Rachitis bzw. Osteomalazie – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Rachitis bzw. Osteomalazie dar.
Familienanamnese
- Wie ist der allgemeine Gesundheitszustand Ihrer Angehörigen?
- Gibt es in Ihrer Familie Erkrankungen, die häufig vorkommen?
- Gibt es in Ihrer Familie Erbkrankheiten?
Soziale Anamnese
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
Kind
- Welche Symptome sind Ihnen an Ihrem Kind aufgefallen?
- Wie lange bestehen diese Beschwerden schon?
- Ist Ihr Kind unruhig? Schwitzt es stark? Leidet es unter Verstopfung?
- Gedeiht Ihr Kind gut?
- Fällt eine Muskelschwäche auf?
- Gibt Ihr Kind Knochenschmerzen an?
- Sind Ihnen Veränderungen an den Knochen des Kindes aufgefallen?
Erwachsener
- Welche Symptome sind Ihnen aufgefallen?
- Wie lange bestehen diese Beschwerden schon?
- Haben Sie eine Muskelschwäche?
- Haben Sie Knochenschmerzen?
- Sind Ihnen Veränderungen an den Knochen des Kindes aufgefallen?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Ist Ihr Kind ausreichend und ausgewogen ernährt?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen (erhöhte Frakturneigung/Knochenbrüchigkeit)
- Operationen
- Strahlentherapie
- Impfstatus
- Allergien
- Umweltanamnese (fehlende UV-Bestrahlung)
Medikamentenanamnese
- Vitamin-D-Mangel durch medikamentös erhöhtem Metabolismus:
- Antiepileptika
- Glutethmid (Arzneistoff, der als Sedativum und Hypnotikum verwendet wurde)
- Phenobarbital (Arzneistoff, der als Antiepiletikum und Hypnotikum/Schlafmittel verwendet wird)
- Rifampicin (Antibiotikum aus der Gruppe der Tuberkulostatika)
- Mangel an 25-(OH)-Vitamin D3, durch mangelnde 25-Hydroxylase
- Ioniazid (Antibiotikum aus der Gruppe der Tuberkulostatika)
- Mangel an 1,25-(OH)2-Vitamin-D3 durch verminderte 1α-Hydroxylierung
- Ketoconazol (orales Antimykotikum/Antipilzmittel)
- Ketoconazol (orales Antimykotikum/Antipilzmittel)
- Zielorganresistenz gegenüber Vitamin D
- Phenytoin (Antiepileptikum)
- Hypophosphatämie (Phosphatmangel im Blut): phosphatbindende Antazida, Diuretika und Steroide
- Medikamente, die den Vitamin-D-Metabolismus über den Pregnan-X-Rezeptor beeinflussen (→ Steigerung der Expression von 24-Hydroxylase, was zu einem vermehrten Abbau von Vitamin D3 und Calcitriol führt) [1]:
- Antiepileptika: Carbamazepin, Phenytoin,
- Antineoplastische Medikamente: Cyclophosphamid, Paclitaxel, Tamoxifen
- Antibiotika: Clotrimazol, Rifampicin
- Antiinflammatorische Medikamente: Dexamethason
- Antihypertensiva: Nifedipin, Spironolacton
- Antiretrovirale Medikamente: Ritonavir, Saquinavir
- Hormone: Cyproteronacetat
- Phytotherapeutika Piper methysticum (Kawa-Kawa), Johanniskraut
Literatur
- Gröber U, Kisters K: Influence of drugs on vitamin D and calcium metabolism. Dermatoendocrinol. 2012 Apr 1; 4(2):158-166 https://doi.org/10.4161/derm.20731