Osteoporose – Weitere Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Körperliche Aktivität: Muskelkraft und Koordination fördern sowie Immobilisation vermeiden!
  • Sonnenlicht unterstützt die körpereigene Produktion von Vitamin D für den Knochenstoffwechsel.
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
  • Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag)
  • Normalgewicht anstreben! Da Untergewicht häufig einen Risikofaktor für Osteoporose darstellt, muss auf eine ausreichende Kalorienzufuhr geachtet werden.
    • Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm oder Programm für Untergewichtige.
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 19. Lebensjahr: 19; ab dem 25. Lebensjahr: 20; ab dem 35. Lebensjahr: 21; ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Untergewichtige
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
  • Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit!
  • Vermeidung von Schenkelhalsfrakturen durch das Tragen eines Hüftprotektors

Jährliche Sturzanamnese

Bei Personen ab dem 70. Lebensjahr sollte jährlich eine Sturzanamnese durchgeführt werden, um eventuell Gegenmaßnahmen (Sturzprophylaxe) durchführen zu können. Dazu zählt auch die Überprüfung der Wohnung auf "Sturzfallen" wie rutschige Teppiche oder schlechte Beleuchtung (siehe dazu unter Sturzneigung/Prävention).
Bei hohem Sturzrisiko muss eine Ursachenabklärung stattfinden, um die passenden Maßnahmen wie Koordinationstraining, Medikamentenumstellung oder ähnliches einleiten zu können.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
  • Beachtung folgender spezieller ernährungsmedizinischer Empfehlungen:
    • calciumreiche (1.000 mg Calcium/Tag) Ernährung: Fisch, frisches Gemüse, Milch- und Vollkornprodukte* sowie Nüsse sind förderlich für den Knochenaufbau.
      *Die Daten von rund 3.300 Teilnehmerinnen der Kohortenstudie SWAN (Study of Women’s Health Across the Nation) lassen keine signifikanten Unterschiede in der Entwicklung der Knochendichte in Abhängigkeit vom Verzehr von Milchprodukten erkennen, d. h. es gibt keine Belege dafür, dass Frauen in mittleren Jahren in puncto Knochendichte oder Frakturen von Milchprodukten profitieren können [2].
    • Vitamin D-reiche Ernährung (Supplementierung mit 800-1.000 IE Vitamin D3 erforderlich, da keine ausreichende Aufnahme von Vitamin D aus der Nahrung möglich ist!)
    • Vermeidung von phosphathaltigen Trink- und Nährstoffen (z. B. Cola-Getränke, verschiedene Wurst- und Fleischwaren)
    • Beachten, dass für einen optimalen Knochenstoffwechsel weniger Säure-bildende Lebensmittel und stattdessen mehr Basen-spendende Lebensmittel zugeführt werden müssen.
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns

Sportmedizin 

  • Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
  • Regelmäßiges moderates Training mit Druckbelastung stimuliert den Knochenaufbau und senkt somit das Risiko für Frakturen (Knochenbrüche).
    Weiterhin sollten Maßnahmen zur Förderung der Muskelkraft und der Koordination (z. B. durch Tai-Chi) mit dem Ziel der Sturzreduktion durchgeführt werden. Gleichzeitig ist jedoch auch darauf zu achten, sich nicht zu überlasten und den Körper keinem erhöhten Risiko für Knochenbrüche auszusetzen.
  • Eine ideale Methode, um die durch Bewegungsmangel und Schonhaltung degenerierte Muskulatur wieder aufzubauen und die Wirbelsäule zu stabilisieren und so vor Wirbelkörperfrakturen (Wirbelbrüche) zu schützen, ist die Medizinische Kräftigungstherapie (MKT). Schwimmen, leichte Gymnastik, Wassergymnastik oder Wandern.
    Die Durchführung des körperlichen Trainings erfolgt am besten in der freien Natur, da so gleichzeitig auch noch durch das Sonnenlicht die Vitamin D-Produktion angeregt wird.
  • Kombiniertes Krafttraining d. h. Krafttraining und Übungen mit hoher Krafteinwirkung auf die Gelenke (z. B. Rennen, Seilspringen) erzielte bei postmenopausalen Frauen hinsichtlich des Erhalts der Knochendichte von Femurhals und Lendenwirbelsäule eine signifikante positive Wirkung, während Krafttraining allein nicht zu signifikant positiven Effekten führte [1].
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Kernspinresonanztherapie (KRT) (Synonyme: MBST-Kernspin-Resonanz-Therapie, Kernspin-Resonanz-Therapie, Multibiosignaltherapie, Multi-Bio-Signal-Therapie, MBST-Kernspin) – Behandlungsmethode, bei der die aus der Diagnostik bekannte Magnetresonanztomographie (MRT; Kernspintomographie; kurz: Kernspin) therapeutisch eingesetzt wird. Das Verfahren zielt auf die Reaktivierung von Stoffwechselprozessen in den Zellen, um auf diese Weise die Regeneration von defektem Knorpel- und Knochengewebe zu ermöglichen.
  • Ganzkörpervibrationstraining („whole-body vibration exercise“, WBV-Training); zwei Systeme stehen dafür zur Verfügung:
    • seitenalternierende Plattensysteme und
    • vertikal oszillierende Plattensysteme bzw. Möglichkeit für duale Vibrationen (vertikal und/oder seitenalternierend).

