Rückenschmerzen – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf Rückenschmerzen bzw. Kreuzschmerz hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf Rückenschmerzen bzw. Kreuzschmerzen und werden oft zuerst bemerkt:

  • Schmerzen unterhalb des Rippenbogens und oberhalb der Gesäßfalten: Diese Schmerzen können mit oder ohne Ausstrahlung in andere Körperbereiche auftreten. Dies ist das häufigste Symptom bei Rückenschmerzen (Häufigkeit > 80 %).

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild von Rückenschmerzen bzw. Kreuzschmerzen:

  • Bewegungseinschränkungen: Schwierigkeiten beim Bewegen des Rückens oder bestimmter Körperbereiche, wie beim Bücken oder Drehen. Dies tritt bei vielen Betroffenen auf (Häufigkeit > 60 %).
  • Steifheit im Rücken: Ein Gefühl der Steifheit, insbesondere nach längerem Sitzen oder Liegen, das häufig am Morgen auftritt (Häufigkeit > 50 %)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Muskelschwäche: Verminderte Kraft in den Rücken- oder Beinmuskeln, was das Gehen oder Stehen erschweren kann (Häufigkeit 20-30 %)
  • Taubheitsgefühle oder Kribbeln: Sensibilitätsstörungen in den Beinen, Füßen oder im Gesäßbereich, häufig durch Nervenreizungen verursacht (Häufigkeit 20-30 %)
  • Schmerzen beim Niesen oder Husten: Verstärkte Schmerzen im Rückenbereich, die durch plötzliche Bewegungen wie Husten oder Niesen ausgelöst werden (Häufigkeit 15-20 %)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Schlafstörungen: Schwierigkeiten beim Finden einer angenehmen Schlafposition oder wiederkehrende nächtliche Schmerzen (Häufigkeit 30-40 %)
  • Kopfschmerzen: Spannungskopfschmerzen, die durch Verspannungen im Rücken- und Nackenbereich verursacht werden können (Häufigkeit 20-25 %)
  • Müdigkeit oder Erschöpfung: Ein allgemeines Gefühl von Erschöpfung oder Müdigkeit, das durch chronische Schmerzen und den damit verbundenen Stress ausgelöst werden kann (Häufigkeit 20-30 %)

Bei Verdacht auf "Ischialgie/Lumboischialgie" siehe unter dem gleichnamigen Thema.

Die Sk2-Leitlinie „Spezifischer Kreuzschmerz“ geht davon aus, dass in der Mehrzahl der Fälle eine spezifische Ursache der Kreuzschmerzen zu finden ist.

Warnzeichen (red flags)

Nachfolgend Anhaltspunkte für das Vorliegen spezifischer Ursachen:

