Schleimbeutelerkrankungen (Bursopathien) – Einleitung

Unter Bursopathien – umgangssprachlich als Schleimbeutelerkrankungen bekannt – versteht man krankhafte Veränderungen der Schleimbeutel. Diese Erkrankungen sind oft durch entzündliche Prozesse (Bursitis) gekennzeichnet, die zu Schmerzen, Schwellungen und Funktionsstörungen der betroffenen Gelenke führen können. Schleimbeutel spielen eine wichtige Rolle bei der Druckverteilung und Reibungsminderung zwischen Knochen und umgebendem Gewebe wie Haut, Muskeln, Bändern und Sehnen.

Synonyme und ICD-10: Adhäsive Bursitis; Baker-Zyste; Baker-Zyste des Knies; Bursaabszess; Bursakalzifikation; Bursakrankheit; Bursastörung; Bursitis; Bursitis acuta; Bursitis calcarea; Bursopathie; infektiöse Bursitis; Poplitealzyste; Schleimbeutelabszess; Schleimbeutelzyste; Schleimzyste; Synovialzyste; Synovialzyste im Bereich der Kniekehle (Baker-Zyste); Synovialzyste im Kniekehlenbereich; Zyste der Bursa synovialis; ICD-10-GM M71.-: Sonstige Bursopathien

Anatomie und Funktionen

Schleimbeutel (Bursae synoviales) sind mit Synovialflüssigkeit gefüllte Gewebetaschen, die an strategischen Stellen zwischen Knochen und weichem Gewebe liegen. Sie sind hauptsächlich dort lokalisiert, wo die Gefahr erhöhter Reibung besteht, zum Beispiel zwischen Knochen und Sehnen oder Haut. Schleimbeutel dienen der Reduktion von Reibung und der Verteilung von mechanischer Belastung, wodurch sie die Bewegungsfähigkeit der Gelenke unterstützen.

Formen der Erkrankung

Bursopathien lassen sich in verschiedene Formen unterteilen, abhängig von ihrer Ätiologie und Lokalisation:

  • Schleimbeutelabszess (ICD-10-GM M71.0-): Eine eitrige Entzündung des Schleimbeutels, häufig infolge einer bakteriellen Infektion.
  • Sonstige infektiöse Bursitis (ICD-10-GM M71.1-): Bursitis, die durch verschiedene Infektionserreger verursacht wird.
  • Synovialzyste im Bereich der Kniekehle (Baker-Zyste, ICD-10-GM M71.2-): Eine Flüssigkeitsansammlung in der Kniekehle, oft verbunden mit entzündlichen Gelenkerkrankungen wie Arthritis.
  • Sonstige Schleimbeutelzyste (ICD-10-GM M71.3-): Zystische Veränderungen des Schleimbeutels.
  • Bursitis calcarea (ICD-10-GM M71.4-): Kalkablagerungen im Schleimbeutel, die meist durch chronische Entzündungen entstehen.
  • Sonstige Bursitis, andernorts nicht klassifiziert (ICD-10-GM M71.5-): Bursitisformen, die nicht spezifisch klassifiziert sind.
  • Sonstige näher bezeichnete Bursopathien (ICD-10-GM M71.8-): Andere spezifischere Schleimbeutelerkrankungen.
  • Bursopathie, nicht näher bezeichnet (ICD-10-GM M71.9-): Sammelkategorie für Bursopathien ohne spezifische Zuordnung.

Ursachen

Die häufigsten Ursachen für Bursopathien sind:

  • Mechanische Überbelastung: Häufige oder lang anhaltende Belastung der betroffenen Gelenke, wie sie bei bestimmten Berufsgruppen (z. B. Fliesenleger, Reinigungspersonal) auftritt.
  • Traumata: Akute Verletzungen durch Stöße oder Stürze können eine Bursitis auslösen.
  • Infektionen: Bakterielle Infektionen, die über Verletzungen in den Schleimbeutel eindringen, führen zu infektiöser Bursitis.
  • Systemische Erkrankungen: Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Gicht können Bursopathien begünstigen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Bursopathien betreffen Männer und Frauen gleichermaßen.

Häufigkeitsgipfel:
Bursopathien treten häufig im mittleren bis höheren Erwachsenenalter auf, insbesondere bei Personen, die einer chronischen mechanischen Belastung ausgesetzt sind.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Die genaue Prävalenz variiert je nach spezifischer Form der Bursopathie und betroffener Population. Bursitiden im Bereich des Kniegelenks und der Schulter sind besonders häufig.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Berufliche Belastungen und sportliche Aktivitäten erhöhen die Inzidenz von Bursopathien.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akuter Verlauf:
    • Beginn mit plötzlichen Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen im betroffenen Schleimbeutel.
    • Die Symptome verschlimmern sich bei fortgesetzter Belastung.
  • Chronischer Verlauf:
    • Bei anhaltender Belastung oder unzureichender Behandlung kann die Bursopathie chronisch werden.
    • Chronische Bursitiden führen zu anhaltendem Schmerz und Funktionseinschränkungen.
    • Rezidive sind häufig, besonders bei anhaltender Belastung der betroffenen Region.

Prognose

  • Konservative Therapie:
    • Bei adäquater konservativer Behandlung ist die Prognose meist gut. Maßnahmen umfassen Schonung, lokale Kälteanwendungen, Physiotherapie und entzündungshemmende Medikamente.
    • Bei infektiöser Bursitis kann eine antibiotische Therapie erforderlich sein.
  • Operative Therapie:
    • In chronischen oder therapierefraktären Fällen kann eine chirurgische Entfernung des Schleimbeutels (Bursektomie) notwendig sein.
    • Die Prognose nach chirurgischen Eingriffen ist gut, jedoch erfordert die Rehabilitation Geduld und adäquate Nachsorge.
  • Langzeitprognose:
    • Bei frühzeitiger Behandlung und Anpassung der Belastung kann eine Bursopathie vollständig ausheilen.
    • Eine gezielte Prävention durch ergonomische Maßnahmen und Schutz der Gelenke kann das Risiko eines Rückfalls minimieren.

Präventive Maßnahmen

  • Anpassung der Arbeitsbedingungen zur Vermeidung von Überbelastungen.
  • Regelmäßige Dehnungs- und Kräftigungsübungen zur Unterstützung der Gelenkfunktionen.
  • Nutzung von Schutzpolstern oder Kniekissen bei knienden Tätigkeiten.

Insgesamt ist die Prognose bei Bursopathien günstig, wenn eine frühzeitige und adäquate Behandlung erfolgt. Langfristige Schäden können durch geeignete präventive Maßnahmen vermieden werden.