Polymyalgia rheumatica – Symptome – Beschwerden

Die Polymyalgia rheumatica (PMR) beginnt mit oft über Nacht auftretenden massiven Schmerzen und Morgensteifigkeit in der Schulter.

Folgende Symptome und Beschwerden können auf die Polymyalgia rheumatica (PMR) hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Polymyalgia rheumatica und werden oft zuerst bemerkt:

  • Gürtelförmige Myalgie (Muskelschmerzen): Symmetrisch auftretend, vornehmlich betroffen sind:
    • Schultergürtel/Schulterschmerzen (70-95 %)
    • Nacken und/oder Beckengürtel (50-90 %, beidseitig (50-70 %))

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Polymyalgia rheumatica:

  • Druckschmerzhaftigkeit: Überempfindlichkeit in den betroffenen Muskelregionen
  • Steifigkeit der Muskulatur: Vor allem lange anhaltende Morgensteifigkeit (> 45 min)
  • Schwäche der Muskulatur: Allgemeine Schwäche und reduzierte Kraft in den betroffenen Muskelgruppen

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Allgemeinsymptome: Fieber, Anorexie (Appetitlosigkeit), Schwäche und/oder Gewichtsverlust (durchschnittlich 6 kg) (40 %)
  • Periphere Manifestationen:
    • Bilaterale (beidseitige) Bursitis: Entzündung der Schleimbeutel subdeltoidea (zwischen der Gelenkkapsel des Schultergelenks und dem Musculus deltoideus) und subacromialis (unter dem Rabenschnabelfortsatz (Acromion) des Schulterblatts)
    • Nichterosive, asymmetrische Mono-, Oligo- oder Polyarthritis: Gelenkentzündungen, insbesondere in den Knie- und Handgelenken
    • Karpaltunnelsyndrom (KTS): Kompressionssyndrom des Nervus medianus im Bereich des Handwurzelkanals
    • Handrückenödeme: Wassereinlagerung am Handrücken (ggf. auch Fußrückenödeme)
    • Tenosynovitiden: Sehnenscheidenentzündung der Knie-, Hand- oder Fingergelenke

Die Polymyalgia rheumatica ist in 20-50 % der Fälle mit der Riesenzellarteriitis assoziiert.

Riesenzellarteriitis (RZA)

Pathognomonische Symptome
Diese Symptome sind typisch und fast ausschließlich bei einer Riesenzellarteriitis anzutreffen:

  • Schmerzen beim Kauen (Claudicatio masticatoria): Diese Schmerzen treten aufgrund einer Minderdurchblutung der Kaumuskulatur auf.
  • Zungenschmerzen: Diese treten aufgrund der Minderdurchblutung der Zungenmuskulatur auf und sind ebenfalls ein charakteristisches Zeichen der RZA.
  • Schluckclaudicatio: Schmerzen beim Schlucken, die durch die Minderdurchblutung der Schluckmuskulatur verursacht werden

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Riesenzellarteriitis und werden oft zuerst bemerkt:

  • Starke konstante Kopfschmerzen: Diese treten meist halbseitig oder beidseitig im Schläfenbereich auf (Kopfschmerzen vom Spannungstyp) und sind oft das erste Symptom der Erkrankung (in 48 % der Fälle das initiale Symptom). Die Schmerzen sprechen in der Regel schlecht auf Schmerzmittel an.
  • Augenbeteiligung: Augenschmerzen, Doppeltsehen (Diplopie; wg. Muskel-, Hirnnerven- oder Hirnstammbeteiligung) oder vorübergehende Erblindung (Amaurosis fugax/flüchtige Erblindung; Rückbildung der Erblindung innerhalb von Minuten), sind häufig und erfordern sofortige medizinische Abklärung, um dauerhafte Sehstörungen zu vermeiden (bei 70 % der Patienten).

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Riesenzellarteriitis:

  • Überempfindlichkeit der Kopfhaut ("scalp tenderness"): Diese Überempfindlichkeit zeigt sich beispielsweise beim Haarekämmen und ist ein häufiges Symptom.
  • Empfindliche Schläfenarterien (Arteria temporalis): Schmerzen und Druckempfindlichkeit im Bereich der Schläfenarterien, manchmal begleitet von Knoten oder Pulslosigkeit derselben
  • Myalgie (Muskelschmerzen), proximal betont: Diese treten vor allem in den Schultern, dem Nacken und dem Beckengürtel auf und sind oft mit Polymyalgia rheumatica assoziiert (in über 50 % der Fälle).

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Kopfschwartennekrosen („scalp necrosis“): Diese treten als Folge eines vaskulitischen Gefäßverschlusses auf und sind eine seltenere, aber ernsthafte Komplikation der RZA. Sie manifestieren sich durch Gewebeschäden in der Kopfhaut, insbesondere in der Schläfenregion.
  • Armclaudicatio:  Schwäche/Schmerzen eines Arms aufgrund eines Aortenbogensyndroms (entzündliche Beteiligung der Hauptschlagader); Blutdruckseitendifferenz; in bis zu 15 % der Fälle
  • Polyneuropathie: Nervenschäden, die bei etwa 25 % der Betroffenen zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln führen können
  • Depression: Diese kann im Zusammenhang mit der chronischen Natur der Erkrankung auftreten.
  • Zerebrale Ischämie: Eine seltene (3-4 % der Fälle), aber ernste Komplikation der RZA, die durch die entzündliche Beteiligung großer Hirnarterien verursacht wird. Sie kann zu Schlaganfällen oder anderen neurologischen Ausfällen führen. 

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Fieber
  • Nachtschweiß (nächtliches Schwitzen)
  • Abgeschlagenheit
  • Anorexie (Appetitlosigkeit)
  • Gewichtsverlust
  • Anämie (Blutarmut)