  • Anamnestische Angaben:
    • Lebensalter < 20 Jahre oder > 50 Jahre:
      • Kinder: progrediente Laufunlust und Spielunlust
      • > 50 Jahre mit atypischen unteren Rückenschmerzen → denken an: Prostatakarzinom/Prostatakrebs
      • Patienten im fortgeschrittenen Alter → denken an: Plasmozytom (bösartige Neubildung; Non-Hodgkin-Lymphomen der B-Lymphozyten)
    • Abnahme der Körpergröße → denken an: Osteoporose (Knochenschwund)
    • Aortenaneurysma ‒ Wandaussackung der Hauptschlagader
    • Entzündliche rheumatische Erkrankung (z. B. axiale Spondyloarthritis; typische Symptome: schleichender Beginn der Schmerzen; Morgensteifigkeit (≥ 30 Minuten); Verbesserung der Kreuzschmerzen durch Bewegung, nicht in Ruhe; schmerzbedingtes frühmorgendliches/nächtliches Erwachen; länger anhaltende Kreuzschmerzen (> 12 Wochen) und Beginn vor dem 45. Lebensjahr)
    • Bekannte Wirbelsäulendeformitäten, z. B. Skoliose, Spondylitis ankylosans, Wirbelgleiten
    • Gewichtsverlust, unerklärlicher
    • Infektionen: HIV, Tuberkulose
    • Kürzlich stattgefundenes schweres Trauma*/Kontusion* (direkte, stumpfe Gewalt)
    • Bagatelltrauma* (z. B. Husten, Niesen oder schweres Heben) bei älteren oder potentiellen Osteoporose-Patienten
    • Nephrolithiasis (Nierensteine)
    • Osteoporose (Knochenschwund) → Fraktur (Knochenbruch)
    • Radikulopathien (chronische oder akute Reizung oder Schädigung einer Nervenwurzel)/Neuropathien (Sammelbegriff für viele Erkrankungen des peripheren Nervensystems)
    • Tumorerkrankung (einziges gesichertes Warnzeichen für ein malignes (bösartiges) Geschehen der Wirbelsäule)/Metastasen (Tochtergeschwülste):
      • Höheres Alter
      • Allgemeine Symptome: Gewichtsverlust, Anorexie (Appetitlosigkeit), rasche Ermüdbarkeit
      • Schmerz, der in Rückenlage zunimmt
      • Starker nächtlicher Schmerz
    • Drogenanamnese (intravenöser Drogengebrauch)
    • Medikation:
      • Immunsuppression (Maßnahmen zur Unterdrückung der Abwehrreaktionen)
      • Langandauernde Steroidtherapie/therapeutischer Einsatz von Corticosteroiden (> 6 Monate)* 
  • Infektion (Fieber > 38 °C; Nachtschweiß)  
  • Labor: CRP-Erhöhung, pathologischer (auffälliger) Urinbefund
  • Harnwegssymptome
  • Lokalisierter Druckschmerz + älterer Patient* → frische osteoporotische Fraktur (Bruch) möglich
  • Morgensteifigkeit > 1 h → Verdacht auf rheumatologische Erkrankung (z. B. Polymyalgia rheumatica, rheumatoide Arthritis)
  • Neurologische Symptomatik
    • Kontinenzstörungen (Blasen- und/oder Darmfunktionsstörungen) [neurologischer Notfall!]
    • Reithosenanästhesie (Sensibilitätsverlust der Genital- und Gesäßregion, sowie der Oberschenkelinnenseiten) + Blasenentleerungsstörung (z. B. Urinverhalt, vermehrtes Wasserlassen, Inkontinenz)  = Kaudasyndrom)
    • Paresen (Lähmungen)
    • Meningismus (schmerzhafte Nackensteifigkeit)
  • Schmerzen
    • Akute Schmerzen nach Bagatelltrauma
    • Flankenschmerzen
    • Schmerz, der unabhängig von körperlicher Bewegung ist oder sich in Ruhe verstärkt
    • Nachtschmerz 
    • Rückenschmerzen ohne Einschränkung der Beweglichkeit und ohne Exazerbation (deutliche Verschlechterung des Krankheitsbildes) bei Rückenbewegungen → Verdacht auf Erkrankung anderer Lokalisation (z. B. Nierenerkrankungen, Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs), gastrointestinale Erkrankungen/Magen-Darm-Erkrankungen, Beckenerkrankungen der Frau)
    • Befundpersistenz (gleichbleibender Befund) über sechs Wochen oder Verschlechterung unter konservativer Therapie

*Warnzeichen für eine Fraktur (Knochenbruch)
Fettdruck: Warnzeichen, die mit einem erhöhten Risiko einer schwerwiegenden Ursache für die Rückenschmerzen einhergehen [1]

Literatur

  1. Shaw B et al. Back pain “red flags”: which are most predictive of serious pathology in the Emergency Department? Eur Spine J 2020; https://doi.org/10.1007/s00586-020-06452-1

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz: Nicht-spezifischer Kreuzschmerz (AWMF-Registernummer: nvl-007), Dezember 2017 Kurzfassung Langfassung 
  2. S2k-Leitlinie: Spezifischer Kreuzschmerz. (AWMF-Registernummer: 187-059), April 2024 Langfassung