Osteoporose der Wirbelsäule – Prävention

Hauptrisiko für das Auftreten osteoporotischer Frakturen ist:

  • Alter > 70 Jahre
  • BMI < 20 kg/m2
  • Positive Frakturanamnese:
    • Fraktur nach inadäquatem Trauma
    • Schenkelhalsfraktur bei Verwandten 1. Grades

Durch eine ausgewogene Lebensweise kann die Knochenmasse länger aufrechterhalten werden, bevor das Verhältnis Resorption/Formation zugunsten der Resorption verschoben und langsam Knochenmasse abgebaut wird.

Zur Prävention der "Osteoporose der Wirbelsäule" muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Hohe Aufnahme von Natrium und Kochsalz – Eine hohe Kochsalzaufnahme begünstigt durch gesteigerte Calciumausscheidung (Hypercalciurie) eine negative Calciumbilanz. Eine zusätzliche Natriumaufnahme von 2,3 g steigert die Calciumausscheidung um 24-40 mg [4]. Bei einer Kochsalzaufnahme von bis zu 9 g/Tag steigt das Osteoporoserisiko bei gesunden Personen nicht signifikant an [8]. Die derzeitige durchschnittliche tägliche Kochsalzaufnahme liegt bei 8-12 g [6].
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Mangel an Calcium und Vitamin D sowie ein hoher Anteil an Phosphaten (Softdrinks, Fleisch), Oxalsäure (Mangold, Kakao, Spinat, Rhabarber) und Phytaten (Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte) erhöhen das Osteoporoserisiko. Siehe auch „Prävention mit Mikronährstoffen“.
    • Proteinaufnahme – Eine zu geringe Proteinaufnahme verschlechtert die Knochengesundheit, während eine moderate Eiweißzufuhr die Muskelmasse und Knochendichte unterstützt.
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – Frauen: > 20 g/Tag; Männer: > 30 g/Tag. Übermäßiger Alkoholkonsum schwächt die Knochensubstanz und erhöht das Frakturrisiko.
    • Tabak (Rauchen) – Fördert die Entwicklung einer postmenopausalen Osteoporose durch Hemmung der Knochenbildung und Reduktion der Östrogenproduktion [1, 2].
  • Körperliche Aktivität
    • Bewegungsmangel – Mangel an regelmäßiger körperlicher Aktivität führt zu einer unzureichenden Stimulation der Knochenbildung.
    • Länger dauernde Immobilisation – Beispielsweise bei Bettlägerigkeit oder nach Verletzungen, verstärkt die Knochenresorption.
  • Psycho-soziale Situation
    • Stress – Chronischer Stress kann über hormonelle Mechanismen (erhöhte Cortisolspiegel) die Knochendichte reduzieren [3].
  • Schlafqualität
    • Schlafdauer – Frauen in der Postmenopause, die weniger als 5 Stunden pro Nacht schliefen, hatten ein um 63 % höheres Risiko für Osteoporose als Frauen mit 7 Stunden Schlaf [9].
  • Untergewicht
    • Ein Body-Mass-Index (BMI) < 20 oder ein Gewichtsverlust von > 10 % innerhalb weniger Jahre erhöht das Osteoporoserisiko. Übergewicht sollte jedoch nicht angestrebt werden; ein normales oder altersentsprechendes Idealgewicht wird empfohlen.
  • Fehlende Sonnenlichtexposition
    • Unzureichende UV-Strahlung reduziert die Vitamin-D-Synthese in der Haut und somit die Calciumaufnahme.

Medikamente

  • s. u. Anamnese (Krankengeschichte; Prüfung Risiko-Nutzen-Verhältnis, Dosierung, Alternativen)

Weitere Risikofaktoren

  • Dialyse (Blutwäsche) – Chronische Niereninsuffizienz fördert sekundäre Osteoporose durch gestörten Calcium- und Phosphathaushalt.
  • Gravidität (Schwangerschaft) – Bei unzureichender Calciumzufuhr während der Schwangerschaft wird Calcium aus den Knochen mobilisiert.
  • Laktation (Stillphase) – Stillen erhöht bei unzureichender Mikronährstoffzufuhr das Risiko eines temporären Knochendichteverlusts.

