Rektusdiastase – Einleitung

Die Rektusdiastase bezeichnet das Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln (Musculi recti abdominis) entlang der Linea alba, der Bindegewebsnaht in der Mitte des Bauches. Dies führt zu einem spürbaren Spalt zwischen den Muskelsträngen, der typischerweise bei erhöhtem Druck im Bauchraum auftritt, wie z. B. während einer Schwangerschaft.

 

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM M62.08: Muskeldiastase: Sonstige

Anatomie und Funktionen

Die Bauchmuskulatur besteht aus mehreren Schichten von Skelettmuskeln, die den Bauch- und Beckenraum umschließen und den Thorax (Brustkorb) mit dem Becken verbinden. Diese Muskeln spielen eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung des Rumpfes, der Unterstützung der Atmung und der Kontrolle der Bauchdrucks.

  • Vordere Bauchwandmuskeln:
    • Musculus rectus abdominis (gerader Bauchmuskel)
    • Musculus pyramidalis (Pyramidenmuskel)
  • Seitliche Bauchwandmuskeln:
    • Musculus obliquus externus abdominis (äußerer schräger Bauchmuskel)
    • Musculus obliquus internus abdominis (innerer schräger Bauchmuskel)
    • Musculus transversus abdominis (quer verlaufender Bauchmuskel)
  • Hintere Bauchwandmuskeln:
    • Musculus quadratus lumborum (quadratischer Lendenmuskel)
    • Musculus iliopsoas (großer Lendenmuskel)

Die Rektusscheide ist eine aus Sehnenplatten (Aponeurosen) bestehende Hülle, die den Musculus rectus abdominis umgibt und diesen stabilisiert. Die Linea alba verläuft senkrecht in der Mitte des Bauches vom Processus xiphoideus (unterer Teil des Brustbeins) bis zur Symphysis pubica (Schamfuge).

Ursachen

  • Schwangerschaft: Häufigste Ursache, bei der sich die geraden Bauchmuskeln ausdehnen, um dem wachsenden Fötus Platz zu bieten.
  • Neugeborene und Säuglinge: Vorübergehende Rektusdiastase, die sich meist mit dem Beginn des Laufens zurückbildet.
  • Andere Ursachen: Erhöhte intraabdominelle Druckbelastungen wie Fettleibigkeit, wiederholte schwere körperliche Anstrengung oder unsachgemäße Übungen können ebenfalls zu einer Rektusdiastase führen.

Soweit bei einem Mann eine Rektusdiastase auftritt, ist diese im Regelfall begrenzt auf den Bereich oberhalb des Nabels.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, insbesondere aufgrund der Schwangerschaft.

Häufigkeitsgipfel:
Am häufigsten bei Frauen im gebärfähigen Alter; kann jedoch auch bei Männern, Säuglingen und Neugeborenen auftreten.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • In den meisten Fällen bildet sich eine Rektusdiastase nach der Schwangerschaft von selbst zurück.
  • 60 % der Frauen haben 6 Wochen nach der Geburt noch eine Rektusdiastase, und bei 32 % besteht diese noch 12 Monate nach der Entbindung [1].
  • Kann mit funktionellen Störungen wie Rückenschmerzen (insbesondere im unteren Rücken), Hüft- und Gesäßschmerzen assoziiert sein.

Prognose

  • Die meisten Fälle verbessern sich mit konservativen Maßnahmen wie Physiotherapie.
  • Falls sich die Rektusdiastase nicht innerhalb von 6 Monaten nach der Geburt zurückbildet, kann eine gezielte physiotherapeutische Behandlung notwendig sein.
  • Nur selten ist eine operative Korrektur erforderlich.

Literatur

  1. Spertad JB et al.: Diastasis recti abdominis during pregnancy and 12 months after childbirth: prevalence, risk factors and report of lumbopelvic pain. Br J Sports Med. 2016 Sep; 50 (17): 1092-6. doi: 10.1136/bjsports-2016-096065