Polymyositis – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik Polymyositis (entzündliche Erkrankung der Muskulatur) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie Muskelerkrankungen oder bekannte Autoimmunerkrankungen (z. B. Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis, Dermatomyositis, Sjögren-Syndrom)?
- Sind in Ihrer Familie Erbkrankheiten bekannt, insbesondere neuromuskuläre Erkrankungen (z. B. Muskeldystrophien, mitochondriale Myopathien, hereditäre Myopathien)?
- Wurden in Ihrer Familie Fälle von Krebserkrankungen diagnostiziert?
Sozialanamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Gibt es eine berufliche Exposition gegenüber potenziellen Auslösern (z. B. Chemikalien, Lösungsmittel, UV-Strahlung, mechanische Belastungen)?
- Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen (z. B. Stress, Burnout, Angststörungen, Depressionen)?
- Bestehen Belastungen aufgrund Ihrer familiären oder sozialen Situation (z. B. pflegende Angehörige, hohe Verantwortung im Beruf, Konflikte in der Partnerschaft)?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Haben Sie Muskelbeschwerden? (z. B. Muskelschwäche, Muskelermüdung, Muskelschmerzen)
- Können Sie Ihre Arme ohne Einschränkung über den Kopf heben?
- Haben Sie Schwierigkeiten beim Treppensteigen oder beim Aufstehen aus dem Sitzen?
- Haben Sie Atemnot oder eine reduzierte Belastbarkeit?*
- Fällt es Ihnen schwer, längere Zeit zu stehen oder zu gehen?
- Ist die Muskelkraft im Tagesverlauf schwankend?
- Haben Sie ungewollte Muskelzuckungen oder -krämpfe?
- Gibt es Muskelschwund oder Muskelverhärtungen?
- Bestehen Schmerzen, Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen in den Gelenken?
- Treten Morgensteifigkeit oder belastungsabhängige Gelenkschmerzen auf?
- Fühlen Sie sich allgemein krank oder erschöpft?
- Haben Sie Fieber oder subfebrile Temperaturen (37,5-38,5 °C)?*
- Haben Sie Nachtschweiß?
- Haben Sie Heiserkeit oder eine veränderte Stimme?
- Gibt es Veränderungen in der Magen-Darm-Funktion (z. B. Verstopfung, Durchfall, Blähungen, unklare Bauchschmerzen)?
- Bestehen Herzrhythmusstörungen, Herzklopfen oder niedriger Blutdruck?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Bestehen unklare Gewichtsverluste oder ungewollte Gewichtszunahme? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Haben Sie Probleme beim Schlucken von Nahrung oder beim Trinken?
- Verschlucken Sie sich häufiger oder haben Sie das Gefühl, dass Speisen oder Flüssigkeiten im Hals stecken bleiben?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Virusinfektionen (z. B. Coxsackie-Viren, Epstein-Barr-Virus, Hepatitis-Viren)?
- Autoimmunerkrankungen?
- Wurden bei Ihnen in der Vergangenheit Muskelbiopsien, MRT-Untersuchungen oder EMG-Messungen durchgeführt? Falls ja, mit welchem Ergebnis?
- Haben Sie Operationen oder größere Verletzungen in der Vergangenheit gehabt?
- Bestehen Allergien oder Unverträglichkeiten gegenüber Medikamenten oder Lebensmitteln?
- Haben Sie bereits Schwangerschaften durchlebt? Gab es dabei Komplikationen?
Medikamentenanamnese
Entzündliche Myopathien
- Allopurinol (Urostatikum/zur Behandlung von erhöhten Harnsäurewerten)
- Antimalariamittel wie Chloroquin
- D-Penicillamin (Antibiotikum)
- Interferon alpha (antivirale und antitumorale Wirkungen)
- Kokain
- Levodopa
- Procainamid (Lokalanästhetikum)
- Simvastatin (Statine; Lipidsenker)
- Sulfonamide
- Zidovudin
Andere Myopathien
- ACTH
- Antivirale Medikamente
- Nukleosid-Analoga (Lamivudin, Zidovudin)
- Carbimazol
- Clofibrat
- Cromoglicinsäure
- Cyclosporin
- Enalapril
- Ezitimib
- Hormone
- ACTH
- Corticosteroide
- HMG-CoA-Reduktasehemmer (Hydroxy-Methyl-Glutaryl-Coenzym-A-Reduktaseinhibitoren; Statine) – Atorvastatin, Cerivastatin, Fluvastatin, Lovastatin, Mevastatin, Pitavastatin, Pravastatin, Rosuvastatin, Simvastatin) häufiger Rhabdomyolyse (Auflösung quergestreifter Muskelfasern/Skelettmuskulatur sowie Herzmuskulatur) in Kombination mit Fibraten, Ciclosporin (Cyclosporin A), Makroliden oder Azol-Antimykotika; des Weiteren führen Statine zu einem Abfall der endogenen Coenzym Q10-Synthese; Häufigkeit der Myalgie im klinischen Alltag liegt bei 10 bis 20 %
Von einer Statin-Myopathie spricht man, wenn:
- Symptome innerhalb von vier Wochen nach Beginn der Statineinnahme auftreten
- sich diese innerhalb von vier Wochen nach Absetzen des Medikaments wieder zurückbilden und
- bei einer Reexposition wieder auftreten.
- Metoprolol
- Minoxidil
- Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker) – Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol, Pantoprazol, Rabeprazol
- Salbutamol
Myopathie und Neuropathie
- Amiodaron
- Colchicin
- Interferon
- L-Tryptophan
- Vincristin
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.