende (akromialer Anteil) und treten in etwa 15 % der Fälle auf. Sie haben aufgrund der komplexen ligamentären Strukturen und der Nähe zum Akromion eine etwas längere Heilungsdauer und erfordern oft eine chirurgische Behandlung.
  • Fraktur des sternalen Endes (ICD-10-GM S42.12): Diese selteneren Frakturen (ca. 5 % der Fälle) treten nahe am Brustbein auf. Sie sind durch die muskuläre Zugkraft schwierig zu stabilisieren und können zu Komplikationen führen.

Ursachen

Die häufigsten Ursachen für Klavikulafrakturen sind:

  • Direkte Traumata: Stürze auf die Schulter, den ausgestreckten Arm oder auf den Rücken können die Klavikula brechen.
  • Verkehrsunfälle: Insbesondere bei Fahrrad- oder Motorradunfällen sind Klavikulafrakturen häufig.
  • Sportverletzungen: Kontaktsportarten wie Fußball, Rugby oder Eishockey bergen ein hohes Risiko für Schlüsselbeinbrüche.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Im ersten und zweiten Lebensjahrzehnt sind Jungen und junge Männer deutlich häufiger betroffen. Ab dem dritten Lebensjahrzehnt gleicht sich das Geschlechterverhältnis an.

Häufigkeitsgipfel:
Die Klavikulafraktur tritt vorwiegend im 1. und 2. Lebensjahrzehnt auf. Mehr als 85 % der Klavikulafrakturen ereignen sich vor dem 10. Lebensjahr.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Die Klavikulafraktur macht etwa 15 % aller kindlichen Frakturen in Deutschland aus und ist damit eine der häufigsten Knochenbrüche bei Kindern.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Etwa 60 Klavikulafrakturen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akut
    • Patienten leiden sofort nach dem Trauma unter starken Schmerzen und haben oft eine sichtbare Deformität im Bereich der Fraktur.
    • Bewegungseinschränkungen des Arms und Druckschmerzhaftigkeit sind typisch.
  • Heilung
    • Der Heilungsprozess dauert in der Regel 6-8 Wochen. In dieser Zeit kann eine Ruhigstellung durch einen Rucksackverband oder eine Schlinge erfolgen.
    • Physiotherapie zur Wiederherstellung der Schulterbeweglichkeit ist wichtig, um eine Steifigkeit zu vermeiden.

Prognose

  • Günstig
    • Die Prognose einer Klavikulafraktur ist insgesamt sehr gut. Die meisten Frakturen heilen ohne Komplikationen aus.
    • Besonders bei Kindern kommt es selten zu Komplikationen, und die Frakturen heilen in der Regel vollständig aus.
  • Chirurgische Intervention
    • In einigen Fällen, insbesondere bei stark dislozierten oder instabilen Frakturen, kann eine operative Stabilisierung notwendig sein.
    • Nach der Operation ist die Prognose ebenfalls gut, jedoch kann die Rehabilitation länger dauern.

Langzeitprognose

  • Bei erfolgreicher Behandlung und Rehabilitation ist die Langzeitprognose sehr gut. Die meisten Patienten erreichen eine vollständige Wiederherstellung der Schulterfunktion.
  • In seltenen Fällen kann es zu Komplikationen wie Pseudarthrosen (Falschgelenkbildung) oder funktionellen Einschränkungen kommen.