Osteoporose der Wirbelsäule – Operative Therapie
Häufig ist nach osteoporotischen Frakturen (Knochenbrüche durch Knochenschwund) eine operative Therapie notwendig, um die Stabilität des Knochens wiederherzustellen. Dies gilt insbesondere für Frakturen der Hüfte und des Oberschenkels, aber auch für Frakturen der Wirbelkörper (Knochen der Wirbelsäule). Etwa ein Drittel der Wirbelkörperfrakturen führt durch die Deformität der Wirbelsäule zu chronischen Beschwerden. Die operativen Maßnahmen zielen dabei auf die Dekompression (Entlastung) des Spinalkanals (Rückenmarkskanal) sowie der abgehenden Nervenwurzeln und die Stabilisierung deformierter Wirbelkörper ab.
Stabile vs. instabile Wirbelkörperfrakturen
- Stabile Frakturen (Brüche ohne Instabilität):
- In der Regel genügt das Tragen von Orthesen (Stützapparaten), um die Wirbelsäule zu stützen und die Heilung zu unterstützen.
- Instabile Frakturen (Brüche mit Instabilität) oder Einengung des Spinalkanals:
- Hier sind operative Maßnahmen erforderlich, die eine Dekompression (Entlastung des Rückenmarkskanals) und Stabilisierung der Wirbelsäule beinhalten. Diese Verfahren umfassen in der Regel die perkutane Vertebroplastie (minimalinvasive Zementinjektion) oder Kyphoplastie (minimalinvasive Wirbelaufrichtung).
Perkutane Vertebroplastie (PV)
Die perkutane Vertebroplastie ist ein minimalinvasives Verfahren zur Stabilisierung von osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen (z. B. Sinterungsbrüche [Zusammenfallen des Wirbels]). Neben der Osteoporose wird sie auch bei anderen Erkrankungen wie Metastasen (Tochtergeschwülste) im Wirbelkörper eingesetzt. Die PV führt in der Regel zu einer sofortigen Schmerzreduktion, verbessert die Mobilität und reduziert den Bedarf an Analgetika (Schmerzmitteln).
- Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Akute schmerzhafte osteoporotische Frakturen.
- Metastasen im Wirbelkörper.
- Evidenz zur Wirksamkeit (Beweise für die Wirksamkeit)
- Eine Studie zeigt, dass eine frühzeitig durchgeführte Vertebroplastie bei älteren Patienten mit akuten schmerzhaften Wirbelfrakturen effektiver ist als eine Placebobehandlung (Scheinbehandlung) [1].
- Allerdings ergab eine andere randomisierte Studie, dass eine Scheinoperation (Placeboeingriff) bei akuten osteoporotischen Wirbelfrakturen ähnlich gute Ergebnisse wie die Vertebroplastie erbrachte [2]. Diese Studie empfiehlt bei akuten Kompressionsfrakturen (Brüche durch Druck) einen Verzicht auf die Vertebroplastie.
- Risiken und Komplikationen (Gefahren und Nebenwirkungen)
- Zementembolien (Verstopfung von Blutgefäßen durch Zement) in der Lunge aufgrund von Zementleckagen (Austritt des Zements): Eine postmortale Analyse zeigte in 69 % der Fälle Leckagen, wobei 36 % intravenös (in den Venen) und 32 % intervertebral (zwischen den Wirbeln) waren [3].
Kyphoplastie
Die Kyphoplastie ist ein weiteres minimalinvasives Verfahren zur Behandlung von Wirbelkörperfrakturen. Im Gegensatz zur Vertebroplastie erfolgt hier die Aufrichtung des gebrochenen Wirbelkörpers durch Einführen von Ballons, die mit Kontrastmittel aufgefüllt werden. Nach der Aufrichtung wird die entstandene Höhle mit Knochenzement gefüllt, um die Fraktur zu stabilisieren.
- Vorteile (Nutzen)
- Neben der Stabilisierung der Fraktur (Knochenbruch) wird durch die Aufrichtung des Wirbelkörpers eine Korrektur der Wirbelsäulendeformität (Verkrümmung der Wirbelsäule) erreicht, was zu einer Verbesserung der Haltung und einer Schmerzlinderung führt.
- Risiken (Gefahren)
- Ähnlich wie bei der Vertebroplastie besteht auch hier das Risiko von Zementleckagen.
Zusammenfassung und klinische Relevanz
Operative Verfahren wie die Vertebroplastie und Kyphoplastie sind bei osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen (Brüchen der Wirbel durch Knochenschwund) effektive Methoden zur Schmerzlinderung und Stabilisierung. Die Wahl des Verfahrens hängt von der Stabilität der Fraktur sowie dem Ausmaß der Deformität und neurologischen Beeinträchtigung ab. Studienergebnisse legen nahe, dass die Vertebroplastie bei bestimmten Patientengruppen nicht immer zwingend erforderlich ist, da auch konservative Behandlungen vergleichbare Ergebnisse liefern können. Dennoch bleibt sie bei instabilen Frakturen eine wichtige Option.
Literatur
- Clark W, Bird P, Gonski P et al.: Safety and efficacy of vertebroplasty for acute painful osteoporotic fractures (VAPOUR): a multicentre, randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet. 2016 Oct 1;388(10052):1408-1416. doi: 10.1016/S0140-6736(16)31341-1. Epub 2016 Aug 17.
- Firanescu CE et al.: Vertebroplasty versus sham procedure for painful acute osteoporotic vertebral compression fractures (VERTOS IV): randomised sham controlled clinical trial. BMJ 2018; 360: k1551; online 9. Mai; https://doi.org/10.1136/bmj.k1551
- Ritter J et al.: Leckagen und Embolien bei Eingriffen mit Knochenzement-Applikationen im Bereich der Wirbelsäule, 98. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (DGRM), 17.-21. September 2019 in Hamburg