Schambeinentzündung (Symphysitis) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Schambeinentzündung (Symphysitis) ist eine entzündliche Erkrankung, die durch wiederholte Mikrotraumata (kleinste Verletzungen) infolge von Fehl- oder Überbelastung verursacht wird. Diese entstehen durch dauerhaft hohe antagonistische (entgegengesetzt wirkende) Muskelkräfte, wie die der abdominellen Muskulatur (Bauchmuskulatur) und der Adduktoren (Skelettmuskeln, die die Beine heranziehen). Diese Muskeln üben Druck auf die sehnigen und periostalen (die Knochenhaut betreffenden) Ansätze an der Symphyse (Schambeinfuge) und den Schambeinästen aus. Letztlich führt dies zu Reizungen und Entzündungen der betroffenen Strukturen.
Primäre pathophysiologische Mechanismen
Initialer Pathomechanismus:
- Wiederholte Mikrotraumata (kleinste Verletzungen): Durch wiederkehrende mechanische Belastungen, besonders durch sportliche Aktivitäten wie Laufen oder Fußball, entstehen wiederholte Mikroverletzungen an der Symphyse und den sie umgebenden Strukturen.
- Muskelungleichgewicht: Antagonistische Kräfte der abdominellen Muskulatur (Bauchmuskulatur) und der Adduktoren (Skelettmuskeln, die die Beine heranziehen) wirken dauerhaft auf die Symphyse (Schambeinfuge). Dieses Ungleichgewicht führt zu einer Überlastung der betroffenen Strukturen.
Molekulare und zelluläre Veränderungen:
- Entzündungsprozesse: Die ständige mechanische Reizung führt zu entzündlichen Veränderungen an der Symphyse und den Sehnenansätzen. Dies führt zu einer entzündlichen Reaktion in der Knochenhaut (Periost) und den umliegenden Geweben.
- Knochenstress: Durch die andauernde Überlastung kommt es zu einer gesteigerten mechanischen Belastung des Schambeins, die zu lokalen Reizungen und Entzündungen führt.
Sekundäre pathophysiologische Veränderungen
Veränderungen in der Gewebsarchitektur:
- Periostale Reizung (Reizung der Knochenhaut): Die kontinuierliche mechanische Überbelastung führt zu einer Reizung der Knochenhaut (Periost), die wiederum eine entzündliche Reaktion auslöst.
- Veränderungen in den Sehnenansätzen: Die entzündlichen Prozesse führen zu degenerativen Veränderungen in den Sehnenansätzen, insbesondere an der Symphyse.
Beteiligung des umgebenden Gewebes:
- Muskuläre Beteiligung: Die Adduktoren (Muskeln, die die Beine heranziehen) und die abdominelle Muskulatur (Bauchmuskulatur) sind ebenfalls betroffen. Die Überbelastung führt zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
- Übertragung auf benachbarte Strukturen: Entzündliche Veränderungen können sich auf benachbarte Strukturen im Becken und unteren Rücken ausweiten und so das Beschwerdebild verschlimmern.
Klinische Manifestation
Leitsymptome:
- Schmerzen im Schambeinbereich: Betroffene leiden typischerweise unter belastungsabhängigen Schmerzen im Bereich der Symphyse, die sich bei sportlicher Aktivität oder beim Gehen verstärken.
- Bewegungseinschränkungen: Häufig berichten Patienten über eine eingeschränkte Beweglichkeit im Becken- und Hüftbereich, insbesondere bei Dreh- oder Abspreizbewegungen der Beine.
Fortgeschrittene Symptome:
- Chronische Schmerzen: Bei fortgeschrittener Erkrankung entwickeln sich chronische Schmerzen, die auch in Ruhephasen bestehen.
- Schmerzausstrahlung: Die Schmerzen können in die Leiste oder die Hüftregion ausstrahlen und so die Beweglichkeit weiter einschränken.
Progression und Organbeteiligung
Lokale Gewebeveränderungen:
- Entzündliche Veränderungen der Symphyse: Mit Fortschreiten der Erkrankung kommt es zu einer Verhärtung des entzündeten Gewebes an der Symphyse und den Sehnenansätzen, was die Symptome verschlimmert.
- Sekundäre Sehnenentzündungen (Tendinitiden): Durch die anhaltende Belastung kommt es häufig zu zusätzlichen Sehnenentzündungen, insbesondere in den Adduktoren.
Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:
- Chronische Schmerzen und Funktionseinschränkungen: Wenn die Entzündung nicht behandelt wird, können dauerhafte Schmerzen und eine eingeschränkte Funktion der Hüft- und Beckenmuskulatur auftreten.
Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden
Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:
- Reduzierte Belastbarkeit: Die mechanische Belastbarkeit der Symphyse und der umliegenden Strukturen nimmt deutlich ab, was die sportliche Leistungsfähigkeit und alltägliche Bewegungen einschränkt.
- Fehlende Stabilität im Beckenbereich: Die chronische Entzündung und das muskuläre Ungleichgewicht führen zu einer Instabilität im Beckenbereich, was die Schmerzen weiter verstärkt.
Schmerzentstehung:
- Mechanischer Schmerz: Die ständige mechanische Reizung der Symphyse und der Sehnenansätze verursacht starke Schmerzen, besonders bei Belastung und Bewegung.
- Entzündlicher Schmerz: Die entzündlichen Prozesse verstärken die Schmerzwahrnehmung und tragen zu einer weiteren Einschränkung der Beweglichkeit bei.
Regenerative und kompensatorische Prozesse
Versuche der Geweberegeneration:
- Unzureichende Regeneration: Der Versuch des Körpers, das beschädigte Gewebe zu regenerieren, ist aufgrund der fortwährenden Belastung meist ineffektiv. Dies führt zu einer Verschlimmerung der Beschwerden.
Kompensatorische Anpassungsmechanismen:
- Muskuläre Kompensation: Die umliegende Muskulatur versucht, die Instabilität im Beckenbereich auszugleichen, was jedoch zu einer Überlastung und weiteren Schmerzen führen kann.
Zusammenfassung und klinische Relevanz
Die Schambeinentzündung (Symphysitis) ist eine entzündliche Erkrankung, die durch wiederholte mechanische Überbelastungen verursacht wird. Diese führen zu chronischen Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und einer deutlichen Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie sind entscheidend, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Sportler – Sportarten mit Sprint- und Schusselementen oder schnellen Richtungswechseln (u. a. American Football, Basketball, Fußball, Tennis sowie Laufsportarten)
Verhaltensbedingte Ursachen
- Unzureichendes Aufwärmen
Fehlendes oder unzureichendes Aufwärmen erhöht das Risiko von Muskelzerrungen. - Überbeanspruchung durch Sport
Hohe Trainingsintensität ohne ausreichende Erholungsphasen führt zu Überlastungsschäden. - Fehlerhafte Bewegungstechnik
Unsachgemäße Ausführung sportlicher Bewegungen begünstigt Fehlbelastungen. - Mangelnde Dehnung und Mobilität
Verkürzte oder unflexible Adduktoren erhöhen die Anfälligkeit für Zerrungen. - Ungeeignete Sportausrüstung
Fehlendes unterstützendes Schuhwerk oder unpassende Trainingsbedingungen wie harter Untergrund.
Krankheitsbedingte Ursachen
- Adduktorenzerrungen
- Beckenschiefstand, einseitiger
- Muskuläre Dysbalancen zwischen Rumpf- und Adduktorenmuskulatur (Gruppe der Skelettmuskeln, die zum Heranziehen (Adduktion) eines Körpergliedes gehören) → vermehrte Belastung der Symphysenregion