Maßnahmen bei Frakturen

Ist bereits eine Kompressionsfraktur (Knochenbruch (Fraktur), der durch die Stauchung eines Knochens in der Längsachse ausgelöst wird) des Wirbelkörpers eingetreten, muss eine adäquate Schmerztherapie durchgeführt werden.

Weitere Maßnahmen

  • Durch geeignete Lagerung Linderung der Frakturschmerzen, Gelenkkapselreizungen und Insertionstendopathien. Die entlastende Lagerung bei akuten Schmerzen ist normalerweise die Rückenlage mit um jeweils 90 Grad gebeugten Hüft- und Kniegelenken. Unterpolsterung der  Schulterregion sowie der oberen Anteile der Brustwirbelsäule, damit der Rundrücken breitflächig unterstützt wird. In der Seitenlage sollten die Hüft- und Kniegelenke zur Entlordosierung der Lendenwirbelsäule um circa 90 Grad gebeugt werden.
  • Physikalische Maßnahmen zur Behandlung der Beschwerden von  Muskeln, Knochen, Bändern und Gelenkkapseln
  • Thermotherapie
    • Kälteanwendungen bei frischen Frakturen und bei akut schmerzhaften Prozessen (Unterkühlung vermeiden!)
    • Wärmeanwendungen zur Entspannung schmerzhafter hypertoner Muskelgruppen
  • Massagen zur Schmerzminderung bei Verkrampfung; bei frischen Frakturen kontraindiziert (nicht angezeigt
  • Krankengymnastik zur Patientenmobilisierung und Kräftigung überlasteter Muskelgruppen 
  • Bei chronischen Schmerzen sind isometrische Übungen in der Entlastungshaltung sinnvoll.
  • Orthesen (orthopädische Hilfsmittel mit haltungskorrigierender und stützender Funktion) werden eingesetzt zur Schmerzlinderung und Mobilisierung der Patienten

Organisationen und Selbsthilfegruppen

Der Besuch von Selbsthilfegruppen kann helfen, die Angst vor erneuten Stürzen zu senken und so einer Einschränkung der sozialen Integration durch Immobilität vorbeugen.
Außerdem werden in Selbsthilfegruppen immer wieder wertvolle Tipps zur Krankheitsbewältigung gegeben. 

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e. V.
    Kirchfeldstraße 149, 40215 Düsseldorf
    Telefon: 0211-301314-0, Fax. 0211-301314-10 E-Mail: info@osteoporose-deutschland.de, Internet: www.osteoporose-deutschland.de

Literatur

  1. Zhao R, Zhao M, Xu Z: The effects of differing resistance training modes on the preservation of bone mineral density in postmenopausal women: a meta-analysis. Osteoporos Int. 2015 Jan 21
  2. Wallace TC et al.: Dairy Intake Is Not Associated With Improvements in Bone Mineral Density or Risk of Fractures Across the Menopause Transition: Data From the Study of Women's Health Across the Nation. Menopause 2020 May 11 doi: 10.1097/GME.0000000000001555