Risikogruppen und Risikofaktoren für eine schlechte Vitamin-D-Versorgung [7, 8]

Risikogruppen Schwangere
Gestillte Säuglinge ohne Vitamin D-Prophylaxe
Kinder und Jugendliche
Ältere Menschen
Personen mit dunkler Hautfarbe
Risikofaktoren

Tragen besonders bedeckender Kleidung
Verwenden von Kosmetika mit Lichtschutzfaktor
Benutzung von Sonnenschutzmittel
Häufiger Aufenthalt in Gebäuden (z. B. arbeitsbedingt)
Herbst- und Wintermonate (Oktober bis März; geringere Vitamin D-Produktion der Haut)
Breitengrad > 35 N

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

Zur Prävention der Osteoporose der Wirbelsäule muss auf eine Reduktion von Risikofaktoren wie Bewegungsmangel und Mangelernährung geachtet werden.

  • Regelmäßige Bewegung
    • Stärkende Übungen, wie Krafttraining und Gewichtsbelastungsübungen, fördern die Knochendichte.
    • Bewegungsprogramme wie Yoga oder Tai Chi können die Balance verbessern und das Sturzrisiko reduzieren.
  • Angemessene Ernährung
    • Calciumaufnahme von 1.000-1.200 mg/Tag (z. B. durch Milchprodukte, grünes Blattgemüse, angereicherte Lebensmittel).
    • Vitamin-D-Supplementierung bei unzureichender Sonnenexposition (800-1.000 IE/Tag).
    • Proteinaufnahme von 1-1,2 g/kg Körpergewicht täglich.
  • Sturzprävention
    • Anpassung der Wohnumgebung zur Vermeidung von Stolperfallen.
    • Verwendung von Hilfsmitteln wie rutschfesten Matten oder Haltegriffen im Badezimmer.
    • Teilnahme an Gleichgewichts- und Sturzprophylaxeprogrammen, insbesondere bei älteren Personen (s. u. "Sturzneigung/Prävention").

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, frühzeitig Knochendichteverluste zu diagnostizieren und Frakturen zu verhindern.

  • Diagnostik – Regelmäßige Knochendichtemessungen (DXA) bei Risikogruppen, insbesondere bei postmenopausalen Frauen und älteren Männern.
  • Medikamentöse Therapie – Einsatz von Bisphosphonaten, Denosumab oder selektiven Östrogenrezeptormodulatoren (SERMs) zur Verhinderung von Frakturen.
  • Physiotherapie – Aufbau der Muskelkraft und Verbesserung der Koordination.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, erneute Frakturen und Langzeitfolgen zu minimieren.

  • Rehabilitation – Physiotherapie zur Wiederherstellung der Mobilität und Schmerzreduktion nach Frakturen.
  • Langzeittherapie – Überwachung und Anpassung der medikamentösen Osteoporosetherapie.
  • Hilfsmittel – Einsatz von orthopädischen Hilfsmitteln wie Korsetts oder Gehstützen zur Entlastung der Wirbelsäule.

Literatur

  1. Deutsches Krebsforschungszentrum. Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg
  2. Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
  3. Kumano H: Osteoporosis and stress. Clin Calcium. 2005 Sep;15(9):1544-7
  4. Schauder P, Ollenschläger G: Ernährungsmedizin. Prävention und Therapie. 3. Auflage, Urban & Fischer, München / Jena, 2006
  5. Kasper H: Ernährungsmedizin und Diätetik. 11. Auflage, Urban & Fischer, München, 2009
  6. Klaus D, Hoyer J, Middeke M: Kochsalzrestriktion zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen. Übersichtsarbeit. Deutsches Ärzteblatt, Jg 107, Heft 26, 2. Juli 2010
  7. Holick MF (2006) Resurrection of vitamin D deficiency and rickets. J Clin Invest 116:2062-2072
  8. Zittermann A (2010) The estimated benefits of vitamin D for Germany. Mol Nutr Food Res 54:1164-1171
  9. Ochs-Balcom HM et al.: Short Sleep Is Associated With Low Bone Mineral Density and Osteoporosis in the Women's Health Initiative JBMR 06 November 2019 https://doi.org/10.1002/jbmr.3879

Leitlinien

  1. DVO Leitlinie: Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern. Kurzfassung 2023S3-Leitlinie: Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern ab dem 50.Lebensjahr. (AWMF-Registernummer: 183-001), September 2023 Kurzfassung Langfassung