Rheumatoide Arthritis – Symptome – Beschwerden

Die rheumatoide Arthritis (RA) beginnt bei etwa zwei Drittel der Patienten schleichend mit grippe-ähnlichen Symptomen:

  • Abgeschlagenheit
  • Schwäche
  • Anorexie (Appetitlosigkeit)
  • Allgemeines Krankheitsgefühl

Hinweis!
Diese Symptome können wochen- bis monatelang vorherrschen und die Diagnosestellung verzögern.

Nur bei etwa 10 % der Patienten beginnt die rheumatoide Arthritis akut, wobei sich rasch eine Polyarthritis (Arthritis von ≥ 5 Gelenken) verbunden mit Fieber, Allgemeinsymptomen, Lymphknoten- und Milzvergrößerung einstellt.

Es ist typisch für die rheumatoide Arthritis, dass die spezifischen Gelenkbeschwerden symmetrisch – das heißt beidseitig – auftreten. Bei etwa einem Drittel der Patienten können die Symptome jedoch anfänglich auf ein Gelenk oder wenige Gelenke beschränkt bleiben. Für die Arthritis ist dabei eine weiche Schwellung typisch, die durch einen entzündlichen Gelenkerguss bedingt ist.

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine rheumatoide Arthritis (RA) hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine rheumatoide Arthritis und werden oft zuerst bemerkt:

  • Morgensteifigkeit: Steifigkeit der Gelenke, die länger als 30 Minuten, oft sogar 60 Minuten oder länger anhält; tritt bei etwa 80-90 % der Patienten auf und ist fast immer ein Zeichen für eine entzündliche Gelenkerkrankung
  • Polyartikuläres Verteilungsmuster: Die Erkrankung betrifft typischerweise mehrere Gelenke symmetrisch, insbesondere die kleinen Gelenke der Hände und Füße. Dies ist ein charakteristisches Muster bei RA.
  • Gelenkschwellungen: Schwellungen, oft begleitet von Rötung (Erythem) und Erwärmung der betroffenen Gelenke, treten bei nahezu allen Patienten auf

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Symptome prägen das klinische Bild von rheumatoider Arthritis:

  • Arthralgie (Gelenkschmerzen) in den Morgenstunden: Gelenkschmerzen, die insbesondere morgens auftreten, sind ein zentrales Merkmal und betreffen etwa 80-90 % der Patienten.
  • Druckschmerzhaftigkeit der Gelenke: Betroffene Gelenke sind bei Druck sehr schmerzempfindlich, ein Symptom, das bei den meisten Patienten vorhanden ist.
  • Gelenkergüsse: Flüssigkeitsansammlungen in den Gelenken, die ebenfalls häufig auftreten
  • Bewegungseinschränkungen: Betroffene Gelenke weisen eine eingeschränkte Beweglichkeit auf, was bei fast allen Patienten im Verlauf der Erkrankung auftritt.
  • Steifheit der Gelenke: Besonders in den Hand- und Fingergelenken ist Steifheit ein typisches Symptom.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Rheumaknoten: Subkutane, derbe, verschiebliche Knoten, die sich vor allem an druckbelasteten Stellen bilden; entwickeln sich bei 20-30 % der Patienten
  • Generalisierte Vaskulitis: Eine Entzündung der Blutgefäße, die bei einer kleinen Anzahl von Patienten auftritt, jedoch schwerwiegende Komplikationen verursachen kann.
  • Lungenbeteiligung:Lungenfibrose: Bindegewebiger Umbau des Lungengewebes, der bei etwa 10-20 % der Patienten auftritt
  • Pleuritis: Entzündung der Brustfelle, die bei 10-15 % der Patienten auftritt
  • Sjögren-Syndrom: Ein Syndrom, das bei etwa 10-20 % der Patienten mit RA auftritt und die Tränen- und Speicheldrüsen betrifft.
  • Anämie: Blutarmut ist ein häufiges Symptom bei RA, das bei etwa 30-60 % der Patienten vorkommt.
  • Thrombozytose: Eine erhöhte Anzahl von Blutplättchen, die ebenfalls bei einer signifikanten Anzahl von Patienten beobachtet wird

Symptome und Beschwerden in der Frühphase

In der frühen Phase sind zumeist die kleineren Gelenke (> 2) betroffen, wie Handgelenke, proximale und distale Interphalangealgelenke (Fingergrund- oder Fingermittelgelenke sowie die Zehengrundgelenke); später auch größere Gelenke wie Handgelenke, Ellbogen-, Schulter-, Knie-, Sprunggelenke, Hüfte und die Halswirbelsäule. Dabei kommt es zu:

