Schleudertrauma – Operative Therapie
Die operative Therapie eines HWS-Traumas Grad 3 wird bei schweren Verletzungen der Halswirbelsäule (HWS) notwendig, die mit Frakturen, Luxationen, Bandscheibenrissen oder Bandrupturen und neurologischen Symptomen einhergehen. Ziel der chirurgischen Behandlung ist die Stabilisierung der Wirbelsäule, die Druckentlastung von Nervenstrukturen und die Verhinderung dauerhafter Schäden.
Indikationen für operative Eingriffe
- Frakturen der Halswirbelsäule: Instabile Frakturen (z. B. Typ B- und C-Frakturen nach AO-Klassifikation), die zu einer Instabilität oder neurologischen Kompression führen.
- Luxationen: Fehlstellungen der Wirbelkörper, die zu einer Instabilität oder zu neurologischen Ausfällen führen.
- Bandscheibenriss: Diskusverletzungen mit Austritt von Bandscheibenmaterial, das eine Kompression des Rückenmarks oder der Nervenwurzeln verursacht.
- Bandrupturen: Verletzungen des hinteren oder vorderen Bandapparates mit Instabilität oder Gefahr einer Progredienz.
- Neurologische Symptomatik: Lähmungen, Sensibilitätsstörungen oder Myelopathie, die auf eine mechanische Kompression der Nerven oder des Rückenmarks zurückzuführen sind.
Operative Verfahren
- Dekompression:
- Ziel: Druckentlastung des Rückenmarks oder der Nervenwurzeln bei neurologischer Kompression.
- Verfahren:
- Ventrale Diskektomie und Fusion (ACDF): Entfernung der verletzten Bandscheibe und Stabilisierung durch einen Cage (dient der Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung von Abständen zwischen zwei Wirbelkörpern) oder eine Platte.
- Laminektomie: Entfernung des Wirbelbogens zur Erweiterung des Spinalkanals (Nervenkanal) bei Rückenmarkskompression.
- Stabilisierungsoperationen:
- Ziel: Wiederherstellung der Stabilität der Wirbelsäule bei Frakturen oder Bandrupturen.
- Verfahren:
- Ventrale Stabilisierung: Einsatz von Platten und Schrauben zur Fixation der Wirbelsäule.
- Dorsale Stabilisierung: Verwendung von Schrauben-Stab-Systemen zur Stabilisierung von instabilen Frakturen oder Luxationen.
- Kombinierte Stabilisierung: Kombination aus ventraler und dorsaler Stabilisierung bei hochgradiger Instabilität.
- Wirbelkörperersatz:
- Ziel: Ersatz zerstörter Wirbelkörper, z. B. durch Tumore, Frakturen (Knochenbrüche) oder schwere Osteoporose (Knochenschwund).
- Verfahren: Implantation eines Wirbelkörperersatzes mit zusätzlicher Stabilisierung durch Platten oder Schrauben.
- Funktionserhaltende Verfahren:
- Indikation: Bei selektiven Bandscheibenverletzungen ohne massive Instabilität.
- Verfahren: Implantation einer Bandscheibenprothese, wenn die Beweglichkeit erhalten bleiben soll.
Postoperative Versorgung
- Immobilisation: Tragen einer Halskrause (z. B. Philadelphia-Collar) oder eines Halo-Fixateurs zur Unterstützung der Heilung und Stabilisierung der HWS.
- Physiotherapie: Frühzeitige Mobilisation und Rehabilitation zur Wiederherstellung von Beweglichkeit und Kraft.
- Schmerztherapie: Postoperative Analgesie (Schmerzlinderung) zur Schmerzreduktion und Förderung der Mobilität.
- Neurologische Nachsorge: Überwachung auf Fortschreiten oder Rückbildung von neurologischen Symptomen.
Hinweise
- Eine operative Therapie ist bei HWS-Trauma Grad 3 individuell anzupassen und sollte in spezialisierten Zentren mit erfahrenen Wirbelsäulenchirurgen erfolgen.
- Die Auswahl des Verfahrens richtet sich nach der Art der Verletzung, dem Ausmaß der Instabilität und den neurologischen Symptomen.
- Konservative Ansätze wie Tragen einer Halskrause oder Schmerzmanagement sollten in milderen Fällen immer geprüft werden, sind aber bei Grad-3-Verletzungen häufig nicht ausreichend.
Ziel der chirurgischen Intervention ist die Wiederherstellung der Stabilität und die Vermeidung von neurologischen Schäden, um die Lebensqualität der Betroffenen zu sichern.