Schambeinentzündung (Symphysitis) – Einleitung

Eine Symphysitis (lat. Osteitis pubis; Ostitis pubis) ist eine schmerzhafte nicht-infektiöse Entzündung von Schambeinfuge (Symphysis pubica), Schambeinknochen (Os pubis) und in der Nähe befindlicher Strukturen.

Synonyme und ICD-10: Pubalgia; Pubalgie; ICD-10-GM M89.85: Sonstige näher bezeichnete Knochenkrankheiten

Von der Symphysitis mitbetroffene Strukturen sind die Adduktoren (Gruppe der Skelettmuskeln, die zum Heranziehen (Adduktion) eines Körpergliedes gehören), die Bauchmuskulatur und die Faszien (derbe Hüllschicht aus Bindegewebe).

Maßgebliche Ursache einer Schambeinentzündung sind wiederholte Mikrotraumata, die durch eine Fehl- oder Überbelastung entstehen.

Betroffen sind vor allem Leistungssportler von Sportarten mit Sprints und schnellen Richtungswechseln (z. B. Handball-, Basketball-, Fußball- und Tennisspieler).

Formen der Symphysitis 

Die Symphysitis kann in verschiedenen Formen auftreten, abhängig von der Ursache und dem klinischen Verlauf.

Akute Symphysitis

  • Definition: Eine plötzliche Entzündung der Schambeinfuge (Symphyse), oft verursacht durch eine akute Verletzung oder Überbeanspruchung.
  • Symptome: Akute Schmerzen im Bereich der Schambeinfuge, die sich bei Bewegung oder Druck verstärken, Schwellung und möglicherweise Rötung.
  • Behandlung: Ruhe, antiinflammatorische (entzündungshemmende) Medikamente, physikalische Therapie und in schweren Fällen Corticosteroid-Injektionen.

Chronische Symphysitis

  • Definition: Eine lang anhaltende Entzündung der Symphyse, häufig aufgrund wiederholter Belastung oder unzureichend behandelter akuter Entzündungen.
  • Symptome: Anhaltende Schmerzen, die über Wochen oder Monate bestehen bleiben, oft verschlimmert durch körperliche Aktivität.
  • Behandlung: Langfristige physikalische Therapie, Anpassung der sportlichen Aktivitäten, entzündungshemmende Medikamente und in schweren Fällen operative Eingriffe.

Traumatische Symphysitis

  • Definition: Entzündung der Symphyse, die durch direkte Verletzungen oder Traumata verursacht wird, wie durch einen Sturz oder einen Schlag.
  • Symptome: Akuter Schmerz unmittelbar nach dem Trauma, Schwellung und Empfindlichkeit im Schambeinbereich.
  • Behandlung: Sofortige Ruhigstellung, Kühlung, Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente, gefolgt von physikalischer Therapie.

Überlastungsbedingte Symphysitis

  • Definition: Entzündung der Symphyse aufgrund von chronischer Überlastung, oft gesehen bei Sportlern, insbesondere bei Läufern und Fußballspielern.
  • Symptome: Schleichend einsetzende Schmerzen, die sich bei fortgesetzter Aktivität verschlimmern, Schmerzen beim Gehen, Laufen oder bei sportlichen Aktivitäten.
  • Behandlung: Reduktion der körperlichen Aktivität, physikalische Therapie, Dehnungs- und Kräftigungsübungen, und entzündungshemmende Medikamente.

Infektiöse Symphysitis

  • Definition: Entzündung der Symphyse, die durch eine Infektion verursacht wird, oft nach Operationen oder bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem.
  • Symptome: Schwere Schmerzen, Fieber, Schwellung und Eiterbildung.
  • Behandlung: Antibiotika, Drainage von Abszessen, und in schweren Fällen chirurgische Eingriffe.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind wesentlich häufiger betroffen als Frauen.

Häufigkeitsgipfel: Das Durchschnittsalter liegt bei Männern bei ca. 30 Jahren und bei Frauen bei ca. 35 Jahren.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) der Symphysitis beträgt unter Sportlern zwischen 0,5-7 %.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Die Symphysitis (Osteitis pubis) verläuft in der Regel schmerzhaft, wobei die Beschwerden meist spontan nach Wochen bis mehreren Monaten abklingen. Der typische Verlauf kann wie folgt beschrieben werden:

  • Initiale Phase: Schmerzen und Entzündung im Bereich der Schambeinfuge (Symphysis pubica), des Schambeinknochens (Os pubis) und der umliegenden Strukturen.
  • Betroffene Strukturen: Dazu gehören die Adduktoren (Skelettmuskeln, die für das Heranziehen eines Körpergliedes zuständig sind), die Bauchmuskulatur und die Faszien (Bindegewebshüllen).
  • Symptome: Schmerzen im Schambereich, die bei sportlicher Aktivität oder bestimmten Bewegungen verstärkt auftreten.

Bei äußerst schmerzhaftem Verlauf müssen Sportler häufig eine längerfristige Trainings- und Wettkampfunterbrechung einplanen.

Prognose

Die Prognose der Symphysitis ist überwiegend gut, allerdings hängt sie stark von der Schwere der Erkrankung und der Einhaltung der Therapie- und Ruhezeiten ab:

  • Spontane Besserung: In vielen Fällen verschwinden die Beschwerden nach Wochen bis mehreren Monaten von selbst.
  • Konservative Therapie: Die Mehrheit der Betroffenen profitiert von konservativen Therapien wie Physiotherapie, Ultraschallbehandlung, Kryo- und Elektrotherapie. Diese Methoden zielen darauf ab, die Entzündung zu reduzieren und die Muskulatur zu stärken.
  • Operative Therapie: In schweren Fällen, insbesondere bei Leistungssportlern, kann eine operative Therapie in Betracht gezogen werden, wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichend sind.

Ein signifikanter Teil der Leistungssportler behält jedoch länger als drei Jahre Probleme oder muss sogar seine Karriere aufgrund der Erkrankung beenden. Dies zeigt, dass die Symphysitis trotz guter allgemeiner Prognose eine ernsthafte Einschränkung für Betroffene darstellen kann, insbesondere im Hochleistungssport.