  • Arthralgie (Gelenkschmerzen) in den Morgenstunden
  • Gelenkschwellungen (gerötet und erwärmt): Erythem (Hautrötung) im Bereich des betroffenen Gelenks
    • mindestens sechs Wochen: erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer frühen RA; bei einer Persistenz von mehr als drei bis sechs Monaten ist eine RA wahrscheinlich
    • polyartikuläres ("mehrere Gelenke betreffend“) (symmetrisches) Verteilungsmuster
  • Druckschmerzhaftigkeit der Gelenke
  • Gelenkergüsse
  • Bewegungseinschränkungen
  • Steifigkeit der Gelenke (Gelenksteifigkeit)
    • Steifheit von Hand- (HG), Fingergrund- (MCP), Fingermittel- (PIP) und/oder Zehengrundgelenken (MTP)
    • Morgensteifigkeit von mehr als 30 (-60)-minütiger Dauer ist fast immer ein Zeichen für eine entzündliche Gelenkerkrankung

Beachte: Insgesamt sind distale Gelenke der Extremitäten häufiger betroffen als proximale. Die distalen Interphalangealgelenke an Händen und Füßen werden typischerweise nicht befallen.

Symptome und Beschwerden im Verlauf

Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu progredienten (fortschreitenden) Gelenkveränderungen und charakteristischen Deformitäten, die mit Funktionsverlust und einer eingeschränkten Lebensqualität einhergehen.

Des Weiteren sind sogenannte extraartikuläre (nicht die Gelenke betreffende) Organmanifestationen möglich. Dazu zählen:

  • Rheumaknoten, subkutane – unter der Haut liegende, derbe, verschiebliche Knoten, die sich vor allem an druckbelasteten Stellen bilden; entwickeln sich bei 20-30 der Patienten
    Typische Lokalisationen: Sehnen und Subkutis (Unterhaut) über Knochenvorsprüngen sowie Streckseiten des Hand- und Ellenbogengelenks
  • Generalisierte Vaskulitis (Gefäßentzündung)
  • Hepatitis (Leberentzündung)
  • Keratomalazie –  Erweichung (Malazie) mit Einschmelzung und Trübung der Hornhaut des Auges
  • Lymphadenopathie – Vergrößerung der Lymphknoten
  • Lunge:
    • Lungenfibrose – bindegewebig-narbiger Umbau des Lungengewebes
    • Pleuritis (Brustfellentzündung)
  • Lockerung von Bändern, Sehnen
  • Nagelsymptome: 
    • Gelbe-Fingernägel-Syndrom (yellow-nails; Yellow-nail-Syndrom) gelblich verfärbte Nägel
    • Punktförmige Einblutungen unter die Nägel
  • Perimyokarditis – Entzündung der Herzmuskelschichten, die unter dem inneren Blatt des Herzbeutels liegen
  • Polyneuropathie – Erkrankung peripherer Nerven
  • Schwäche der Skelettmuskulatur
  • Sjögren-Syndrom (Gruppe der Sicca-Syndrome) – Autoimmunerkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen, die zu einer chronisch entzündlichen Erkrankung der exokrinen Drüsen, am häufigsten der Speichel- und Tränendrüsen, führt; typische Folgeerkrankungen bzw. Komplikationen des Sicca-Syndroms sind:
    • Keratokonjunktivitis sicca (Syndrom des trockenen Auges) aufgrund fehlender Benetzung von Horn- und Bindehaut mit Tränenflüssigkeit
    • erhöhte Kariesanfälligkeit durch Xerostomie (Mundtrockenheit) aufgrund verminderter Speichelsekretion
    • Rhinitis sicca (trockene Nasenschleimhäute), Heiserkeit und chronischer Hustenreiz sowie eine gestörte Sexualfunktion durch Störung der Schleimdrüsenproduktion des Respirationstraktes und der Genitalorgane
  • Anämie (Blutarmut)
  • Thrombozytose – Vermehrung der Blutplättchen 

Verdachtskriterien einer rheumatoiden Arthritis

Gemäß der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) gelten als Verdachtskriterien einer rheumatoiden Arthritis:

  • zwei oder mehr geschwollene Gelenke
  • Morgensteifigkeit von mehr als einer Stunde
  • erhöhte BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) oder CRP-Werte
  • Nachweis von Rheumafaktoren (RF) oder Autoantikörpern gegen anti-CCP ( (CCP-Ak; CCP-Ak); dieses kann den Verdacht auf rheumatoide Arthritis erhärten.
    Cave: Ein negativer Befund schließt die Diagnose einer rheumatoiden Arthritis nicht aus.