Schleimbeutelerkrankungen (Bursopathien) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Schleimbeutelerkrankungen (Bursopathien) entstehen in der Regel durch mechanische Reize, entzündliche Prozesse oder Traumen, die zu einer Entzündung des Schleimbeutels (Bursa) führen. Die Bursa ist ein kleiner, mit Flüssigkeit gefüllter Beutel, der als Polster zwischen Knochen, Sehnen und Muskeln fungiert, um Reibung zu minimieren.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

Initialer Pathomechanismus:

  • Mechanische Überbelastung: Häufige und repetitive Bewegungen oder Druckbelastungen, wie sie beispielsweise bei sportlichen Aktivitäten oder beruflicher Tätigkeit auftreten, können die Bursa reizen und eine Überproduktion von Flüssigkeit verursachen. Dies führt zur Entstehung einer sogenannten Bursitis (Schleimbeutelentzündung).
  • Trauma: Ein direkter Schlag oder ein Sturz auf die betroffene Stelle kann zu einer traumatischen Reizung oder Verletzung der Bursa führen, was ebenfalls eine akute Entzündungsreaktion auslöst.
  • Entzündung durch Infektion: In seltenen Fällen kann eine Bursitis durch eine bakterielle Infektion verursacht werden, die häufig durch kleine Verletzungen in der Nähe der Bursa in den Körper eindringen.

Molekulare und zelluläre Veränderungen:

  • Sezernation seröser Flüssigkeit: Bei einer Reizung der Bursa durch mechanische oder entzündliche Prozesse kommt es zur vermehrten Absonderung von seröser Flüssigkeit in den Schleimbeutel. Diese Flüssigkeitsansammlung führt zu einer Schwellung und Spannung im Gewebe.
  • Zelluläre Infiltration: In der akuten Phase einer Entzündung dringen vermehrt Entzündungszellen wie neutrophile Granulozyten und Makrophagen in das Gewebe ein, um die Ursache der Entzündung zu bekämpfen. Dies verstärkt die Schwellung und die Symptome.

Sekundäre pathophysiologische Veränderungen

Veränderungen in der Gewebsarchitektur:

  • Wandverdickung der Bursa: Bei chronischen Schleimbeutelentzündungen kommt es zu einer Verdickung der Schleimbeutelwand. Diese Verdickung entsteht durch eine anhaltende Entzündungsreaktion, bei der das Bindegewebe vermehrt Kollagen produziert, was zu einer Fibrosierung (Verhärtung) führt.
  • Kalkablagerungen: In chronischen Fällen kann es zu Kalzifikationen (Kalkablagerungen) in der Bursa kommen, was die Beweglichkeit weiter einschränkt und Schmerzen verstärkt.

Beteiligung des umgebenden Gewebes:

  • Reizung der umliegenden Strukturen: Die entzündete Bursa kann durch ihre Schwellung und Vergrößerung die umliegenden Strukturen, wie Sehnen und Muskeln, irritieren, was zu zusätzlichen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt.

Klinische Manifestation

Leitsymptome:

  • Schmerzen: Typisch sind Schmerzen, die in der Nähe der betroffenen Bursa auftreten, insbesondere bei Bewegung oder Druck auf die betroffene Stelle.
  • Schwellung: Durch die Ansammlung von Flüssigkeit in der Bursa kommt es häufig zu sichtbaren Schwellungen über dem betroffenen Gelenk oder Muskel.

Fortgeschrittene Symptome:

  • Bewegungseinschränkungen: Chronische Bursitis kann zu dauerhaften Bewegungseinschränkungen führen, insbesondere wenn Kalkablagerungen oder eine Fibrosierung der Bursa vorliegen.
  • Rötung und Überwärmung: In der akuten Phase der Entzündung ist die Haut über der betroffenen Bursa häufig gerötet und fühlt sich warm an.

Progression und Organbeteiligung

Lokale Gewebeveränderungen:

  • Chronische Bursitis: Bei wiederholter Belastung oder unzureichender Behandlung kann sich eine akute Bursitis zu einer chronischen Erkrankung entwickeln. In diesen Fällen tritt eine dauerhafte Wandverdickung und Kalkablagerung auf, was die Symptome verstärkt.
  • Infektiöse Bursitis: Wenn die Entzündung durch eine bakterielle Infektion verursacht wird, kann sich die Bursitis verschlimmern und zu einer systemischen Infektion führen, die eine antibiotische Therapie oder sogar einen chirurgischen Eingriff erforderlich macht.

Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:

  • Bewegungseinschränkung und Schmerzsyndrome: Chronische Bursitis kann zu langfristigen Einschränkungen der Beweglichkeit und chronischen Schmerzsyndromen führen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.

Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden

Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:

  • Verminderte Beweglichkeit: Die Schwellung und Fibrosierung der Bursa führen zu einer erheblichen Einschränkung der Beweglichkeit des betroffenen Gelenks oder Muskels.
  • Verlust der Pufferfunktion: Die entzündete oder verkalkte Bursa kann ihre Funktion als Puffer nicht mehr vollständig erfüllen, was zu verstärkter Reibung und weiteren Gewebeschäden führt.

Schmerzentstehung:

  • Mechanischer Schmerz: Der mechanische Druck auf die entzündete Bursa und die umgebenden Strukturen führt zu starken, meist stechenden Schmerzen.
  • Entzündlicher Schmerz: Die Entzündungsreaktion verstärkt die Schmerzsymptomatik zusätzlich durch die Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine.

Regenerative und kompensatorische Prozesse

Versuche der Geweberegeneration:

  • Unzureichende Regeneration: Bei chronischen Entzündungen und Fibrosierung ist die Regeneration der Bursa häufig eingeschränkt, da das Gewebe vernarbt und verhärtet ist.

Kompensatorische Anpassungsmechanismen:

  • Muskuläre Kompensation: Bei Bewegungseinschränkungen durch die Bursitis versucht die umliegende Muskulatur, die fehlende Beweglichkeit zu kompensieren, was jedoch häufig zu weiteren Überlastungsschäden führt.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Schleimbeutelerkrankungen (Bursopathien) entstehen durch mechanische Reize, Traumen oder Entzündungen, die zu einer Flüssigkeitsansammlung in der Bursa und einer Reizung der umliegenden Strukturen führen. Die Pathogenese ist geprägt durch eine initiale Flüssigkeitssekretion und entzündliche Reaktionen, die bei chronischen Verläufen zu einer Fibrosierung und Bewegungseinschränkung führen können. Eine frühzeitige Therapie ist entscheidend, um eine Chronifizierung der Bursitis zu verhindern und die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks zu erhalten.

Ätiologie (Ursachen)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Chronische Überlastung

Krankheitsbedingte Ursachen

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion)
  • Hyperurikämie (Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut)

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Hämatogene (auf dem Blutwege) Streuung diverser Infektionserkrankungen wie Gonorrhoe, Tuberkulose
  • Lokale Infektionen wie Furunkel

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Bursitis calcarea der Schulter (Kalkschulter)
  • Chronische Polyarthritis (rheumatoide Arthritis)
  • Gicht (Arthritis urica/harnsäurebedingte Gelenkentzündung oder tophische Gicht)
  • Schleimbeutelabszess abgekapselte Eiteransammlung
  • Schleimbeutelzyste abgekapselter flüssigkeitsgefüllter Hohlraum

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Verletzungen der Bursa (Schleimbeutel), nicht näher bezeichnet

Labordiagnosen – Laborparameter, die als unabhängige Risikofaktoren gelten

  • Hyperurikämie (Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut)