Polyarthrose – Einleitung

Die Polyarthrose bezeichnet das gleichzeitige Auftreten von Arthrose in mehreren Gelenken. Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die durch Abnutzung und Verschleiß des Gelenkknorpels charakterisiert ist. Die Polyarthrose kann sowohl primär (ohne erkennbare Ursache) als auch sekundär (als Folge anderer Erkrankungen oder Verletzungen) auftreten.

Thesaurussynonyma und ICD-10: Arthrose an multiplen Lokalisationen; Arthrose der distalen Interphalangealgelenke der Finger; Arthrose der großen Gelenke; Arthrose der proximalen Interphalangealgelenke der Finger; Arthrosis deformans der großen Gelenke; Atrophische Polyarthritis; Bouchard-Arthrose; Bouchard-Arthrose der Fingermittelgelenke; Bouchard-Knoten; Bouchard-Knoten mit Arthropathie; Bouchard-Krankheit; Bouchard-Polyarthrose der Fingermittelgelenke; Bouchard-Syndrom; Erosive Arthrose; Erosive Osteoarthrose; Fingerpolyarthrose; generalisierte Arthrose; generalisierte Osteoarthrose; generalisierte primäre Osteoarthrose; Genuine Polyarthrose; Haygarth-Knoten; Panarthrose; Polyarthrose; Polyarthrose der Fingergelenke; Polyarthrose der Hand; Polyartikuläre Arthrose; posttraumatische Polyarthrose; Primäre generalisierte Arthrose; primäre Polyarthrose; sekundäre multiple Arthrosen; ICD-10-GM M15.-

Anatomie und Funktionen

Polyarthrose betrifft typischerweise mehrere Gelenke, darunter die Finger-, Knie-, Hüft- und Wirbelgelenke. Der Gelenkknorpel dient als Puffer zwischen den Knochen, ermöglicht reibungslose Bewegungen und trägt zur Verteilung der mechanischen Lasten bei. Bei der Arthrose wird dieser Knorpel abgebaut, was zu Schmerzen, Entzündungen und Bewegungseinschränkungen führt.

Charakteristische Laborbefunde

  • Röntgenaufnahmen: Typische radiologische Zeichen einer Arthrose wie Gelenkspaltverschmälerung, Osteophytenbildung (Knochenanbauten) und subchondrale Sklerose (Verhärtung des Knochens unter dem Knorpel).
  • Blutuntersuchungen: Zur Differentialdiagnose, um entzündliche Ursachen (z. B. rheumatoide Arthritis) auszuschließen. Bei Arthrose sind die Entzündungsmarker (z. B. CRP) in der Regel nicht erhöht.
  • Synovialflüssigkeitsanalyse: Bei Verdacht auf eine sekundäre Arthrose oder zur Abgrenzung von anderen Gelenkerkrankungen.

Formen der Erkrankung

  • Primäre generalisierte Arthrose (ICD-10-GM M15.0): Ohne erkennbare Ursache, betrifft mehrere Gelenke gleichzeitig.
  • Heberden-Knoten (ICD-10-GM M15.1): Arthrose der Fingerendgelenke, häufig mit knotenförmigen Verdickungen (Heberden-Knoten).
  • Bouchard-Knoten (ICD-10-GM M15.2): Arthrose der Fingermittelgelenke mit knotenförmigen Verdickungen (Bouchard-Knoten).
  • Sekundäre multiple Arthrose (ICD-10-GM M15.3): Als Folge von Verletzungen, Fehlstellungen oder entzündlichen Erkrankungen.
  • Erosive (Osteo-) Arthrose (ICD-10-GM M15.4): Aggressive Form der Arthrose, die oft mit entzündlichen Prozessen einhergeht und zur Zerstörung der Gelenkstrukturen führt.
  • Sonstige Polyarthrose (ICD-10-GM M15.8): Andere spezifische Formen der Polyarthrose.
  • Polyarthrose, nicht näher bezeichnet (ICD-10-GM M15.9): Polyarthrose ohne spezifische Klassifikation.

Ursachen

  • Primäre Polyarthrose: Altersbedingter Verschleiß, genetische Prädisposition.
  • Sekundäre Polyarthrose: Folge von Gelenkverletzungen, Überlastung, Entzündungen oder Fehlstellungen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen im 6. Lebensjahrzehnt sind dreimal häufiger betroffen als Männer. Die Fingerpolyarthrose tritt bei Frauen sogar neunmal häufiger auf.

Häufigkeitsgipfel
: Das Maximum der Polyarthrose liegt im mittleren Lebensalter, insbesondere im 5. und 6. Lebensjahrzehnt.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)
: Die Prävalenz der Fingerpolyarthrose liegt bei Frauen im 6. Lebensjahrzehnt bei 50 % und bei Männern bei 40 % (in Deutschland).

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Krankheitsbeginn: Die Polyarthrose beginnt in der Regel schleichend, häufig mit intermittierenden (zeitweilig aussetzende) Schmerzen und Steifheit in den betroffenen Gelenken.
  • Krankheitsprogression: Ohne Behandlung schreitet die Krankheit langsam fort, was zu einer zunehmenden Gelenkzerstörung und Bewegungseinschränkung führt.
  • Komplikationen: Mögliche Komplikationen umfassen Gelenkdeformitäten, chronische Schmerzen und eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität.

Prognose

  • Langzeitprognose: Die Erkrankung ist nicht heilbar, aber durch eine adäquate Behandlung können die Beschwerden signifikant gelindert und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt werden. Therapieansätze umfassen medikamentöse Schmerzbehandlung, Physiotherapie und in fortgeschrittenen Fällen operative Maßnahmen wie Gelenkersatzoperationen.
  • Lebensqualität: Mit der richtigen Therapie und Anpassungen im Alltag können viele Patienten eine gute Lebensqualität aufrechterhalten.