Rachitis bzw. Osteomalazie – Symptome – Beschwerden

Kinder

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Rachitis hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Rachitis bei Kindern und werden oft zuerst bemerkt:

  • Hypocalcämie (Calciummangel) mit Tetanieneigung
  • Typische Skelettveränderungen (Entwicklung der Epiphysen ist gestört und die Knorpel-Knochen-Grenze der Wachstumsfugen ist aufgetrieben):
    • Epiphysenauftreibungen: Bezeichnet auch als "Doppelgelenke" oder "Rosenkranz"
    • Brustformdeformitäten: Einschließlich "Glockenthorax", "Trichter- oder Kielbrust"
    • Harrison-Furche: Seitliche Einziehung des Brustkorbs entlang der Zwerchfellansatzlinie
    • Quadratschädel (Caput quadratum): Unproportioniert großer Schädel mit platt gedrücktem Hinterkopf
    • Kraniotabes: Erweichung der Hinterhauptknochen (Nachgeben der Schädelknochen bei Fingerdruck)
    • Rachitischer Rosenkranz: Schwellung der Rippen im Bereich der Knorpel-Knochen-Grenze
    • Verbiegung langer Röhrenknochen: Beim Krabbel-Kind die Arme, beim laufenden Kind die Beine 

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Rachitis bei Kindern:

  • Adynamie: Allgemeine Schwäche und Antriebslosigkeit
  • Gehstörungen (in 50-70 % der Fälle)
  • Muskelschwäche
  • "Froschbauch": Infolge Hypotonie der Bauchmuskeln bei allgemeiner Muskelschwäche
  • Obstipation (Verstopfung)
  • Psychomotorische Retardierung: Verzögerung in der motorischen Entwicklung; in 40-60 % der Fälle
  • Skelettschmerzen
  • Tetanie: Störung der Motorik und Sensibilität durch Übererregbarkeit der Nerven und Muskeln; in 30-40 % der Fälle
  • Wachstumsstörungen
  • Watschelgang: Typische Gangart durch Veränderungen in der Beinfunktion

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Alopecia (Haarausfall)
  • Juckendes Exanthem
  • Krampfanfälle: Besonders bei Säuglingen, bedingt durch Hypocalcämie; in 15-20 % der Fälle
  • Minderwuchs
  • Schwitzen
  • Unruhe, Schreckhaftigkeit
  • "O-Beine" durch Coxa vara: Abweichung des Schenkelhalswinkels des Femurs (CCD-Winkel/Centrum-Collum-Diaphysen-Winkel (CCDW), Collum-Corpus-Winkel (CC-Winkel, CCW), Schenkelhalswinkel des Femur; < 120°; normal: 120°-130°)
  • Verzögerte Zahnentwicklung

Beachte: Bei Kindern tritt eine Hypomineralisation (Entmineralisierung) an der Wachstumsfuge (Rachitis) und am bestehenden Knochen (Osteomalazie) immer gemeinsam auf.

Erwachsene

Viele Patienten bleiben lange Zeit asymptomatisch, d. h. ohne Symptome.

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Osteomalazie hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Osteomalazie bei Erwachsenen und werden oft zuerst bemerkt:

  • Hypocalcämie

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Osteomalazie bei Erwachsenen:

  • Myopathie: Muskelerkrankung mit Muskelschwäche, insbesondere im proximalen ("körpernahem") Bereich der Extremitäten (in 40-60 % der Fälle); häufig kommt es zu einem Watschelgang (Synonym: Entengang; steifer, kleinschrittiger Gang), der die Sturzgefahr erhöht
  • Knochenschmerzen: Diffuse Schmerzen (in 70-90 % der Fälle), besonders in der Lendenwirbelsäule, dem Becken und den unteren Extremitäten; Schmerzen treten auch bei Druck auf exponierte Knochen auf
  • Frakturanfälligkeit: Erhöhte Neigung zu Insuffizienzfrakturen (Knochenbrüche bei normaler Belastung in geschwächtem Knochen) (in 20-30 % der Fälle), insbesondere im Becken, am Os sacrum (Kreuzbein), am Tibiaplateau (obere Fläche des Schienbeins) und am Vorfuß; bes. betroffen ist auch der Schenkelhals
  • Knochenverformungen: Von Femur (Oberschenkelknochen): "Coxa vara" und Tibia (Schienbein): "Genu varum" (die Achse durch den Ober- und Unterschenkel eingeschlossene mediale Winkel am Kniegelenk ist kleiner als normal; bei jahrelangem Bestehen kommt es dadurch zu einer bogenförmigen Auswärtskrümmung des betroffenen Beins (O-Beine))