Sarkopenie – Medizingerätediagnostik

Die Diagnose wird durch die Anamnese und die körperliche Untersuchung gestellt.

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung und Labordiagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung

• Test zum Nachweis einer Muskelschwäche
  
  • Greifkraftmessung, isometrische [Handkraftstärke; Hand-Griffkraft; Normwerte: Grenzwert von 27 kg für Männer und 16 kg für Frauen; eine um 5 kg verminderte Greifkraft erhöhte das Risiko für die Gesamtmortalität (Sterblichkeit) signifikant um 16 %, für die kardiovaskuläre und nicht kardiovaskuläre Mortalität um jeweils 17 %, für den Myokardinfarkt (Herzinfarkt) um 7 % und den Apoplex (Schlaganfall) um 9 % (1)]
  • Aufstehtest [Sitz-Stand-Test (Chair-Rise-Test;  Chair-Rising-Test; Normwert: 15 Sekunden; innerhalb dieser Zeit muss der Patient es schaffen, fünfmal von einem Stuhl aufzustehen und sich wieder zu setzen]
  Bei Nachweis einer Muskelschwäche sollte Muskelmasse und Muskelqualität bestimmt werden:
  
  • Elektrische Impedanzanalyse (Messung der Körperkompartimente/Körperzusammensetzung) – zur Bestimmung von Körperfett, extrazellulärer Körpermasse (Blut- und Gewebeflüssigkeit), Körperzellmasse (Muskel- und Organmasse) und Gesamtkörperwasser inkl. Body-Mass-Index (BMI; Körpermasse-Index) und Taille-Hüft-Verhältnis (THV) [Verlust von Körperzellmasse]
  • Weitere Messverfahren zur Bestimmung der skelettalen Muskelmasse (SMM) sind: radiologische Dichtemessung (Dual-Energy X‑Ray, DEXA), Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT)
    Normwerte: mittels CT-Untersuchung lässt sich eine genaue Messung der SMM und des Skelettmuskelindex (SMI) darstellen: s. u. Tabelle "Geschlechtsspezifische Schwellenwerte für Sarkopenie" 
    "Geschlechtsspezifische Schwellenwerte für Sarkopenie" 
    Beachte: DXA unterscheidet bei der Bestimmung der fettfreien Masse nicht zwischen Wasser und Muskulatur.
    
• Tests zur Erfassung der Leistungsfähigkeit
  • Schrittgeschwindigkeit [normal > 0.8 m/sec]
  • Short Physical Performance Battery (SPPB) [normal: Score > 8 Punkte]
  • Timed-up-and-go-Test (TUG) [normal < 20 sec]
  • 400-m-Gehen (400-m-Walk) [normal < 6 min]
• Indirekte Kalorimetrie – wird in der Ernährungsmedizin zur Messung des Energieverbrauches eingesetzt
• Osteodensitometrie (Knochendichtemessung; DEXA, Dual Energy X‑ray Absorptiometry) – ist bei längerer Erkrankungsdauer und/oder anhaltender Amenorrhoe (Ausbleiben der Regelblutung länger als drei Monate) erforderlich. Bereits bei einer Amenorrhoedauer von wenigen Monaten tritt eine Osteopenie (Minderung der Knochendichte) auf.
• Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane) – zum Ausschluss von Malignomen (Tumorerkrankungen, Krebs)
• Herz-Kreislauf-Check
• Computertomographie (CT; schnittbildgebendes Verfahren (Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Richtungen mit rechnerbasierter Auswertung)) – je nach begleitender Symptomatik
• Magnetresonanztomographie (MRT; computergestütztes Schnittbildverfahren (mittels magnetischer Felder, das heißt ohne Röntgenstrahlung) – je nach begleitender Symptomatik
• Röntgenaufnahme des Thorax (Röntgen-Thorax/Brustkorb), in zwei Ebenen – zum Ausschluss von konsumierenden Lungenerkrankungen
• Schilddrüsendiagnostik – Schilddrüsenszintigraphie, Schilddrüsensonographie (Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse) zum Ausschluss von Schilddrüsenerkrankungen

"Geschlechtsspezifische Schwellenwerte für Sarkopenie" [2]

Legende

• BMI: Body-Mass-Index (Körpermasse-Index)
• SMI: Skelettmuskelindex (SMI)

Literatur

1. Leong DP et al.: Prognostic value of grip strength: findings from the Prospective Urban Rural Epidemiology (PURE) study. Lancet. 2015 Jul 18; 386(9990):266-73
2. Prado CM, Maia YL, Ormsbee M, Sawyer MB, Baracos VE: Assessment of nutritional status in cancer—the relationship between body composition and pharmacokinetics. Anticancer Agents Med Chem 2013;13(8):1197-1203